Bei der Kinder-Uni erklärt der Architekt und Stadtplaner Franz Pesch, warum die Menschen meistens in Städten leben.

Stuttgart - Wer hat eigentlich den besten Überblick über die Städte auf der Erde? Diese Frage hat Professor Franz Pesch gleich zu Anfang seiner Vorlesung beantwortet: die Astronauten. Er zeigte Bilder aus dem Weltraum, auf denen die einzelnen Erdteile zu erkennen waren. An den hellsten Stellen befinden sich die Städte. Über Europa ist besonders viel Licht, außerdem über Nordamerika. Riesige Städte wie New York, Hongkong oder Kalkutta sind sogar vom Weltraum aus sichtbar. Die Menschen sind auf der Erde nämlich nicht gleichmäßig verteilt, aber "mehr als die Hälfte der Menschen wohnt in Städten", erklärte Pesch. Und die dunklen Flecken? Da wohnen weniger Leute, die Kinder wussten auch, warum: An diesen Stellen befindet sich Regenwald, Meer oder Wüste.

 

Warum wurden die Städte erfunden? Früher hat man Städte vor allem gebaut, um besser vor herumziehenden Räubern oder wilden Tieren geschützt zu sein. Im Mittelalter wurden deshalb hohe Mauern rund um die Stadt errichtet. Außerdem wollten es die Menschen bequemer haben, also wurden Städte an Stellen errichtet, an denen es Trinkwasser und fruchtbare Böden gab. Auch wenn Gold oder andere Rohstoffe in der Nähe waren, haben sich Menschen dort angesiedelt. Jede Stadt hat ein Zentrum, dort befinden sich die Kirche und das Rathaus, umgeben von einem großen Platz. Es gibt Straßen und Kanäle für das Abwasser. "Eine Stadt ist unter der Erde fast genauso groß wie darüber", erklärte Professor Pesch.

Städte der Zukunft müssen anders organisiert werden

Gibt es auch Unterschiede? Klar gibt es die. Stuttgart ist zum Beispiel eine Talstadt, das spanische Granada eine Bergstadt. Dort stehen die Häuser ganz eng zusammen, damit die Straßen in den heißen Sommern schattiger sind. Tokio ist die größte Stadt der Welt, hier leben 13 Millionen Menschen. Stuttgart ist so "klein", dass es zwanzig Mal in Tokio passen würde. Und wenn ein Mann namens Elisha Otis im 19. Jahrhundert nicht eine Absturzsicherung für Aufzüge erfunden hätte, könnte man heute keine Hochhäuser bauen. Das höchste Haus der Welt - Burj Khalifa - befindet sich in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es ist 830 Meter hoch und damit vier Mal so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm - der hat "nur" 216 Meter.

Ist eine Stadt gesund? Geht so. Die Städte, in denen wir heute leben, schaden der Umwelt, weil zu viele Treibgase ausgestoßen werden. Deshalb müssen die Städte der Zukunft anders organisiert und vor allem grüner werden. Und es sollte dort mehr Spielstraßen für Kinder geben. Franz Peschs Rat an die Studenten: "Das müsst ihr den Erwachsenen immer wieder sagen, die vergessen das manchmal."

Weitere Infos unter www.uni-hohenheim.de/kinderuni und www.hbkinder.org.

Interview mit Kinderuni-Teilnehmerinnen

Pauline Fritsch (10) und Tamara Selle (9) leben gerne in Stuttgart. Tokio wäre ihnen zu groß.

Hallo Pauline, hallo Tamara, wisst ihr denn jetzt, warum die Menschen überhaupt in Städten leben?

Pauline: Ja, zusammen ist man stark, und man hat mehr Schutz, vor Räubern oder so.

Tamara: Und man kriegt dort alles, was man will: Kleidung, Essen, Spielplätze oder eben auch einen Fußballplatz, wenn man den braucht.

Und habt ihr jetzt auch verstanden, was zu einer Stadt unbedingt dazugehört?

Pauline: Auf jeden Fall ein Zentrum. Wenn es kein Zentrum gibt, gibt es schließlich auch nix drum herum.

Tamara: Und man braucht Straßen, damit die Leute schnell von einem Ort zum andern kommen. Die Straßen braucht man für Autos, Busse und für Radfahrer – und natürlich braucht man auch Spielstraßen.

Und worauf könntet ihr verzichten?

Pauline: Also eine Müllhalde mitten in der Stadt wäre blöd.

Tamara: Wenn das Rathaus auf einem riesigen Berg stehen würde, dann wäre das eher unpraktisch. Da kommen die Menschen schlecht hin. Tokio wäre mir zu groß, da sind die Wege bestimmt ganz weit und alle Besorgungen dauern viel länger.

Wenn ihr eine Wunschstadt bauen würdet, wie müsste die aussehen?

Tamara: Es müsste Pferde geben, so dass man in der Stadt auch reiten darf.

Pauline: Ja genau, die Stadt müsste so aussehen wie die Jugendfarm, mit Pferden, Tieren und viel Grün. Die ganze Stadt müsste ein Abenteuerspielplatz sein.