Die Ott-Goebel-Jugend-Stiftung macht mit ihrem Projekt „Essend bereise ich die Welt“ Kindern der Grundschule Riedenberg Ernährung schmackhaft. Über drei Jahre lang lernen die Schüler auch kulturelle Vielfalt der Speisen.

Stuttgart - An diesem Vormittag liegen vor den 18 Kindern der Grundschule Riedenberg statt Mathe- und Deutschheften zahlreiche Kochrezepte. Es herrscht große Aufregung in der Küche des Schülercafés Alberta in Riedenberg, Gemüse muss geputzt, geschält und geschnitten, Salatsauce zusammengerührt und Bulgur gekocht werden. Die kleinen Köche zwischen sechs und zehn Jahren sind eifrig dabei, haben sichtlich Spaß an dem Umgang mit den frischen Zutaten.

 

Wie die Zubereitung eines griechischen Bauernsalats zum Beispiel allerdings gelingt, das muss ein Großteil der Grundschulkinder erst lernen. „Die meisten wissen nicht, wie man einen Gemüseschäler bedient oder mit welcher Seite des Messers man schneiden kann“, sagt Julia Rogers, Klassenlehrerin der ersten Klasse. „Ganz zu schweigen davon, dass die Schüler heute kaum noch Gemüsearten erkennen – eine Aubergine können die wenigsten identifizieren.“

Um das zu ändern, hat Brigitte Ott-Göbel, Vorsitzende der Ott-Goebel-Jugend Stiftung, gemeinsam mit dem Vorstand seit Oktober vergangenen Jahres an einem Konzept für das Projekt „Essend bereise ich die Welt“ gearbeitet, das an der Grundschule Riedenberg gestartet ist. „Die Esskultur verwahrlost durch industriell gefertigte Waren und verkürzte Rituale des Genießens“, sagt Ott-Göbel. „Wir wollen mit unserem Projekt den Kindern einerseits den Spaß am Kochen näher bringen, andererseits sollen sie auch etwas über fremde Küchen und Esskulturen kennenlernen.“ Man habe sich für diese Grundschule entschieden, da man zum einen bereits bei einem anderen Projekt gut zusammengearbeitet habe, zum anderen seien hier viele Kinder verschiedener Kulturen versammelt. „Das trifft sich für das internationale Kochprojekt natürlich sehr gut.“

Das Kochen für größere Gruppen ist gar nicht so einfach

Etwa einmal im Monat soll eine Aktion aus dem Projekt in den beiden teilnehmenden Klassen stattfinden. Den Start markierte vor einigen Wochen ein Frühstücksvormittag. „Wir haben zunächst darüber gesprochen, was es bei den Kindern zu Hause am Morgen zu essen gibt“, erzählt die Lehrerin Julia Rogers. „Den verschiedenen Nahrungsmittel haben wir dann Sterne gegeben – je gesünder, desto mehr Sterne gab es.“ Bei der Gelegenheit lernten die Schüler dann auch gleich den Unterschied zwischen Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten.

Vier Salate bereiten die Kinder gemeinsam vor. Neben dem griechischen Bauernsalat mit Feta stehen Karotten-, Gurken- und Bulgursalat auf dem Speiseplan. Dass Kochen für eine so große Gruppe gar nicht so einfach ist, merken nicht nur die Kinder – auch der Leiter des Schülercafés, Jens Kraske, stellt fest: „Für so eine große Schüssel das richtige Mischverhältnis der Vinaigrette hinzubekommen ist gar nicht so leicht.“

Dass die Teller nach dem gemeinsamen Essen nicht leer sind, liegt nicht daran, dass es nicht geschmeckt hat, sagen die Kinder. „Es ist sehr lecker, aber es war sehr viel“, sagt der sechsjährige Martin, dem der Bulgursalat am besten geschmeckt hat. „Ich habe heute gelernt, Salatherzen zu schneiden und richtig zu putzen“, erzählt er begeistert. Salat gibt es bei ihm zu Hause auch manchmal, selber gemacht hat er ihn allerdings noch nie. „Aber jetzt möchte ich öfter mal helfen und gemeinsam kochen.“

Darüber freut sich Brigitte Ott-Göbel. Noch mindestens in den nächsten drei Jahren soll das Projekt weiterlaufen.