Reportage: Robin Szuttor (szu)


Antonia mag die Stunden in der Gruppe. Hier kann sie Sachen erzählen, die ihre Klassenkameradinnen nicht begreifen. Hier muss sie sich für nichts schämen. Hier gibt es keinen, der beim Trösten das Falsche sagt. "Manchmal ist es lustig, manchmal traurig, manchmal weinen welche. Es tut gut, dass die anderen einen verstehen."

Das Mädchen brauchte nach dem Tod ihres Vaters psychotherapeutische Hilfe. Parallel dazu besuchte sie die Trauergruppe. "Ich war immer so kribbelig, musste ständig meine Finger bewegen, hatte Zuckungen und Ängste, besonders wenn ich aufgeregt war oder am Grab stand", erzählt sie. Eine Zeit lang war es besser. Jetzt ist Antonia wieder in Therapie, besucht Gruppensitzungen. "Da sind dann die Gespräche noch intimer als hier", sagt sie.

Neulich hatte ihre Cousine einen Radunfall. Es ist nichts passiert. "Mein Papa war ihr Schutzengel", sagt Antonia. Auf seine Tochter passt er auch auf. Trotzdem könnte sie ihn manchmal auch ganz gut in echt gebrauchen. Einfach so, um ihn mal in den Arm zu nehmen. Wenn sie ihn sehr vermisst, betet sie und redet mit ihm. Manchmal nimmt sie die Schachtel mit den paar Andenken aus dem Schrank: das Rasierwasser, das er benutzte, seine Brille, seine Silberkette. Antonia hat die Kette auch mal in der Schule getragen. Aber nur für einen Tag. Abends legte sie sie wieder zurück in die Kiste. "Die Angst war zu groß, dass ich sie verliere und ein Fremder sie einsteckt."

Informationen über die Trauergruppe für Kinder unter Telefon 07181/929825.