Die rückläufige Geburtenrate und Verzögerungen bei Neubaugebieten sorgen dafür, dass Fellbach bei den Betreuungsplätzen gut aufgestellt ist. Die Stadt kann kreisweit sogar mit einem Spitzenplatz punkten.
Beim Blick in die Zukunft der Menschheit wird in der Soziologie mitunter der nicht ganz so charmant wirkende Terminus „Fertilitätskoeffizient“ herangezogen. Dabei geht es um die Anzahl der Kinder pro Frau in gebärfähigem Alter.
Auch in Fellbach sind derartige Parameter durchaus von Bedeutung. Schließlich lässt sich daraus ableiten, welche Infrastruktur denn zur Versorgung und Betreuung der neuen Erdenbürger vonnöten ist – sei’s in Kindertagesstätten oder später bei Größe oder Anzahl von Schulen.
Nun, dieser Koeffizient war in den Familien oder auch Alleinerziehenden am Fuße des Kappelbergs Fellbach schon mal beeindruckender. Der neben den Finanzen auch für die Kinderbetreuung zuständige Erste Bürgermeister Johannes Berner erklärte zu seinem Amtsantritt im Sommer 2018, es gelte „die großen Linien im Auge zu behalten“. Eine davon sei „die Linie der Geburten in Fellbach“. Bis zum Jahr 2010 gab es demnach deutlich unter 400 Geburten, die beim Fellbacher Standesamt angezeigt wurden. Von 2011 an wurde ein deutlicher Anstieg verzeichnet, mit jeweils gut 500 Geburten in den Jahren 2017 und 2018.
393 Geburten im Jahr 2023
Doch das sind Zahlen von vorgestern. Denn dieser Tage legte Stephan Gugeller-Schmieg, Leiter des Amts für Bildung, Jugend, Familie und Sport, die Bedarfsplanung für die Betreuungsangebote in Fellbacher Kindertagesstätten und Schulen vor. Demnach sind die Geburtenraten in Fellbach anders als noch vor knapp einem Jahrzehnt rückläufig.
Auf Nachfrage unserer Redaktion präzisiert Gugeller-Schmieg: Im Jahr 2019 wurden 446 Geburten verzeichnet, im Jahr 2020 waren es 429 und im Folgejahr 430. Ein kleiner Anstieg auf 467 Geburten wurde im Jahr 2022 registriert. Seitdem sinken die Zahlen: Zum 31. Dezember 2023 waren es 393 Geburten in Fellbach, zum Jahresende 2024 waren es 412 Geburten.
Die Zahlen entsprechen im Übrigen dem Trend in Baden-Württemberg. Das Statistische Landesamt – seit gut einem Jahr im Gewerbepark auf der Nordseite des Fellbacher Bahnhofs beheimatet – hat fürs Jahr 2021 eine Geburtenrate von 1,63 Kindern pro Frau ermittelt. Diese Zahl ist im Jahr 2023 auf 1,44 Kinder gefallen.
Diese niedrige Geburtenrate ist ein Faktor, ein weiteres Thema sind die Verzögerungen bei der Umsetzung der geplanten Neubaugebiete. So wurde zwar das Hallenbadareal im vergangenen Jahr bezogen, beim früheren Fellbacher Freibad allerdings geht es, passend zur allgemeinen Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt, keine raschen Fortschritte.
Das alles ermöglicht Fellbach mehr „Handlungsspielraum“, erläutert Gugeller-Schmieg, „die Betreuungssituation entspannt sich“. Die langfristige Planung und der kontinuierliche Ausbau der Plätze trage Früchte.
Fellbach bei Kleinkindern führend
Gar an der Spitze des Landkreises sieht man sich in Fellbach bei der U3-Betreuungsquote: In Fellbach gibt es nach der Auflistung des Amtsleiters für 36,3 Prozent der Kinder von null bis drei Jahren beziehungsweise für 51 Prozent der Kinder von ein bis drei Jahren einen Betreuungsplatz. Gugeller-Schmieg: „Damit ist Fellbach im Vergleich zu anderen Kommunen im Rems-Murr-Kreis bereits sehr gut aufgestellt.“
Auch bei den Zahlen der Betreuungsplätze von Drei- bis Sechsjährigen schreibt die Stadt schwarze Zahlen: Es gibt in der Gesamtstadt sogar mehr Plätze als aktuell benötigt. „Wenn wir darunter sind, ist das auch gut“, denn so würden die Mitarbeitenden nicht so stark belastet, sagt der Amtsleiter. Außerdem biete das Spielraum, wenn bei der U3-Betreuung plötzlich nachgesteuert werden müsste.