Von wegen gefährlich: auch beim Ringen, beim Fechten und beim Rugby kommen Jungen und Mädchen voll auf ihre Kosten. Auch wenn die Sportarten nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Kinder- und Jugendfestival - Michael Haas hat sich angesteckt, infiziert von einer Sportart, die elegant, athletisch und schnell ist. Vor 33 Jahren begann er mit dem Fechten. Seit fünf Jahren ist er Trainer beim Fechtclub im TuS Stuttgart. Seine Hauptwaffe: der Säbel. Weitere Sportwaffen sind das Florett und der Degen. „Nein, gefährlich ist unser Sport nicht“, sagt Haas. „Skifahren ist mit Sicherheit viel gefährlicher.“

 

Eine Voraussetzung für ein sicheres Fechten ist allerdings die entsprechende Schutzkleidung. Dazu gehören Maske, Jacke, Hose, Handschuhe, Unterziehweste, Brustschutz bei Mädchen und Tiefenschutz bei Jungen, Fechtstrümpfe und Fechtschuhe. Hinzu kommt die Waffe.

All das kann man beim Stuttgarter Fechtclub erst einmal ausleihen. Irgendwann ist eine solche Ausrüstung aber fällig. „Der Gesamtpreis für eine Grundausstattung liegt bei 400 bis 500 Euro“, sagt Haas. „Auch hier dürfte Skifahren die deutlich teurere Sportart sein.“

Ein ideales Alter, um mit dem Fechten zu beginnen, gibt es nicht. Bei Kindern kommt es auf deren Entwicklungsstand an. „Mit acht Jahren sind die körperlichen und koordinativen Fähigkeiten in der Regel aber gut genug entwickelt, um diese Sportart zu lernen“, sagt Haas.

Beim Ringen geht es nicht nur um Siege oder Niederlagen

Ringen
Wer für den Kraftsportverein 1895 Stuttgart auf der Matte steht, will seinen Gegner besiegen. So ist es, und so muss es auch sein. Aber neben der Matte, nach dem Kampf, hinter den Kulissen dreht es sich nicht nur um Siege und Niederlagen. Da geht es um die Menschen, die Kameraden, die Freunde und die soziale Anerkennung. Adolf Rager ist der Ehrenvorsitzende des KV 95. Er ist Ringer mit Leib und Seele, mit seinen 82 Jahren zwar nicht auf der Matte, aber mit ganzem Herzen. Rager kämpft für seinen Sport; er ist empört darüber, dass Ringen womöglich aus dem olympischen Programm fliegt. „Das wäre ein schlimmes Signal“, sagt Rager. „Schließlich ist Ringen eine der ältesten Sportarten überhaupt.“

Für seine Jugendarbeit ist der KV 95 mehrfach ausgezeichnet worden. Das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Projekt „Lernen und Ringen für Integration“ ist dafür ein Beispiel. Vor dem Training büffeln die jungen Ringer mit ihrer Lehrerin Karolina Kos Mathe und Deutsch, denn ein großer Teil der Sportler kommt aus den Einzelstaaten der ehemaligen Sowjetunion. Für Anfänger reicht als Ausstattung normale Sportkleidung. Wenn die jungen Ringer irgendwann an Wettkämpfen teilnehmen, brauchen sie Trikots und Ringerschuhe. Kostenpunkt: 150 Euro. „Zu jung kann man beim Ringen eigentlich gar nicht sein“, sagt Adolf Rager. Schon Fünf- und Sechsjährige lädt er auf die Matte ein.

„Durch Ringen wird die gesamte Muskulatur des Körpers angesprochen und entwickelt. Das Lernen von komplexen Bewegungsabläufen und Bewegungsmustern fördert zusätzlich die komplexe Denkweise und damit das Gehirn.“ So schreibt es Klaus Johann, der Leitende Oberarzt der orthopädischen Klinik in Saarlouis.

Beim Rugby ist der soziale Zusammenhang groß

Rugby
Gekeile auf dem Spielfeld, blutige Nasen: Ute Schüler, Mutter eines Rugby spielenden Sohnes und Trainerin des U-8-Teams, kann über dieses Vorurteil nur lächeln: „Die Verletzungsgefahr beim Handball oder Fußball ist größer.“ Rugby sei eine Sportart, die viel Disziplin erfordere, bei der es klare Regeln gebe. „Sie kommt für alle Kinder ab fünf, sechs Jahren in Frage“, sagt Schüler. Wer mitmachen will, sollte nur sportlich sein. Anfangs spiele man eh „sanftes Rugby“.

Als Ausrüstung sind ein Mundschutz und Fußballkickstiefel nötig. Die Kleineren trainieren beim Stuttgarter Rugby Club einmal in der Woche, die Größeren zweimal. Gespielt wird auf dem Sportplatz Hohe Eiche in Degerloch. Überwiegend sind es Buben, die das Ei ins gegnerische Malfeld tragen. In der U 14 spielt aber auch ein Mädchen. „Vor allem Jungs können sich beim Rugby selbst spüren und Ängste überwinden“, sagt die Teammanagerin.

Dabei geht es auf und neben dem Platz gesittet zu: „Beim Rugby ist der soziale Zusammenhalt groß. Beschimpfungen habe ich nie erlebt“, sagt Schlüter, die nur zu gut weiß, wie beliebt Rugby in Großbritannien, Frankreich, Argentinien oder Südafrika ist. Seit drei Jahren ist Schlüter dabei und immer noch begeistert: „Dass es so spannend ist, hätte ich früher nicht gedacht.“

Nähere Informationen:

www.rugby-stuttgart.de

www.stuttgarter-Fechtklub.de

www.kv95-ringen.de