Laut Experten haben etwa ein Prozent der Männer pädophile Neigungen. Verschiedene Projekte bieten Hilfe an. Die Absicht, den Handel mit scheinbar harmlosen Nacktfotos zu verbieten, stößt auf Zustimmung.

Laut Experten haben etwa ein Prozent der Männer pädophile Neigungen. Verschiedene Projekte bieten Hilfe an. Die Absicht, den Handel mit scheinbar harmlosen Nacktfotos zu verbieten, stößt auf Zustimmung.

 

Berlin - Das Betrachten vermeintlich harmloser Kinder-Nacktfotos ist nach Experteneinschätzung häufig ein erster Schritt hin zur Suche nach härteren Bildern im Netz. „Nach unserer Erfahrung ist der Konsum scheinbar natürlicher Nacktbilder oft nur der Anfang, und dann wird weitergesucht im Web“, sagte die Psychologin Anna Beckers vom Projekt „Tatgeneigte“ der Behandlungs-Initiative Opferschutz (BIOS) in Karlsruhe.

Das Projekt bietet Menschen Hilfe, die befürchten, selbst eine Sexualstraftat zu begehen. „Das Betrachten solcher Bilder kann eine Einstiegsdroge sein, muss es aber nicht“, ergänzte Jens Wagner vom bundesweiten Präventionsnetzwerk gegen Kindesmissbrauch, „Kein Täter werden“, am Mittwoch in Berlin.

Charité bietet Präventionsangebote für Pädophile

An der Berliner Charité und sieben weiteren Standorten in Deutschland bietet das Netzwerk Präventionsangebote für pädophile Männer, die ihre sexuelle Neigung kontrollieren wollen. Rund 3300 Männer haben seit 2005 Hilfe gesucht. „Das Therapieziel ist Verhaltenskontrolle“, sagte Wagner. „Es geht darum, seine Fantasien nicht auszuleben.“

Etwa ein Prozent der männlichen Bevölkerung ist nach Schätzungen von Experten pädophil - fühlt sich sexuell zu Kindern hingezogen. Die meisten pädosexuellen Delikte, auch der Konsum von Kinderpornografie, werden jedoch nicht von Pädophilen begangen, sondern von Menschen mit diversen sexuellen Interessen.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) begrüßten Überlegungen in der Bundesregierung, den Handel mit Kinder-Nacktbildern unter Strafe zu stellen. „Wenn wir über Nacktbilder von Kindern sprechen, gibt es keine Grauzonen“, sagte der AWO-Vorsitzende Wolfgang Stadler. „In dem Moment, wo Kinder und Jugendliche fotografiert werden, um diese Fotos zur Befriedigung eigener sexueller Bedürfnisse zu benutzen, erfüllt es den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs.“ Dies gelte erst recht, wenn sie zu kommerziellen Zwecken jedweder Art verwendet werden, sagte Stadler.