Die Oeffinger Schwimmerin Kim Herkle steigert sich erneut und darf aller Voraussicht nach im Mai zu den kontinentalen Titelkämpfen in Ungarn. Selbst die Olympia-Qualifikation ist noch vorstellbar.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Heidelberg/Oeffingen - Kim Herkle kommt offenbar auch mit massiver Mehrfachbelastung ganz gut zurecht. Sie fühlt sich für gewöhnlich okay dabei, „unter Strom zu stehen“. Ja, sagt die 18-Jährige aus Oeffingen: „Ein bisschen brauch’ ich das so.“ An Organisationstalent und Widerstandskraft wird sie auch in naher Zukunft Bedarf haben, denn diesen aufreibenden Aprilwochen werden sich für Kim Herkle nicht weniger aufreibende Maiwochen anschließen. Den Abiturprüfungen am Helmholtz-Gymnasium folgen im nächsten Monat quasi ohne Pause die Europameisterschaften in Budapest. Die Teilnahme an ebendiesen kontinentalen Titelkämpfen der Schwimmerinnen und Schwimmer ist der Kaderathletin nach dem Osterwochenende kaum mehr zu nehmen. Beim Qualifikationswettkampf an vertrauter Wirkungsstätte in Heidelberg ist sie darüber hinaus mit neuerlicher Bestleistung gar noch näher an die Norm für die Olympischen Spiele in Tokio herangerückt, vom 23. Juli bis zum 8. August vorgesehen.

 

Kim Herkle schwimmt 200 Meter Brust in 2:25,56 Minuten

Ihr Schlusspunkt war für Kim Herkle auch der Höhepunkt der beiden Qualifikationstage am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg, an dem sie selbst seit September 2019 trainiert. Nach den auch schon wieder bemerkenswerten 2:26,19 Minuten im Vorlauf steigerte sie sich am Sonntagabend als Siegerin in ihrer Paradedisziplin über die 200 Meter Brust auf 2:25,56 Minuten. Damit korrigierte die mehrmalige nationale Nachwuchsmeisterin nicht nur ihre auch noch frische eigene deutsche Rekordmarke bei den 18-Jährigen. Sie war unter Frauen zum wiederholten Mal die Schnellste – und schnell genug für einen Startplatz bei den Europameisterschaften in Ungarn. Selbst die überaus anspruchsvolle Olympia-Norm über 200 Meter Brust (2:24,90 Minuten) ist nicht mehr außerhalb des Vorstellbaren, obschon aufgrund der Anforderung ein deutscher Rekord bei den Frauen (bisher: 2:25,00 Minuten, gehalten von Jessica Steiger) Voraussetzung ist für eine Sommerreise nach Japan. „Schade, dass es damit am Wochenende nicht geklappt hat“, sagt Kim Herkle. „Aber die Zeit war schon echt gut. Und bei den Europameisterschaften sollte ich nun sicher dabei sein.“

Die 18-Jährige will die Olympia-Norm noch einmal angreifen

Die Titelkämpfe in fünfeinhalb Wochen in der Duna-Arena in Budapest sollen aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer ausgetragen werden, dafür mit Kim Herkle bei zumindest zwei Gelegenheiten. Denn die Sportlerin aus Oeffingen, die für den SV Cannstatt startet und seit mehr als eineinhalb Jahren in Heidelberg lebt, hat sich auch über die 200 Meter Lagen für den internationalen Vergleich in Ungarn empfohlen. In Heidelberg erreichte sie in dieser Vielseitigkeitsprüfung mit allen Schwimmarten (Schmetterling, Rücken, Brust und Freistil) zunächst 2:14,15 Minuten, im Finale schlug sie nach 2:14,42 Minuten und erneut als Zweite hinter Zoe Vogelmann (SV Nikar Heidelberg/2:12,12 Minuten) an. Am Samstag hat Kim Herkle beim Treffen der Schwimm-Asse auch die 100 Meter Brust absolviert. Den Vorlauf gewann sie in 1:10,06, das Finale gar in 1:09,17 Minuten. Das Finale über 200 Meter Brust, Schluss- und Höhepunkt, sollte am Sonntag die beiden Qualifikationstage an ihrer Trainingsstätte abrunden.

Diese Woche verbindet Kim Herkle nach einem Heimatbesuch in Oeffingen wieder Abiturvorbereitung und Hochleistungssport. Den nächsten Qualifikationswettkampf am kommenden Wochenende in Magdeburg wird sie nach Absprache mit ihrem Heidelberger Trainer Alexander Kreisel auslassen. Eine Woche später, zum Abschluss der Serie in Berlin, möchte die 18-Jährige trotz Mehrfachbelastung noch einmal die Olympia-Norm angreifen.