Der Waldkindergarten Rutesheim besucht als besonderes Highlight zu Ostern den benachbarten Hochseilgarten.
Sie klettern die Leitern hinauf auf die Plattformen, hängen sich mit den dicken Karabinerhaken an den Seilen ein, die sie vor einem Sturz in die Tiefe schützen, und balancieren leichtfüßig über Balken, Seile und Hindernisse. Sie sausen mit einem Bobbycar auf Seilen oder mit der Seilbahn von einem Baum zum nächsten. „Es ist faszinierend zu sehen, wie die Kinder alle ihre Sinne einsetzen, wie sie das Gleichgewicht halten können und wie viel Ausdauer sie haben“, ist Evelyn Quass begeistert. Eine Dreijährige hat den speziellen Parcours für die kleineren Besucher gleich zweimal bewältigt. „Das hat mich schon erstaunt.“
Die Geschäftsführerin der Co.natur GmbH, die inzwischen neun Waldkindergärten betreibt, ist mit dem Team des Rutesheimer Waldkindergartens in den Waldhochseilgarten beim Freizeitpark gekommen. „Wir sind ja praktisch Nachbarn“, sagt sie mit Blick auf das nahe gelegene Haus der Waldwichtel beim Spielgelände Lerchenberg.
Kunden spenden ihre Pfandscheine
Das Geld für den Besuch der Kleinen im Kletterpark kam über Spenden zusammen. „Wir durften in drei Filialen eines großen Discounters in Rutesheim und Leonberg Spendenboxen für die Pfandscheine der Kunden aufstellen“, erzählt Evelyn Quass, die vor zehn Jahren mit dem Verein Naturkinder Flacht in Sachen Waldkindergärten gestartet ist. „Wir haben dann beschlossen, als besonderes Highlight mit den Kindern hier klettern zu gehen.“
Seit fünf Jahren ergänzt der Waldkindergarten Rutesheim, eröffnet im September 2020 mitten in der Coronazeit, mit 20 Plätzen und einer verlängerten Öffnungszeit von sechs Stunden das Angebot an Kinderbetreuungsstätten in der Stadt. Neben den beiden Holzhäusern am Lerchenberg haben die Kinder und ihre Erzieherinnen und Erzieher unter Leitung von Magdalene Köcher einen festen Bereich im Wald, wo sie sich in der Regel aufhalten und den der Kindergarten auch selbst absichert. „Dazu stehen wir in engem Kontakt mit dem Förster, zu dem wir ein super Verhältnis haben“, betont Evelyn Quass.
Neue U3-Spielgruppe ab Mai
Bisher können Kinder erst ab drei Jahren diese besondere Betreuungseinrichtung besuchen. Doch ab Mai bietet der Verein ganz neu eine U3-Spielgruppe für Kleinkinder ab einem Jahr an, „wenn sie laufen können“. Einmal in der Woche, montagnachmittags, kommen die Kinder in Begleitung von Eltern oder Großeltern zum Spielen, dabei soll es auch in den Wald gehen. „Für dieses Angebot wurde Bedarf angemeldet, außerdem kann es die Kleinen auf den späteren Übergang in den Kindergarten vorbereiten.“
Personalprobleme, wie man sie immer wieder von anderen Kindergärten hört, gibt es bei Co.natur laut der Geschäftsführerin praktisch nicht. „Wir haben keine Schwierigkeiten, Nachwuchs zu bekommen“, was Evelyn Quass auch auf diese besondere Form der Kinderbetreuung zurückführt. Und bei den Boys Days, bei denen Schüler verschiedene Berufsfelder ausprobieren können, seien die Plätze in den Waldkindergärten stets sofort belegt, freut sich die Vereinsgründerin.
Der Besuch im Hochseilgarten soll keine Eintagsfliege gewesen sein. „Wir würden die Kooperation gern ausweiten, wenn entsprechende Mittel vorhanden sind und es bei Kindern und Eltern gut ankommt“, sagt die Geschäftsführerin. Bis dahin müssen die Waldwichtel wieder in „ihrem“ Wald auf Baumstämmen balancieren.