Die Folgen davon erlebt auch Bernd-Ulrich Groß, Rektor der Römerschule im Süden. "In den letzten fünf Jahren habe ich festgestellt, dass vielen Kindern die Wassergewöhnung fehlt - die Nichtschwimmergruppen werden größer." Und die Schwimmlernzeit daure so länger. Das Problem sei jedoch: "Wir haben nicht so viele Nichtschwimmerbecken." Und die Bäderbelegung sei von den Schulen hart umkämpft. Deshalb bietet Groß seit einem Jahr seinen Zweitklässlern nachmittags einen Anfängerschwimmkurs an, freiwillig, gemeinsam mit dem Hallenbad. Von den 50 Euro Gebühr müssten die Eltern nur zehn oder zwanzig Euro bezahlen, den Rest übernehme ein Sponsor. Von den 70 künftigen Zweitklässlern seien 45 dafür angemeldet worden, "Das ist super", so Groß. Allerdings würden im regulären Schwimmunterricht kränkliche Kinder häufiger entschuldigt. Es gebe jedoch anders als noch vor einigen Jahren "keine Kinder, die aus religiösen Gründen nicht zum Schwimmen gehen dürfen".

Im Schulamt hat man bereits Konsequenzen aus den Ergebnissen der Studie gezogen - und an der Carl-Benz-Schule in diesem Schuljahr die Schwimmzeiten verlängert. Mit Erfolg: zum Ende dieses Schuljahrs können bereits 69 Prozent der Drittklässler schwimmen und 50 Prozent der Viertklässler. Auch die anderen Schulen mit hoher Nichtschwimmerquote sollen bei der Bäderbelegung künftig Vorrang haben. "Das", meint Knauß, "ist die einzige Möglichkeit, etwas zu ändern". Auch auf die Eltern wolle man verstärkt zugehen, so Knauß: "Man muss sie überzeugen." Viele seien heute ängstlich, könnten selbst nicht schwimmen oder wollten ihren Kinder keine Fußwege zumuten.

Attraktives Bäderkonzept


Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann sagt: "Es fehlt ein Konzept für die Elternarbeit." Sie schlägt vor, mit dem Thema bereits früher und auch umfassender anzusetzen, denn auch Schwimmverbände sowie das Kur- und Bäderamt hätten berichtet, dass immer weniger Familien mit Kindern ins Schwimmbad gingen. "Man muss Kindern und ihren Eltern Lust auf Wasser machen", sagt Eisenmann. Dies könne auch ein Thema für die Pädagogischen Verbünde sein, in denen Kitas und Grundschulen kooperieren. In dieser Verzahnung sei ein Pilotversuch mit einem attraktiven Bäderkonzept denkbar. "Die Mittel dafür wären da", sagt Eisenmann im Blick auf den Qualitätsentwicklungsfonds.

Die SPD-Ratsfraktion hatte in einem Antrag vorgeschlagen, dass Stuttgart sich an dem Heidelberger Schwimm-Fix-Projekt orientieren solle. Dort werden durch die Unterstützung von Sportstudenten die Schwimmgruppen verkleinert und der Bustransport der Schüler durch Spender finanziert. Diese Möglichkeit habe man geprüft, so Knauß. Sie lasse sich jedoch auf Stuttgart nicht übertragen: "Wir sind zu groß."