Die Kindertagesstätten sind geschlossen – wie lange, das weiß derzeit niemand. Die Mitarbeiter sind alle im Dienst, selbst wenn nicht alle Kinder betreut werden. Derweil beginnt in den Rathäusern bereits das Rechnen. Es geht um vergleichsweise große Beträge.

Strohgäu - Schaukeln, wippen, wettrennen – all das findet dieser Tage wenigstens in den Kindertagesstätten nicht statt. Die Einrichtungen haben geschlossen, die meisten Kinder sind zuhause. Nicht so die Erzieher. Sie arbeiten.

 

Was tun die Erzieher in diesen Tagen?

Das Personal hat trotz geschlossener Kitas einiges zu tun. Mit einem speziellen, so kreativen wie digitalen Angebot unterstützen die Korntal-Münchinger Einrichtungen die Eltern in der Ausnahmesituation. „Wir haben eine Cloud entwickelt, die jeder Familie im Stadtgebiet offensteht. Dort speisen die Kitas Ideen zu Beschäftigungsangeboten aus allen Bereichen ein“, sagt die Sprecherin der Stadt, Sarah Falk. An dem Angebot, das jetzt digital per Link versendet wird, beteiligen sich zwölf städtische, kirchliche und freie Kitas.

Die virtuelle Elternplattform enthält bereits 30 Beiträge – Bastelanleitungen, Spielideen, Koch- und Backrezepte, Experimente, Vorlesegeschichten, Sportangebote. Bei positiver Resonanz soll das Programm wöchentlich erstellt werden. Die persönliche Bindung, sagt die pädagogische Fachberaterin bei der Stadt, Stefanie Burkhardt, mache den Unterschied zu den vielen anderen Angeboten, die es im Netz schon gibt: Die Erzieher als Vorleser oder Vorturner – „trotz der Distanz gibt es wieder gemeinsame Erlebnisse“, sagt Burkhardt. Daneben werde in den Kitas entrümpelt, an Konzeptionen gearbeitet, würden Tagesabläufe und Alltagssituationen pädagogisch durchleuchtet und reflektiert – wie das auch in Hemmingen der Fall ist. Die Erzieher erledigten Dinge und individuelle Themen, die im Alltag oft liegen bleiben, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU).

Aufgearbeitet beziehungsweise vorbereitet wird auch in Ditzingen und Gerlingen. „Nach jetzigem Stand wird die Zeit bis etwa Ostern mit diesen Maßnahmen überbrückt. Sollte eine Beschäftigung der Kolleginnen und Kollegen nicht mehr möglich sein, werden sie auf Abruf freigestellt“, teilt der Ditzinger Rathaussprecher Jens Schmukal aber auch mit.

Daran ist allerdings in keiner Einrichtung bisher zu denken. Denn zudem müssen die Erzieherinnen täglich zu festen Zeiten Kontakt mit den Kindern und Eltern pflegen. Die Erzieher stehen auch für Aufgaben außerhalb ihrer regulären Tätigkeit zur Verfügung, zum Beispiel als Unterstützung für den Corona-Hilfe- und Sorgendienst, der etwa das Einkaufen für Hilfsbedürftige organisiert.

Werden weiter Gebühren erhoben?

Alle vier Kommunen im Strohgäu haben angekündigt, die Kitagebühren für April auszusetzen. In Ditzingen hat das letzte Wort der Gemeinderat – die Entscheidung hat deshalb vorläufigen Charakter.

Verluste im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer sagt: „Wir rechnen mit einem Gebührenausfall von rund 70 000 Euro.“ Aus Korntal-Münchingen heißt es: „Allein bei den städtischen Einrichtungen geht es um ein Beitragsvolumen von rund 60 000 bis 70 000 Euro nur für den Kitabereich. Dazu kommen 25 000 bis 30 000 Euro aus dem Bereich verlässliche Grundschule/Hort für einen Monat.“ Die Gerlinger gehen von einem deutlich höheren Verlust aus. Er betrage rund 165 000 Euro, teilt die Rathaussprecherin mit. „Wir erwarten vom Land einen entsprechenden finanziellen Ausgleich.“ Dieser sei seitens der kommunalen Spitzenverbände bereits eingefordert worden. „Unseren Informationen nach wird der baden-württembergische Städtetag mit dem Land Gespräche über einen finanziellen Ausgleich der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie im Ganzen führen. Ein zentraler Bestandteil hiervon werden auch die Kitagebühren sein“, heißt es zudem aus Ditzingen.

Kommt die Notfallbetreuung an?

In Korntal-Münchingen nutzen acht Kinder in drei Kitas die Betreuung – in den jeweiligen Einrichtungen. „Die Vorgabe ist, dass möglichst die Bezugserzieher des Kindes auch die Notbetreuung machen“, sagt die Sprecherin Sarah Falk. Anders handhabt Hemmingen dies. „Die Betreuung ist gebündelt, da wir derzeit aus fünf Kitas insgesamt fünf bis sechs Kinder betreuen“, sagt der Bürgermeister. „Kleine Gruppen sind in dieser besonderen Situation besonders wichtig, doch die aktuellen Anmeldungen sind unserer Meinung nach in einer Gruppe gut aufgehoben.“ Laut Thomas Schäfer sei die Gemeinde auf weitere Kinder vorbereitet. „Wir haben, auch für den Hort, viele telefonische Anfragen, was wäre, wenn sich die Situation verschärft und beide Elternteile mehr arbeiten müssten“, sagt Schäfer. Für eine Aufnahme genügten eine E-Mail oder ein Anruf. „Diese Flexibilität gilt natürlich speziell für die Familien, die auf Abruf für ihren Arbeitgeber zur Verfügung stehen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Gruppe immer wieder verändern kann, je nach Bedarf.“ In Gerlingen gibt es in vier von sieben Einrichtungen eine Betreuung. In Ditzingen werden 18 Kindergartenkinder betreut und 13 Schüler im Hort.