Das erste Architekturfestival der Kinder-Biennale in Esslingen bringt Kindern das Thema Architektur vielseitig näher. Führungen zu historischen Stätten etwa organisieren sie selbst.

Esslingen - Farben werden in Pappbechern gemischt, glänzende Mosaiksteine auf Papier geklebt und um dick aufgetragene Farbe schnell trocken zu bekommen, wird auch mal zum Föhn gegriffen: Beim ersten Kinderarchitekturfestival, das im Rahmen der Kinder-Biennale in Esslingen stattfindet, dreht sich zwar alles um das Thema Architektur, doch neben Besichtigungen und Führungen geht es vor allem kreativ zur Sache.

 

Hochkonzentriert sitzt die kleine Nina über ihrem großformatigen Bild. „Das ist das Taj Mahal“, sagt die Achtjährige. In einem Buch über große Bauwerke hat sie es entdeckt, und es hat ihr gut gefallen. Akribisch genau hat sie es mit Bleistift abgemalt. Nur mit der Farbe des in Wirklichkeit marmorweißen Gebäudes nimmt sie es nicht so genau. Goldene Minarette und rosa Dächer sind hübscher? Nina lacht schüchtern und nickt.

Kunstwerke werden ausgestellt

„Es ist ganz toll, wie die Kinder teilweise drei Stunden an einem Bild dran sitzen“, sagt Margit Bäuerle begeistert. Schließlich weiß die Künstlerin und Projektleiterin der Kinder-Biennale, dass die Kleinen nur lange dran bleiben, wenn es ihnen wirklich Spaß macht. Um das zu garantieren, sind die Angebote des diesjährigen Ferienprogramms wahrlich vielseitig. Das Zentrum des Geschehens ist die Katharinenschule. Hier malen und gestalten die 45 Kinder großformatige Bilder. Zwei Themen stehen im Vordergrund. Eine Gruppe malt Bilder der Berliner Mauer. Dabei geht es nicht darum, die Kunstwerke der berühmten East Side Gallery zu kopieren, sondern eigene Ideen und Assoziationen auf das Papier zu bringen.

Eine andere Gruppe hat sich mit Weltmetropolen beschäftigt. Was sie aus New York, Madrid, Paris oder London kennen, haben die Kinder erst gesammelt und dann – manchmal recht komprimiert – auf ihre Leinwände gemalt. So ist der grüne Central Park etwa von Wolkenkratzern umgeben, deren Fenster aus glitzernden Mosaiksteinchen geklebt sind.

„Die Bilder werden anschließend in der Radiologiepraxis im Lammgartenzentrum ausgestellt“, sagt Margit Bäuerle. Die Vernissage dazu findet am 17. November statt. Auch ausgestellt werden Fotografien der Nachwuchskünstler, die sie unter Anleitung des Fotografen Konrad Gaag auf ihren Touren durch Esslingen gemacht haben. „Ich zeige ihnen zunächst einmal, dass eine Kamera kein Handy ist und mit beiden Händen gehalten werden muss“, erklärt der Pensionär.

Kinder führen durch die Altstadt

Bei so manchem Kind lässt sich schon in frühen Jahren erkennen, das es ein gutes Auge hat. „Bei manchen Bildern konnten Erwachsene kaum glauben, dass sie von einem Zehnjährigen stammen“, sagt Gaag.

Doch ein Architekturfestival wäre keines, wenn man sich nicht auch mit Architektur beschäftigen würde. Das konnten die Kinder bei Führungen beispielsweise durch die Stuttgarter Staatsgalerie, die Landesbibliothek und das Mercedes-Benz-Museum. Aber auch ihre Heimatstadt Esslingen sollte nicht zu kurz kommen. Die mit elf und zwölf Jahren etwas älteren Kinder haben für die Biennale bereits im vergangenen Jahr eigene Touren erarbeitet und die kleinen Teilnehmer durch die Weststadt und durch die Altstadt gelotst. Die Führungen der Kinder-Stadtführer können auch beim Stadtmarketing Esslingen gebucht werden.