Der Professor und Virologe Artur Pfitzner beobachtet an der Universität Hohenheim, wie sich Viren unerkannt in den Zellen verstecken.  

Stuttgart - Auch Artur Pfitzner wird immer mal wieder krank, obwohl er sich als Virologe mit den winzigen Krankheitserregern bestens auskennt. Aber er findet so einen Schnupfen gar nicht so schlimm: "Nach ein bis zwei Wochen ist alles vorbei, und ich fühle mich wieder so fit wie zuvor", sagt der Professor. Er hat kein Allheilmittel gegen Erkältungen und macht es wie jeder andere Kranke auch: viel trinken, viel frische Luft, viel Bewegung.

 

In seinem wissenschaftlichen Leben interessiert sich der Vater von zwei Töchtern weniger für die Schnupfenviren, sondern viel mehr für Pflanzenkrankheiten: "Ich wollte nicht so gerne mit Tieren forschen und habe mich deshalb für Pflanzen entschieden. Auch Pflanzen wehren sich sehr erfolgreich gegen Krankheitserreger", erklärt der 57-jährige Professor. Das Abwehrsystem funktioniere dabei ganz ähnlich wie bei Tieren oder Menschen.

An der Universität Hohenheim untersucht der Biologe vor allem Tomaten. Die leckeren roten Früchte können durch das unaussprechliche Tomatentabakmosaikvirus unschöne gelbe Flecken bekommen, die schnell zu faulen beginnen. Solche Tomaten mag niemand essen, man kann sie nicht lagern und nicht verkaufen. Doch es gibt bestimmte Sorten, denen das Virus nichts anhaben kann. Diese Sorten wehren sich gegen den Erreger mit einem Hormon, das sie in Blättern oder Wurzeln herstellen.

Was die Tomate mit dem Aspirin zu tun hat

Dieses Pflanzenhormon mit dem Namen Salicylsäure ist sehr bekannt: Die Substanz ist in bestimmten Medikamenten enthalten, das bekannteste ist Aspirin, mit dem sich viele Erwachsene auch während eines heftigen Schnupfens etwas fitter machen wollen. Pfitzner möchte nun ganz genau wissen, wie diese Salicylsäure in der Pflanze und auf das Virus wirkt. Bei Tieren und Menschen dienen solche Forschungen meist dazu, Impfstoffe zu entwickeln. Bei Pflanzen jedoch wäre das viel zu teuer.

Doch es geht ihm nicht darum, seine Forschungsarbeiten sofort gewinnbringend umzusetzen. Er ist einfach nur neugierig, was in einer Zelle passiert, wenn die winzigen Erreger diese malträtieren: "Ein Virus hat immer nur eines im Sinn: sich unerkannt in eine Zelle einzuschmuggeln, sich dort über längere Zeit zu verstecken und sich schließlich massenhaft zu vermehren und den ganzen Organismus zu überfluten. Und dabei ist es egal, ob sich dies in einer Pflanze, einem Tier, dem Menschen oder auch einem Computer abspielt." Und manch ein verschnupfter Nachwuchsstudent kann sich nun vorstellen, was in seinen kränkelnden Zellen gerade passiert.