Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un reitet auf einem weißen Pferd durch den Schnee. Eine Kriegserklärung an den guten Geschmack.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - „Er arbeitet wie ein Ochse und isst wie eine Maus“, so lautet ein altes koreanisches Sprichwort. Tatsächlich trifft selbiges auch für viele figurbewusste Koreaner zu, vor allem im kommunistischen Norden, wo in Frauenzeitschriften die staatlich verordnete „Hundert-Reiskörner“-Diät vor einigen Jahren der absolute Renner war. Man hungert schließlich für eine gute Sache, schuftet ein Leben lang wie ein Paarhufer und lebt von der Liebe zum obersten Moppelführer Kim Jong-un.

 

Narzisstischer Hipstergott

Der Diktator scheint, wenn er nicht gerade nahe Verwandte hinrichten lässt oder seinem hungernden Volk die überzähligen Kohlenhydrate wegfuttert, ein besonderes Augenmerk auf spektakuläre Selbstinszenierungen zu richten, wobei Huftiere mitunter eine stützende Rolle spielen. Beim Ausritt auf einem Schimmel im Gebirge an der Grenze zu China erinnert der Hipstergott mit dem Charme eines Atomsprengkopfes an ein adipöses Reiterdenkmal. Vielleicht aber drehte der 35-jährige Schönling gerade ein nordkoreanisches Remake eines berühmten Filmmärchens mit dem Titel „Drei Abschüsse für Aschenbrödel. Wie dem auch sei: Kim Jong-un bleibt seinem narzisstischen Führungsstil wie auch seiner Frisur treu: unten und seitlich kahl wie ein nordkoreanischer Kinderteller, oben voluminös und fett wuchernd wie die Partei.