Ein dänisches Autorenduo hat den inzwischen dritten Band einer neuen Thrillerreihe vorgelegt. Diese erfindet das Thrillergenre nicht neu, unterhält aber bestens.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Nachdem Henning Mankell um die Jahrtausendwende mit seinen Wallander-Krimis die skandinavischen Thriller weltweit populär gemacht hatte, steht die Grundrezeptur nordischer Krimis fest: Ein meist wüst-grausames Verbrechen vor düsterer Kulisse sowie ein knurriger Ermittler mit dissozialen Zügen und Hang zu depressiven Verstimmungen. Ist ein solcher Thriller erfolgreich, entwickelt er sich gern zur Reihe, in der die persönlichen Schicksale der ermittelnden Kriminalpolizisten eine nicht weniger wichtige Rolle spielen als die Fälle selbst.

 

So banal die Mischung scheint, sie funktioniert seit Jahrzehnten und im Kielwasser der Mankellschen Thriller tummeln sich inzwischen Namen wie Jussi Adler-Olsen und Jo Nesbø, die verlässlich Bestseller abliefern und den skandinavischen Thrillern ein eigenes Gepräge geben.

Grausame Morde und kauzige Ermittler

Seit kurzem ist in Dänemark ein neues Autorenduo unterwegs, das inzwischen den dritten Teil der neuen Reihe „Ein Fall für Juncker und Kristiansen“ vorgelegt hat. Jeder Band des Journalistenpaares Janni Pedersen und Kim Faber tummelt sich verlässlich in den Bestsellerlisten, und nachdem nun am Ende des dritten Teils zunächst einmal ein vorläufiger Einschnitt erreicht zu sein scheint, ist der richtige Zeitpunkt erreicht für die Frage: Lohnt sich die Lektüre?

Eines steht fest: Pedersen und Faber und ihr Verlag verstehen ihr Geschäft. Ihr Thriller bieten den Freunden skandinavischer Krimis, alles, was sie erwarten: Die Taten sind wenn nicht grausam, so doch zumindest absonderlich, die Verflechtungen zwischen Tätern, Opfern, Zeugen, Randfiguren und, ja, auch den Ermittlern kompliziert, die emotionalen und familiären Verhältnisse des Polizistenduos Signe Kristiansen und Martin Junckersen weitgehend desolat.

Es beginnt mit einer Degradierung

Juncker, wie er unter Kollegen gerufen wird, findet sich zu Beginn von „Schneeland“ auf einem Polizeiposten in der Provinz wieder, nachdem er sich durch eine Dummheit aus der Kopenhagener Polizei gekegelt hat und vor den Trümmern seiner Ehe steht. Immerhin wird auch auf dem Dorf gemordet und der „alte Hase“ kann bald unter Beweis stellen, dass sein kriminalistischer Spürsinn immer noch funktioniert.

Signe Kristiansen arbeitet zu viel und bekommt das von ihrem Ehemann regelmäßig passiv-aggressiv aufs Butterbrot geschmiert, wird allerdings von einem traumatischen Erlebnis getrieben, von dem sie keinem etwas erzählen kann. Auch hier bröselt die Ehe vor sich hin, und man kann nicht behaupten, dass Kristiansens „Lösungsansätze“ immer konstruktiv sind.

Ein kriminelles Geflecht über drei Bände

Über die drei Bände entwickelt sich ein Geflecht von mehreren Fällen, die meist miteinander zusammenhängen, sei es durch die Täter, die Opfer oder die Ermittler. Das schildern Pedersen und Faber schnell und leicht, sodass der Spannungsbogen immer stabil und die Lektüre unkompliziert bleibt. Jeder der gut 500 Seiten starken Bände ist meist so schnell durchgelesen, dass sich der Leser am Ende fragt, war das nun nur literarisches Weißbrot oder doch ein raffiniert gekochtes Menü?

Die Antwort lautet: Ein wenig von beidem. Pedersen und Faber liefern schnelle, leicht geschriebene Thriller ab, deren Fälle und deren eigenwillige Charaktere durchaus zu fesseln wissen. Sie erfinden den skandinavischen Thriller allerdings nicht neu. Aber das gilt ja für viele Krimigenres. Wer diese Art Thriller mag, greift gerne zu und bekommt gute Hausmannskost.