Der Mensch liest mehr denn je. Meist auf dem Smartphone – was nach Meinung der Wissenschaftlerin Maryanne Wolf gravierende Folgen haben kann: für das menschliche Gehirn, aber auch für demokratische Gesellschaften.

Los Angeles - An Informationen mangelt es nicht. Gelesen wird mehr denn je: 50 000 bis 100 000 Wörter konsumiert der Mensch pro Tag. Eine Menge, die das Gehirn zwingt auszusieben. Statt aufmerksam zu lesen, wird überflogen. Meist auf dem Smartphone, Tablet oder PC. Doch was passiert, wenn das Lesen auf dem Bildschirm und damit das Überfliegen eines Textes zum Standard wird? „Mehr als wir ahnen“, sagt die Leseforscherin Maryanne Wolf. „Der Bildschirm verleitet dazu, schnell zu lesen, immer weiter zu scrollen, um möglichst viele Informationen in möglichst kurzer Zeit aufzunehmen. Was dazu führen kann, dass wir nur die Hälfte mitkriegen und komplexe Sachverhalte nicht erfassen.“ Um einen Text wirklich zu verstehen, um aus Informationen Wissen und aus Wissen Weisheit zu machen, bedürfe es kritischer Analyse, Reflexion und Empathie. „Und das braucht Zeit. Zeit, die wir uns am Bildschirm nicht nehmen.“