Der Ansturm auf die Einrichtung am Buberlesbach ist enorm. Geld und Personal sind aber knapp.

Stuttgart-Botnang - Die Hälfte der 22 Jugendfarmen in Stuttgart hat Alarm geschlagen. Sie haben sich vernetzt, um auf die gestiegenen Anforderungen und vor allem auf die aktuellen Problemlagen aufmerksam zu machen. Zu wenig finanzielle Hilfe von der Stadt und zu wenig Personal: Das sind die dringlichsten Baustellen, welche die elf Einrichtungen benannt haben – unter ihnen auch die Jugendfarmen aus Stammheim und Botnang.

 

Die Vorsitzende der Robinson-Farm am Botnanger Buberlesbach, Tatjana Mehring, war jüngst in der Sitzung des Bezirksbeirats zu Gast, um über die aktuelle Situation zu berichten. Noch vor wenigen Monaten habe man befürchtet, dass durch die Ganztagsschule und die Hortbetreuung weniger Kinder in die Einrichtung kommen werden. „Wir mussten unser Angebot verändern, um für die Zukunft gewappnet zu sein und durften dabei aber unsere offene Form nicht verlieren“, sagte Mehring. Auf der Jugendfarm wurde ein Mittagstisch für Schulkinder eingerichtet. An vier Tagen in der Woche gibt es dieses Angebot. 56 Mädchen und Buben nehmen daran verbindlich teil. „Sie bekommen nicht nur frisches Essen, sondern können bei uns auch ihre Hausaufgaben machen“, sagte die Vorsitzende des Farmvereins. Bis 14 Uhr sei für die Verbindlichkeit gesorgt, anschließend könnten die Mädchen und Buben die offenen Angebote der Einrichtung noch bis 18 Uhr nutzen. „Wir haben eine Warteliste“, sagte Mehring. Der Zuspruch sei riesig.

Zu den 56 Kindern kommen allerdings noch etliche weitere, die spontan vorbeikommen und ein Mittagessen für 2,50 Euro erstehen können. „Das sind noch einmal zwischen zehn und 30 Kinder pro Woche. Ja, ich weiß: Die Zahlen sind sehr hoch“, betonte Mehring.

Rund 30 der 237 Mitglieder sind aktiv

Das ist es aber noch lange nicht gewesen: Zu diesen Mädchen und Buben kommen noch eine ganze Reihe anderer Besucher. „Immer mehr ältere Menschen ohne Kinder besuchen uns. Sie suchen den Kontakt zu Landtieren und übernehmen Futterdienste“, sagte Mehring. „Aber es kommen auch immer mehr Familien mit Kinder unter fünf Jahren.“ Zudem habe man eine Kooperation mit der Franz-Schubert- und der Kirchhaldenschule. Jeweils einmal in der Woche sind 37 Kinder im Rahmen der Ganztagsschule auf der Farm, die auch für die Willkommensklasse der Franz-Schubert-Schule und verschiedene Einrichtungen für Menschen mit Behinderung interessant geworden ist. „Rund 16 400 Besucher haben sich im vergangenen Jahr bei uns in eine Liste eingetragen. Das sind pro Öffnungstag im Schnitt 66,08 Gäste. Das ist eine wirkliche Herausforderung, das mit unseren vorhandenen Mitteln zu stemmen“, erklärte Mehring. Der Personalbedarf sei gestiegen. Von der Stadt bekomme man zwar zwei pädagogische Vollzeitkräfte bezahlt. Zudem brauche man aber noch zwei Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und einen Anerkennungspraktikanten, die vom Farmverein bezahlt werden. „Aus Vereinsmitteln finanzieren wir außerdem noch eine 40-Prozent-Kraft für den Mittagstisch“, zählte Mehring auf. Alles andere werde im Ehrenamt erledigt. Rund 30 der 237 Mitglieder seien aktiv und bei den Arbeitseinsätzen dabei. „Von der Stadt bekommen wir 3531 Euro im Monat. Davon müssen wir Tierfutter, die FSJler und alles Weitere bezahlen“, betont die Vorsitzende. Etwa 5000 Euro nehme man pro Jahr an Mitgliedsbeiträgen ein. „Wir bräuchten einen höheren Betriebskostenzuschuss. Der wurde seit Jahren nicht angehoben“, forderte Mehring. Zudem plädierte sie dafür, dass die Stelle des Anerkennungspraktikanten finanziert wird. „Es wäre schön, wenn wir im Rahmen der nächsten Haushaltsberatungen des Gemeinderats einige Fürsprecher aus dem Bezirksbeirat hätten, die sich für unsere Anliegen stark machen.“

Die Chancen stehen ganz gut. Die Lokalpolitiker waren von dem Bericht sehr angetan. Deshalb gab es auch keinerlei Diskussion darüber, in welcher Höhe man die anstehende Sanierung der Spielwiese finanziell unterstützen wird. 5000 Euro gab es aus dem Bezirksbudget. Damit kann die Sanierung beginnen. Die Wiese, die etwa ein Viertel der Farmfläche beträgt, wird bei Regen zu einer Matschgrube. 30 000 Euro wird es kosten, das Problem zu beheben. 15 000 Euro bezahlt die Stadt. 5000 Euro an Spendengelder kamen schon zusammen und weitere 5000 Euro kommen von der Landesbank Baden-Württemberg.