Erneut kommt die Notwendigkeit der Schwenninger Babyklappe in der Stadt zum Tragen: Am Freitagnachmittag wurde dort ein Neugeborenes hinterlassen.

Einmal mehr hat die Babyklappe der Pro-Kids-Stiftung ein junges Leben gerettet: Joachim Spitz, Stiftungsratsvorsitzender, bestätigte, dass am Nachmittag des 21. Aprils erneut ein Neugeborenes in die Klappe am Franziskusheim in der Neckarstraße gelegt wurde. Das geht aus einem Bericht des Schwarzwälder Boten hervor.

 

Das Mädchen ist bereits das sechste Kind seit 2010, das in der Klappe abgelegt wurde. Laut Spitz zeige der Vorfall erneut, wie wichtig die Einrichtung einer Babyklappe in Schwenningen für die gesamte Region sei. Dass am Prinzip der Babyklappe vereinzelt auch immer wieder Kritik geäußert wird, kann er nicht verstehen. „Das Argument, Frauen werde es dadurch leicht gemacht, ein Kind loszuwerden, greift für mich nicht. Diese jungen Mütter sind alle in einer psychischen Ausnahmesituation“, erklärt er.

Eine Einrichtung für verzweifelte Mütter

„Das Recht auf Leben wiegt für mich auch schwerer als das Recht des Wissens auf Herkunft, auch wenn das im Grundgesetz steht.“

Die Babyklappe ist eine Einrichtung für verzweifelte junge Mütter, die sich – aus welchen Gründen auch immer – gegen die Option einer anonymen Geburt im Klinikum entscheiden. Spitz erklärt die Abläufe: In der Klappe integriert ist ein Kinderbettchen, das permanent kameraüberwacht wird. Sobald die Klappe geöffnet wird, löst sie ein Klingelsignal bei der diensthabenden Pflegefachkraft im Wohnbereich aus. Diese kann schon vom Dienstzimmer aus sehen, ob ein Baby abgelegt wurde und schnell reagieren. Dann kommt eine Routine in Gang: Das Findelkind kommt ins Schwarzwald-Baar-Klinikum und wird dort in der Kinderklinik gründlich untersucht. Sofern es gesund ist, bleibt es zwei bis drei Tage in der Obhut des Krankenhauses. Hier befindet sich derzeit auch das Baby. Von Beginn an ist der Pflegekinderdienst und der Adoptionsdienst im Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) der Stadt beteiligt. Parallel dazu wird vom Familiengericht ein Amtsvormund bestellt, der die rechtliche Vertretung des Kindes übernimmt. Nach der klinischen Untersuchung folgt baldmöglichst die Unterbringung in Bereitschaftspflege: Das Kind kommt also vorübergehend zu einer Familie, die sich ihm die erste Zeit annimmt.

Betroffene Eltern können sich noch melden

Erst im Anschluss folgt die Vermittlung in eine Adoptionspflegefamilie, sofern sich die leibliche Mutter nicht doch noch meldet. In der Babyklappe sind Kontaktinformationen des JuBIS, der lokalen Beratungsstellen und der ProKids-Stiftung hinterlegt, so dass die Mutter sich jederzeit melden kann und Beratung erhält. Auch dazu, welche Schritte notwendig wären, um die aus einer Notsituation heraus getroffene Entscheidung rückgängig zu machen. Das ist im Zeitraum von etwa sechs Wochen bis drei Monate der Fall. „In diesem Zeitraum bleibt das Kind bei der Pflegefamilie“, so Spitz. Wenn es erstmal adoptiert ist, sei der Zug jedoch abgefahren. Die Babys, die hier von ihren unbekannten Müttern abgelegt wurden, waren allesamt bester Gesundheit und wachsen heute in Adoptivfamilien auf. Das sei auch das Ziel der Klappe: Vor Jahren habe Spitz in der Zeitung er gelesen, dass eine Mutter ihr Neugeborenes in einer Plastiktüte in einem Wald bei Singen abgelegt hatte, wo es zwangsläufig gestorben war. „So etwas darf nicht wieder vorkommen“, beschloss er damals und so wurde der Einbau einer Babyklappe in Schwenningen initiiert. Das Projekt kostete rund 30 000 Euro. Das nun abgelegte Neugeborene ist laut den Verantwortlichen wohlauf.