Vieles von dem, was Tag für Tag weggeworfen wird, ließe sich noch gut verwenden. Aus den Resten stellen Künstler zum Beispiel ungewöhnliche Taschen und Möbel her. Manches Recyclingprodukt ist schon mit einem Designpreis ausgezeichnet worden.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Oft wirft man achtlos Dinge weg, aus denen noch die tollsten Sachen entstehen könnten. Aber es ist auch schwierig: Wenn man daheim einen Joghurt gegessen hat, kann man ja nicht jedes Mal den Becher ausspülen und ihn aufheben. Es ist also ganz richtig, seinen Müll in die entsprechende Tonne, in den Gelben Sack oder zum Altpapier zu werfen. Wenn man aber ahnen würde, was für unglaublich schöne Taschen, Möbel oder Kunstwerke aus dem Weggeworfenen noch entstehen könnten, würde man am liebsten für jeden persönlich seinen Müll trennen.

 

Da sind zum Beispiel Frauen in Kambodscha, die in einem kleinen Betrieb unter fairen Bedingungen aus Resten und benutzten Gegenständen wunderschöne Taschen von Hand nähen. Bei der kleinen Firma Smateria arbeiten vor allem junge Frauen, deren Kinder bei der Arbeit betreut werden. Der Kreativität werden dort keine Grenzen gesetzt. So wird die eine Tasche aus einem alten Motorradsitz gefertigt, eine andere Tasche wiederum besteht hauptsächlich aus recycelten Moskitonetzen, und wieder eine andere Tasche wird aus alten Plastiktüten geflochten. Viele dieser Taschen sehen so aus, als hätten sie gerade einen Preis bei einer Designermesse erhalten. Und manches erhält später tatsächlich eine derartige Auszeichnung. Vielleicht freut man sich auch nur, dass aus Müll so schöne Dinge entstehen und andere Menschen – darunter viele Frauen mit Kindern – Arbeit haben.

Lustig ist, dass ganz besonders viele Menschen auf die Idee gekommen sind, aus Resten Taschen zu machen. Ob es die alte Lkw-Plane ist, aus der seit den 90er Jahren die sogenannten Freitag-Taschen entstehen, Zeitungspapier, das lackiert und imprägniert wird, damit es wasserfest ist, Gummischläuche, Luftmatratzen, Zementsäcke, Saftverpackungen oder Teebeutel – all dies lässt sich zu den tollsten Taschen verarbeiten.

Ein Klassiker des Recyclings ist das Papier

Richtig edel wird es, wenn Hunderte von Dosenclips aneinandergereiht und zu einer glitzernden Handtasche verarbeitet werden. Gesehen bei: www. reciclage.de. So edel wie das Aussehen ist in diesem Fall allerdings leider auch der Preis. Doch es gibt auch hübsche kleine Täschchen aus Dosenclips.

Ebenso faszinierend und ungewöhnlich ist der Sitzhocker „Miss Gana“, der aus kunterbunten Kautschukabfällen in Brasilien gefertigt wird. Bei der Schuhproduktion, insbesondere von Flip-Flops, fallen derart viele Reste an, dass man daraus dieses preisgekrönte Sitzmöbel bauen kann. Der Designanspruch schlägt sich bei diesem Stück leider auch im Preis nieder.

Ein Klassiker bei der Wiederverwertung von Materialien ist Recyclingpapier. Doch aus Altpapier wieder neues Papier herzustellen ist mittlerweile längst nicht mehr die einzige Möglichkeit. Es gibt inzwischen richtig schöne Papiere aus Altpapier, die ohne Umweg oftmals direkt verwertet werden – wie beispielsweise altes Kartenmaterial, das für Geschenkboxen und vieles mehr verwendet wird. Zwar kann man immer auch mit der Herstellung von Recyclingpapier Ressourcen und die Umwelt schonen. Trotzdem werden für die Herstellung Energie und Wasser, oft sogar auch Bleichmittel und frische Holzfasern benötigt.

Sehr viel umweltschonender ist da die Methode der direkt recycelten Papierprodukte, wie sie etwa von DRP aus Münster praktiziert wird. Dort werden nämlich Briefumschläge, Geschenkpapiere, Notizblöcke und vieles mehr aus alten Kalendern, Plakaten oder Landkarten, also ganz einfach aus nicht mehr genutzten Produkten, hergestellt. Das alles passiert ohne chemische Aufbereitung, Bleichmitteleinsatz, Frischfasern und Wasser.

Die Herstellung ist besonders umweltfreundlich

Das Öko-Institut erkennt bei dem von der DRP angewandten Verfahren eine deutliche Umweltentlastung. So könne auf eine Reihe von papiertechnischen Prozessen verzichtet werden, womit deutliche Einsparungen im Rohstoff- und Energieverbrauch sowie Verringerungen bei Luft- und Abwasseremissionen und beim Abfallaufkommen verbunden seien.

Eine ganz andere Art von Recycling kann man mit einem neuen Gerät selbst betreiben, das es von diesem Sommer an zu kaufen geben soll. Der Recyclingroboter Filabot bereitet aus Abfällen das Material, das man für die 3-D-Drucker benötigt. Denn diese Drucker, die Gegenstände aus Kunststoff „drucken“, sind absolut im Kommen und mittlerweile schon für einige Hundert Euro zu erhalten. Für den Druck, also das dreidimensionale Ergebnis, muss man aber oft teure Originalpatronen kaufen. Mit dem Filabot kann man das Material für den 3-D-Druck selbst herstellen. Die Abfälle, die in einem ganz normalen Haushalt anfallen, reichen laut Hersteller aus, um genügend Nachschub für den 3-D-Druck zu erhalten. Wegen der Giftigkeit mancher Inhaltsstoffe kann allerdings nicht jeder Kunststoffmüll verwendet werden. Alte Plastikflaschen oder Verpackungen seien in der Regel sehr gut geeignet.

Sehr praktisch und für den Alltag bestens einzusetzen sind viele Artikel aus dem japanischen Laden Muji. Der Gel-Tintenstift Smooth ist ein schön schreibender Stift, dessen Schaft aus Recyclingmaterial in Japan hergestellt wird.