In Bad Cannstatt verfügen 29,4 Prozent der unter dreijährigen Kinder über einen Betreuungsplatz. Der Bezirk liegt leicht unter dem städtischen Durchschnitt.

Bad Cannstatt - Seit dem 1. August haben Eltern auch für ihre ein- bis dreijährigen Kinder einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Am Montag, 14. Oktober, wurde im Jugendhilfeausschuss des Gemeinderats nun der Jahresbericht 2013 „Entwicklung der Kindertagesbetreuung in Stuttgart“ vorgestellt. Demnach haben derzeit 36,1 Prozent (Stand März 2013) der unter dreijährigen Kinder im Stadtgebiet einen Betreuungsplatz. Beziehungsweise 33 Prozent, wenn man die Plätze in den Betriebskitas nicht mitzählt. In Bad Cannstatt sind es nur 29,4 Prozent. Der Bezirk liegt also leicht unter dem städtischen Durchschnitt.

 

Stadtweit geht man davon aus, dass ein Versorgungsgrad von mindestens 61 Prozent erforderlich ist, damit alle Eltern, die sich einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind wünschen, auch einen bekommen. 632 Betreuungsplätze müssten in Bad Cannstatt zusätzlich geschaffen werden, um dieses Ziel zu erreichen. In keinem anderen Bezirk der Landeshauptstadt ist die absolute Zahl der fehlenden Plätze so hoch. Das liegt vor allem auch daran, dass Bad Cannstatt zu den Bezirken mit den meisten Kleinkindern gehört. Nur in Weilimdorf sind es prozentual noch mehr.

Die Verwaltung rechnet mit einem Bedarf von 50 Prozent

Die Stadtverwaltung geht allerdings davon aus, dass diese 632 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren in der Realität trotzdem nicht benötigt werden. Ein Abgleich mit den aktuellen Wartelisten der Einrichtungen im Bezirk zeige, dass in Bad Cannstatt tatsächlich nur 432 Betreuungsplätze fehlen. Die Stadtverwaltung rechnet deshalb in Stuttgarts größtem Stadtbezirk mit einem Betreuungsbedarf für Kleinkinder von 50 Prozent.

Dies ist umso bemerkenswerter, da es in dem Jahresbericht heißt: „Im überwiegenden Teil aller Bezirke liegt der notwendige Versorgungsgrad über 50 Prozent ... . Nur noch wenige, eher kleinere Bezirke ... würden nach aktuellem Wartelistenabgleich mit einer Versorgung von knapp 40 bis 50 Prozent der Kleinkinder auskommen.“ Laut Manfred Niewöhner vom städtischen Jugendamt könnte die heterogene Struktur des Bezirk für diesen vergleichsweise niedrigen Wert verantwortlich sein. In Stuttgart-West sei der Bedarf an Betreuungsplätzen am höchsten. Dort würden sehr viele gut ausgebildete Menschen leben und dementsprechend stehe das Thema Berufstätigkeit im Vordergrund. In Bad Cannstatt gebe es hingegen auch einige eher sozial benachteiligte Gebiete. Hinzu komme, dass einzelne Stadtteile noch recht dörflich strukturiert seien. Beides könnten laut Niewöhner Erklärungen für den vergleichsweise niedrigen Betreuungsbedarf sein.

Um die benötigte Zahl der Betreuungsplätze zu erreichen, gilt es nun zunächst, die bereits beschlossenen Vorhaben umzusetzen. Werden alle Maßnahmen wie geplant realisiert, würde es im Bezirk zukünftig 276 Betreuungsplätze mehr für unter Dreijährige geben. Der Versorgungsgrad würde dann laut der Verwaltung bei 43 Prozent liegen. Bis zu einer Versorgung von 60 Prozent würden zwar immer noch 356 Plätze fehlen. Bis zu dem von der Verwaltung anhand der Wartelisten errechneten Bedarf wären es aber nur 156 fehlende Plätze.

Es sollen noch einmal 1200 Kleinkindplätze geschaffen werden

Für dieses Minus könnte im Zuge der kommenden Haushaltsberatungen eine Lösung gefunden werden. Mit Hilfe zusätzlicher Maßnahmen sollen noch einmal 1200 Kleinkindplätze im Stadtgebiet geschaffen werden. Vorrangig in Bezirken, in denen ein hoher Fehlbedarf besteht oder aufgrund von Neubaugebieten mit einem starkem Zuzug zu rechnen ist. Beides trifft auf Bad Cannstatt zu.