Jay Beatty hat das Tor des Monats in Schottland geschossen. Er ist elf Jahre alt, leidenschaftlicher Fan von Celtic Glasgow – und hat das Down-Syndrom. Die Bilder seines Treffers haben hunderttausende Menschen berührt.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Jay Beatty steht an der Fünfmeterlinie. Ein kurzer Anlauf, zwei, drei Schritte genügen. Es ist der 17. Januar 2015, Celtic Glasgow spielt bei Hamilton Academical, schottische Premiership, erste Liga.

 

Jay Beatty läuft an, schießt, der Ball landet aus Sicht des Schützen im rechten Eck, der Torhüter liegt im linken. Tor. Grenzenloser Jubel auf der Tribüne von den Fans von Celtic Glasgow. Jay Beatty breitet die Arme aus und nimmt strahlend die Ovationen entgegen. „We love you Jay, we do“ und „There’s only one Jay Beatty“, singen die Celtic-Fans. Selbst die Anhänger von Hamilton erheben sich und applaudieren.

Jay Beatty ist elf und hat Trisomie 21.

Das bewegende Video vom Auftritt des kleinen Jungen mit dem Down-Syndrom auf dem Rasen in der Halbzeitshow der Partie seiner geliebten Celtics in Hamilton ging via soziale Netzwerke um die Fußball-Welt. Hunderttausende waren gerührt von der Kraft und der Wärme, die von diesen ergreifenden Bildern ausging. Von dem Strahlen des Jungen, der auf Einladung von Hamilton bei dem Spiel zu Gast war, von der wunderbaren Reaktion der Zuschauer.

Jay Beatty ist aber 1:20 zu sehen.

Als wäre die Geschichte nicht schon außergewöhnlich genug, haben die Verantwortlichen der schottischen Fußball-Liga SPFL ein Kapitel hinzugefügt. Sie haben den Pausentreffer für die offizielle Wahl zu Schottlands Tor des Monats nominiert: Unter „Goal J – Jay Beatty; Hamilton v CELTIC“ stand es neben neun weiteren Treffern zur Auswahl. Die Resonanz war gewaltig: Celtic Glasgow rief seine Anhänger auf, für Jay zu stimmen, viele tausende andere auch wählten via Facebook und auf dem SPFL-Youtube-Kanal „J“ – und nun ist es auch so gekommen: Jay Beatty hat die Abstimmung mit 97 Prozent der Stimmen gewonnen und Schottlands Tor des Monats Januar erzielt. „Ein elfjähriger irischer Junge mit einer Behinderung gewinnt diesen Preis – das sendet hoffentlich eine positive Botschaft in die Welt“, sagt Jays Vater Martin: „Nichts ist unmöglich.“

Der Junge ist schon länger ein kleiner Star unter den Celtic-Fans. Sie nennen ihn liebevoll „Wee Jay“, er hat eine eigene Facebookseite (Wee Jay Celtic Bhoy), auf der über das Down-Syndrom aufgeklärt wird und „um unseren Wee Jay zu feiern“, wie es dort heißt. Erstmals ins mediale Rampenlicht geriet Jay durch die Freundschaft zu dem ehemaligen Celtics-Stürmer Georgios Samaras. Im Mai 2014 nahm der Torjäger ihn unter dem Jubel der Masse bei der Meisterfeier des Clubs mit auf eine Ehrenrunde im ausverkauften Celtic Park. Das Video der emotionalen Szenen wurde auf Youtube 1,4 Millionen mal angeklickt.

Als Georgios Samaras dann 2014 bei der WM in Brasilien Griechenland mit einem verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit ins Achtelfinale schoss, gingen die Bilder von Jay Beattys ausgelassenem Jubel vor dem heimischen Fernseher um die Welt. Es war einer der bewegendsten Momente des Turniers. Der griechische Verband lud Jay daraufhin sogar zur WM ein, der war aber mit der Familie bereits auf dem Weg in den Urlaub. „Dieser Junge gibt mir so viel Kraft, einfach unglaublich. Das lässt sich nicht in Worte fassen“, sagte Samaras: „Dein Lächeln und deine Unterstützung geben jedem Kraft. Ich bin sehr stolz darauf, dein Freund zu sein.“

Celtic Glasgow gewann das Spiel an besagtem Tag im Januar übrigens 2:0. Der Gastgeber Hamilton Academical twitterte auf seinem Account zu Ehren von Jay Beattys Tor nach Spielschluss als Endergebnis 0:3.