Die Stadtbahn-Strecke in Stuttgart zwischen der Heilbronner Straße und der gut 500 Meter entfernten Endhaltestelle Killesberg wird erneuert.  

Stuttgart - Die mit Diamanten besetzten Spitzen des Doppelbohrers fressen sich links und rechts neben der Stahlschiene in den Beton, Kühlwasser quillt aus beiden Bohrlöchern. "Anschließend verschrauben wir die Schienen mit Hilfe langer Schrauben in dem Betonfundament", sagt Alexander Schirling, Bauleiter bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG.

 

Zwischen Heilbronner Straße und der gut 500 Meter entfernten Stadtbahnendhaltestelle auf dem Killesberg muss auf Höhe der Stadtbahnhaltestelle Eckartshaldenweg noch viel gebohrt und geschraubt werden. "Insgesamt benötigen wir 11.000 Bohrlöcher für alle 2750 Befestigungspunkte", erläutert Schirling. "Das dauert noch bis Ende November."

Steilwandkurve soll die nächsten 30 Jahre standhalten

Zwischen Heilbronner Straße und dem Killesberg ist Stabilität gefragt. Schließlich soll die neue Steilwandkurve mit sieben Prozent Steigung und einer Erhöhung von 15 Zentimetern auf der Außenseite der Kurven dem Stadtbahnbetrieb über die nächsten 30 Jahre standhalten. Die im Jahr 1993 zur Internationalen Gartenschau (Iga) eröffnete Stadtbahnstrecke, ist bereits nach 18 Jahren verschlissen. Die 80 Meter langen Stadtbahnzüge hatten an den Schienen und am Gleisbett deutliche Spuren hinterlassen. "Wenn alle paar Minuten ein 100 Tonnen schwerer Stadtbahnzug fährt, kommt viel Druck zusammen", bestätigt Schirling. Bei dem 1,5 Millionen Euro teuren Neubau der s-förmigen Steilstrecke legen die SSB deshalb eine Schippe Beton mehr drauf. Das massive, 20 Zentimeter dicke Gleisbett aus Beton für den Streckenabschnitt stadteinwärts ist bereits fertig. Darauf werden nun an den Rändern die "Längsbalken" für die Schienen betoniert.

Die hängen schon - in einer speziellen Halterung - über der Verschalung, in die wenig später der Beton fließt. "Wir arbeiten uns in 30-Meter-Schritten in Richtung Killesberg voran", erklärt Jochen Gartner vom SSB-Gleisbau. "Wenn die Betonträger ausgehärtet sind, können die Löcher gebohrt und die Schienen befestigt werden."

Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Die rund 20 Spezialisten auf der Gleisbaustelle müssen Millimeterarbeit leisten. Dort, wo gestern noch betoniert wurde, werden jetzt Schienen feinjustiert, Stützen sichern die eingestellten Positionen. Entlang der Trasse gibt es alle paar Meter genau fixierte Messpunkte, mit deren Hilfe die Schienenlage penibel angepasst werden kann.

Über dem Beton wird später wieder Gras sprießen

Das Gleis, auf dem die Stadtbahnzüge künftig stadteinwärts rollen, wird in den nächsten zwei bis drei Wochen fertiggestellt. "Dann kommt die andere Richtung dran", so Schirling. "Dabei arbeiten wir uns vom Killesberg zur Heilbronner Straße vor." Dann geht es an der schmalen Baustelle noch enger zu, weil der Beton nicht mehr mit dem Lastwagen vor Ort gebracht werden kann. "Wir müssen den Beton dann mit einem Bagger nach oben bringen, der auf dem fertigen Gleis fahren kann", sagt Jochen Gartner vom SSB Gleisbau. Über dem Beton wird übrigens später wieder Gras sprießen. "Außer den Schienen ist dann fast nichts mehr zu sehen", sagt Schirling. "Wir sind hier ja auch im Grünen."

Den heikelsten Abschnitt der Schienenstrecke - die in der Heilbronner Straße liegenden Kurvenstücke - haben die Gleisbauer schon am vergangenen Wochenende gemeistert. Die Sperrung der Heilbronner Straße wurde dabei dem Fahrer eines Betonmischers fast zum Verhängnis. "Der hat den Spezialbeton, der innerhalb von vier Stunden aushärtet, gerade noch rechtzeitig über die einzige Zufahrt zur Baustelle gebracht", erzählt Schirling. "Sonst hätte er ihn mit Hammer und Meißel aus der Mischtrommel schlagen müssen."