Der Wartelistenabgleich der Stadt Stuttgart hat gezeigt, dass der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder noch lange nicht gedeckt ist.

Stuttgarter Norden - Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat arbeiten seit Jahren daran, den Bedarf an Kita-Plätzen in der Landeshauptstadt zu decken. Doch selbst, wenn in den nächsten Monaten alle schon finanzierten Projekte abgeschlossen sind, werden in Stuttgart noch rund 1200 Plätze für Mädchen und Buben unter drei Jahren fehlen. Das teilt Bürgermeisterin Isabel Fezer den Stadträten in einer Vorlage mit, die an diesem Montag im Rahmen des Jugendhilfeausschusses des Gemeinderats vorgestellt wird.

 

Gründe für die fehlenden Betreuungsplätze seien zum einen die steigenden Kinderzahlen und zum anderen aber auch der Fachkräftemangel. Allein in den Einrichtungen der Stadt seien zum Stichtag 1. März 2016 rund 450 Plätze unbesetzt gewesen, weil es an Betreuungskräften gemangelt habe. Aktuell geht die Stadtverwaltung davon aus, dass noch rund 3500 Kinder unter drei Jahren einen Kita-Platz benötigen. Das hat der Wartelistenabgleich im Oktober 2016 ergeben.

Umwandlung von Hortplätzen bietet Potenzial

Besonders eklatant stellt sich die Situation in Feuerbach dar. Es fehlen derzeit etwa 175 Plätze. 60 schon beschlossene Plätze müssen noch umgesetzt werden, unter anderem die neue Kita des CJD an der Wiener Straße. Ein riesiger Fehlbedarf bleibt dennoch. „Durch Umwandlungen von Hortplätzen besteht noch Ausbaupotenzial, das allerdings erst genutzt werden kann, wenn die Ganztagesentwicklung an den Grundschulen vorankommt“, heißt es in der Vorlage. Für den Interimsstandort an der Weilimdorfer Straße 90, der bis Ende 2018 befristet ist, müsse zudem noch ein Ersatzstandort gesucht werden. Weitere mögliche Optionen führt die Stadtverwaltung nicht an.

Auch in Weilimdorf sieht es derzeit noch nicht so rosig aus. 148 Plätze fehlen. Allerdings haben die Stadträte für den Bezirk schon einige Projekte auf den Weg gebracht, die den kompletten Bedarf in den nächsten Monaten abdecken sollen. Noch sei ein Großteil der beschlossenen Plätze nicht in Betrieb gegangen. Das liege an den zeitintensiven baulichen Maßnahmen und am Personalmangel bei der Kinderbetreuung, schreibt Bürgermeisterin Isabel Fezer in der Vorlage. So bleibe das Angebot an Kleinkindplätzen auch in 2017 noch mangelhaft. Erst 2018 steht Besserung an: Der fünfgruppige Neubau an der Thaerstraße wird etwa im April 2018 betriebsbereit sein. Wenn der Personalmangel in der achtgruppigen Kita Solitudestraße behoben ist, werden auch hier mehr Kinder betreut werden können.

In Stammheim könnte der Bedarf bald gedeckt sein

Nachholbedarf besteht weiterhin in Botnang. Es fehlen aktuell 74 Plätze. Sofern alle bereits beschlossenen Maßnahmen umgesetzt sind, wird sich der Versorgungsgrad für Kleinkindplätze auf 51 Prozent verbessern, was einem Restbedarf von 24 Plätzen für Mädchen und Buben unter drei Jahren entspricht. Im Dezember dieses Jahres wird mit der neuen Kita auf dem Gelände der Kirchhaldenschule gerechnet.

Derzeit ist auch Stammheim noch unterversorgt. Rechnerisch fehlen 42 Kleinkindplätze. Sobald die bereits bewilligten Plätze – insbesondere durch die sukzessive Hortumwandlung und die Erweiterung der Kita Burtenbachstraße – umgesetzt sind, erhöht sich der Versorgungsgrad auf 51 Prozent. Der Bedarf könnte damit erst einmal gedeckt sein. Allerdings ist durch die Wohnbauvorhaben unter anderem an der Kornwestheimer und Poppenweiler Straße weiterhin mit steigenden Kinderzahlen zu rechnen. Spätestens mit dem erwarteten Familienzuzug im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert mit 320 Wohneinheiten werden weitere Betreuungsplätze benötigt. „Für den Zuzug sind insgesamt elf neue Gruppen geplant und bereits bewilligt“, heißt es in der Vorlage.

Auch in Zuffenhausen soll der Bedarf bald gedeckt sein. Aktuell fehlen allerdings noch mehr als 150 Plätze. „Das bezirksweite Versorgungsziel lässt sich mit Fertigstellung der bewilligten Kita-Neubauten beziehungsweise Gebäudeumnutzungen und Sanierungsmaßnahmen voraussichtlich erreichen“, schreibt Bürgermeisterin Fezer. 212 Kleinkindplätze sind bereits beschlossen, aber noch nicht umgesetzt. Zum Beispiel sollen Im Raiser im März fünf Gruppen ihren Betrieb aufnehmen, im September soll dann die Einrichtung im Tulpenapfelweg in Zazenhausen folgen.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen sieht es gut aus

Bei den Drei- bis Sechsjährigen sieht es im Stuttgarter Norden grundsätzlich ganz gut aus. Nur in Botnang und in Weilimdorf scheint noch Handlungsbedarf zu bestehen. Der Versorgungsgrad in Weilimdorf liegt derzeit bei 97 Prozent. „Es kann bisher aber davon ausgegangen werden, dass alle Drei- bis Sechsjährigen einen Betreuungsplatz erhalten“, heißt es in der Vorlage an die Stadträte.

In Botnang gibt es allerdings derzeit nur für 80 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe einen Platz. „Nach vollständiger Umsetzung aller beschlossener Vorhaben wird der Versorgungsgrad auf 100 Prozent steigen“, schreibt Fezer. Allerdings sei bei ungünstiger Entwicklung davon auszugehen, dass weitere Angebote geschaffen werden müssten.