Ganz billig isst man bei Kikuya, dem Japaner in der Calwer Straße, nicht. Doch die Sushi-Auswahl und die Qualität überzeugen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Wer einmal eigenhändig versucht hat, Reis zu appetitlichen Häppchen zu formen und mit Thunfisch zu belegen, der weiß: man braucht geschickte flinke Finger, Geduld und sehr viel Übung. Das ist nur etwas für Könner. So einer ist der Sushi-Meister Robin Ong, der auf 33 Jahre Berufserfahrung zurückblickt. In seiner Heimat Singapur bediente er sogar schon den Premierminister.

 

Vor zehn Jahren kam Robin Ong nach Stuttgart, schätzte die Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt - und blieb. Früher arbeitete er im Fai Sushi, jetzt führt er in der Calwer Straße das Regiment in der Küche. Kikuya heißt "Für immer glücklich" und Robin Ong und die Betreiberin Yuki Zhang haben lange gesucht, um dieses Glück zu finden. "Das Restaurant ist mein Lebenstraum, wir haben fast zwei Jahre lang nach passenden Räumen Ausschau gehalten", erzählt er.

Locker die Füße baumeln lassen

Wo vorher das australische Bar-Restaurants Sydney's war, sitzt man jetzt auf Tatami-Matten an langen flachen Tischen und staunt über das urban-asiatische Ambiente. Keine Sorge: man muss zwar die Straßenschuhe ausziehen, aber nicht auf Knien hocken. Dank einer Vertiefung können die Gäste an den Tischen locker die Füße baumeln lassen. Wem das alles doch zu umständlich ist, dem bleiben immer noch die Barhocker am Sushi Circle.

Auf dem Laufband kreisen die herrlichsten Kreationen. Eine solche Auswahl in ordentlicher Qualität bekommt man hierzulande selten. Ob Jakobsmuschel, Tintenfisch-Sesam-Salat oder Spezial-Lachs: alles ist frisch und appetitlich angerichtet. Allein die Quallen lassen wir lieber links liegen. Die Preise für Sushi bewegen sich in üblichem Rahmen, speist man doch in bester Innenstadtlage. Zwischen 1,50 Euro (grüne Teller) und vier Euro (gelbe Teller) muss man für Sushi à la carte bezahlen, Take-Away-Menüs kosten 4 bis 39 Euro.

Mehr als ein Sushi-Lokal

Das Kikuya ist allerdings mehr als ein Sushi-Lokal. Auf der Speisekarte stehen Suppen und Salate, Tempura-Gerichte, Gegrilltes, japanische Nudeln in allen Variationen, Feuertopfspezialitäten, Sesam- und Grünteeeis. Die Suppe Dobin Mushi wird in einem Teekännchen serviert. Sechs Euro sind ein stolzer Preis für dieses Süppchen, das gut schmeckt, über dessen Zutatenliste wir jedoch lange rätseln. Beim Hauptgericht Seefood Nabe (16 Euro) erkennt man sofort, was drin ist: die Brühe mit Garnelen, Lachs, Tofu und frischem Gemüse ist wirklich zu empfehlen, bei der Nudelspezialität Teri Ramen (15 Euro) überzeugt vor allem die Qualität der Lachsfilets.

Angesichts der Auswahl an Speisen hat man Lust, mehr Facetten der japanischen Küche kennen zu lernen, zumal die Bedienung alle Fragen fachkundig beantwortet. Nur eines beeinträchtigt an diesem Abend den vollends entspannten Genuss. Auf dem riesigen Flachbildschirm an der Stirnseite des hell erleuchteten Raumes laufen Modenschauen in Endlosschleifen. Auch wenn der Ton abgedreht ist, hätten wir uns gerne ganz aufs Essen konzentriert.


Die Bewertung

Küche: * * * *

Service: * * * *

Ambiente: * * *

* * * * * = herausragend, * * * * = überdurchschnittlich, * * * = gut, * * = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Kikuya
Calwer Straße 31, Tel. 504 474 24.
Geöffnet montags bis donnerstags von 11.30 bis 23 Uhr, freitags und samstags 11.30 Uhr bis 23.30 Uhr, sonn- und feiertags 12.30 bis 21.30 Uhr. Mittagsmenüs ab 9,90 Euro, Sushi-Menüs 13 bis 15 Euro.