Ulrike Rapp ist Deutschlehrerin und politisch aktiv. Langweilig war ihr während der Coronakrise nicht. Um ihren Kindern die Situation zu erklären, suchte die zweifache Mutter nach einem passenden Buch – und schrieb am Ende ein eigens.

Sindelfingen - Langeweile kennt Ulrike Rapp nicht. Sie ist Deutschlehrerin an der Sindelfinger Gottlieb-Daimler-Schule, hat zwei kleine Kinder und engagiert sich politisch: als SPD-Mitglied war sie jahrelang Stadträtin, erst in Böblingen, dann Sindelfingen. Aktuell sitzt sie im Kreistag.

 

Nun ist sie auch noch unter die Autorinnen gegangen – schuld daran ist Corona. Plötzlich saß die 37-Jährige zu Hause: die Kita zu, die Spielplätze gesperrt, Besuche von Oma und Opa tabu. Zum Glück befindet sich Rapp gerade in Elternzeit, musste nicht noch Fernunterricht organisieren. „Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen“, erzählt die Sindelfingerin. Spielen, basteln und lange Spaziergänge standen auf dem Programm. „Anfangs haben wir das richtig genossen, viel Zeit zusammen zu haben.“ Doch irgendwann wollte die dreijährige Lotte wieder ihre Freunde treffen und die Großeltern besuchen. Doch wie erklärt man einem kleinen Kind die Corona-Situation?

Keine Angstmache, sondern Lösungen anbieten

Auf der Suche nach einem passenden Bilderbuch wurde Rapp nicht fündig. „Es gibt Bücher, doch die waren sehr technisch. Ich wollte etwas Fantasievolles.“ Also griff sie selbst in die Tasten und schrieb eine Geschichte, die bei ihrer Tochter gut ankam - und Rapp machte ein Buch daraus. Herausgeber ist ihr Mann Felix, der eine Kommunikationsagentur in Sindelfingen hat. Er engagierte Silvia Petersen für die Illustrationen, die die Geschichte mit witzigen Zeichnungen versah.

Die Hauptfigur des Büchleins heißt Jannik. Und er träumt von Coroni – das kleine hübsche Mädchen verwandelt sich plötzlich in ein stacheliges Monster, das alle krank macht. Wichtig war es der Autorin, den Kindern keine Angst zu machen. „In meinem Bekanntenkreis gibt es ein Kind, das schreit, wenn man sich ihm nähert, aus Angst vor Ansteckung.“ Rapp wollte den Kindern eine Lösung anbieten. Drei Zauberkugeln bekommt der kleine Jannik, mit denen er Coroni besiegen kann: in die Armbeuge husten, mit Seifenwasser Hände waschen, Abstand halten.

Mehrere Städte verteilen das Buch an Kita-Kinder

Bei Rapps Tochter funktioniert die Geschichte. Immer wieder möchte sie sie hören, und das Händewaschen sei kein Problem mehr, berichtet die Mutter. Mittlerweile haben die Städte Böblingen, Sindelfingen und Holzgerlingen das Buch geordert und verteilen es an alle Kita-Kinder. Auch einige Buchläden haben es schon im Programm. Die meisten Erzieherinnen seien begeistert, sagt Rapp. Nur eine ärgerte sich über die weibliche Corona-Figur. Doch Rapp geht es im Buch nicht um Geschlechterkampf. „Mit gefiel der Name Coroni als Abwandlung von Corona – und das ist eben weiblich.“