Das für die Modemeile Scenario gedachte Gelände auf dem Killesberg wird neu ausgeschrieben – ohne den bisherigen Investor Franz Fürst. Die neuen Voraussetzungen passen nicht in sein Konzept.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Das lange Jahre von dem österreichischen Investor Franz Fürst für ein Modezentrum vorgesehene Gelände auf dem Killesberg wird neu ausgeschrieben. Zuvor soll eine Planungswerkstatt klären, welche Vergabekriterien das Angebot enthalten wird. Ein Teil des Geländes wird an Baugemeinschaften vergeben werden. Franz Fürst, der am Kochenhof schon sein Großprojekt „Think K“ realisiert, wird nicht unter den Bietern sein. Die neuen Voraussetzungen passen nicht zu dem von ihm vorgelegten Konzept.

 

Sechs Jahre nach den ersten Entwürfen für die unter dem Arbeitstitel Scenario geplante Fashion Mall, aus der bekanntlich nichts wurde, nimmt der Gemeinderat in der Sache einen neuen Anlauf. Das Gelände Am Kochenhof an der roten Wand soll in einem Bieterverfahren neu vergeben werden. Die Fläche war eigentlich Franz Fürst zugedacht, dem es aber all die Jahre nicht gelungen ist, die Vertragsbedingungen – der Nachweis eines Vermietungsstands für sein Scenario von 60 Prozent – zu erfüllen.

Bis zu 50 Prozent geförderte Wohnungen

Die Ratsmehrheit von Grünen, SPD und SÖS/Linke haben sich darauf geeinigt, dass die Ausschreibungskriterien mit Bürgerbeteiligung entwickelt werden sollen. Und wer den Zuschlag erhalten will, muss auf dem Grundstück „eine Quote von 50 Prozent geförderten Wohnraum“ erfüllen, fordert die SPD, von „bis zu 50 Prozent“ sprechen die Grünen. Gesetzt ist, dass ein Teil des Areals Baugemeinschaften vorbehalten wird. „Wir brauchen dafür mehr Flächen“, sagt Grünen-Fraktionschefin Silvia Fischer. Es habe „sehr viele Bewerbungen für die wenigen Grundstücke“ gegeben, die im Rahmen des „Think K“-Projekts dafür vorgesehen waren.

Dass das Gelände neu ausgeschrieben wird, ist auch im Sinne der CDU. Eine Planungswerkstatt hätte es nach Ansicht von Fraktionschef Alexander Kotz aber nicht gebraucht, die für die Bürger wichtigen Infrastruktureinrichtungen, das Stadtteilzentrum mit Läden, Arztpraxen, Gastronomie und Dienstleistungen, gebe es auf der anderen Straßenseite schon.

Franz Fürst glaubt, dass das jetzt beschlossene Vorgehen „zwei bis drei Jahre länger dauern“ werde als das von ihm vorgeschlagene. So lange aber könne er seinen Mitarbeiterstab in Stuttgart nicht vorhalten, sagt der Salzburger Investor zur StZ. „Wir könnten in spätestens einem Jahr mit dem Bau anfangen und wären 2014 fertig.“ Wie berichtet, hat Fürst seine ursprünglichen Pläne geändert. Während im alten Scenario Wohnungen kein Thema waren, sieht sein neues Konzept bis zu 84 Wohnungen vor. „Wir könnten jede beliebige Größenordnung von gefördertem Wohnraum umsetzen“, sagt er. Im vorderen Bereich der sieben Baukörper schirmt ein lang gezogenes Element die Wohnungen von der Straße ab. Dort soll ein Haus für Design, Wellness und die Kreativwirtschaft entstehen. Daran haben Grüne und SPD Kritik geübt, ihnen gefällt der große Wellnessbereich nicht, die SPD könnte sich an der Straße Wohnungen vorstellen.

Der Kämmerer will einen guten Preis erzielen

Auch wenn Fürst über sein Konzept sagt, es handle sich nur um einen „Vorschlag“, ist er von der Idee, auch direkt am Kochenhof Wohnungen zu bauen, nicht begeistert. „Ein verglaster Laubengang wäre an der Stelle nicht sehr sexy“, sagt er. Und der Investor findet, dass es „vielleicht auch etwas zu weit geht“, wenn man hier die genaue Nutzung vorgeben wolle. Fürst wird an dem geplanten Bieterverfahren jedenfalls nicht teilnehmen. Seinen Vorschlag, von dessen Qualität er überzeugt ist, wird er aber aufrechterhalten und abwarten. Er vergisst nicht zu erwähnen, dass sein Konzept mit einem „großzügigen Kaufpreisangebot“ an die Stadt verbunden sei.

Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) bestätigt, dass Fürst der Stadt „einen sehr guten Erlös gesichert hätte“. Dies ist für den Kämmerer von Belang, nach der Beschlusslage des Rates sollte die Stadt für den Verkauf des alten Messegeländes 54 Millionen Euro erzielen, als Beitrag zum Finanzierungsanteil an der neuen Messe. Bis jetzt habe man erst 36 Millionen Euro zusammen, sagt Föll. Die bestehende Lücke werde man zwar nicht mit dem Verkauf des Scenario-Geländes füllen können, „die Differenz sollte aber möglichst klein sein“. Föll will jedoch nicht ausschließen, dass man mit den neuen Verfahren „Erlöse in vergleichbarer Höhe“ erzielen könne, diese seien auch beim Verkauf an Baugemeinschaften bis jetzt „sehr gut“ gewesen.