Wenn man in sozialen Netzwerken Geheimnisse ausplaudert, kann das unabsehbare Folgen haben. Denn die Unterhaltungen auf Plattformen wie Facebook und Co fühlen sich zwar an wie Gespräche – sie sind aber keine. Anders als bei vertraulichen Gesprächen kann hier jeder zuhören. Die Kinder-Uni gibt Tipps, wie man damit umgeht.

Stuttgart - Wie ist das: Muss eigentlich jeder über WhatsApp erfahren, dass die blonde Nebensitzerin aus der fünften Klasse wahrscheinlich sitzen bleibt? Obwohl das noch nicht einmal sicher ist? Und wie fühlt sich dieses Mädchen dabei, wenn die halbe Schule sie nun anschaut, mitleidig, wissend, herablassend? Das muss eigentlich nicht sein, ist aber eine der Folgen des Austausches in den neuen Medien. Denn die sozialen Netzwerke, wie etwa Facebook oder WhatsApp, haben Vor- und Nachteile: Es werden Dinge bekannt, die man am liebsten für sich behalten möchte. Man kann aber auch Gleichgesinnte finden und sich austauschen – etwa mit Mitschülern, die auch schon einmal sitzen geblieben sind.

 

Fühlt sich an wie Gespräch – ist aber keins

Die Psychologin Sabine Trepte vom Lehrstuhl für Medienpsychologie der Uni Hohenheim macht den Nachwuchsstudenten in ihrer Vorlesung „Privat oder öffentlich? Warum wir Geheimnisse brauchen“ die Vor- und Nachteile bewusst. „Eigentlich funktionieren soziale Medien wie ein Gespräch. Es ist aber keines. Denn über diese Medien kann das Gespräch auch jemand mitbekommen, den es gar nichts angeht“, sagt die Medienwissenschaftlerin.

Daher sei es wichtig, Geheimnisse bewahren zu können – und sich klarzumachen: was möchte ich für mich behalten, und was dürfen viele Menschen von mir wissen. Die Professorin, die auch in New York studiert hat, interessiert sich in ihrer Forschungsarbeit beispielsweise dafür, wie sich der Mensch und die Gesellschaft durch die sozialen Medien verändern. „Die meisten Menschen wollen ihre Geheimnisse für sich behalten. Privat soll privat bleiben. Und gleichzeitig geben sie sehr private Informationen über die sozialen Netzwerke weiter“, berichtet die Wissenschaftlerin, die erst vor einem Jahr aus Hamburg nach Stuttgart gekommen ist. Diesen Widerspruch will sie bewusst machen. Es sei wichtig zu wissen, welche Geheimnisse man über das Internet preisgibt. Schließlich könne man oft nicht einmal ahnen, wie die Internet-Freunde mit den ihnen anvertrauten Geheimnissen umgehen.

In der Vorlesung können die Nachwuchsstudenten lernen, wo der Unterschied zwischen einem vertrauten Gespräch mit einem Freund unter vier Augen und der Masse der oft unbekannten Internet-Bekannten ist. Und sie üben vor allem eines: Was sie für sich behalten wollen, dürfen sie nicht ins Netz stellen.