Der Bezirksbeirat sieht die Stadt in der Pflicht, bei der Kleinkindbetreuung nachzulegen. Auch 2019 werden wohl noch mindestens rund 70 Plätze fehlen.

Bad Cannstatt - Aktuell fehlen in Bad Cannstatt knapp 350 Kita-Plätze für Kleinkinder. Das habe der Wartelistenabgleich im Herbst dieses Jahres ergeben, teilte Manfred Niewöhner vom Jugendamt den Bezirksbeiräten in ihrer Sitzung am Mittwochabend mit. 1065 Mädchen und Buben unter drei Jahre brauchen einen Betreuungsplatz im Bezirk. Das entspricht 48 Prozent der Kinder in dieser Altersklasse. Zur Verfügung stehen aber derzeit nur 717 Plätze (Stand 1. März 2016).

 

Doch Niewöhner konnte den Lokalpolitikern auch etwas Hoffnung auf Besserung machen. „Der Gemeinderat hat den Ausbau der Betreuung um weitere 312 Plätze schon beschlossen.“ Allerdings werden diese erst in Etappen zur Verfügung stehen. Dieses Jahr sind schon 21 Plätze geschaffen worden, 166 sollen noch folgen. Bis 2019 sollen dann weitere 125 Plätze entstehen. Dennoch geht Niewöhner davon aus, dass in drei Jahren immer noch knapp 70 Mädchen und Buben unter drei Jahren keinen Betreuungsplatz haben werden – weil der Bedarf wohl steigen werde. Niewöhner geht auch davon aus, dass bis zum Jahr 2025 die Anzahl der Kleinkinder im Bezirk noch wachsen werde. Dieser Faktor ist bei den fehlenden Plätzen allerdings noch nicht berücksichtigt.

Die Stadt hat sich bei der „Bil“-Kita abgesichert

„Da muss die Stadt noch nachbessern“, forderte deshalb Roland Schmid (CDU). Niewöhner sieht vor allem im Seelberg noch Handlungsbedarf: „Wir würden dort gerne etwas planen. Es gibt aber keine freien Flächen.“ Anders stellt sich das an den Standorten dar, an denen der Kita-Ausbau schon beschlossen wurde. An der Sichelstraße 19 plant der Bildungs- und Schulverein „Bil“ sechs Kita-Gruppen. „Zunächst einmal wird dort aber die Olgakrippe interimsweise einziehen. Ab 2018 werden die Räume dann für die neue Kita zur Verfügung stehen“, sagte Niewöhner. Dieses Projekt stieß aber nicht bei allen Bezirksbeiräten auf Wohlgefallen. „Da ist nicht gesagt, dass die Kinder auch alle aus Bad Cannstatt kommen. ,Bil‘ hat ein größeres Einzugsgebiet“, sagte Roland Schmid. Niewöhner betonte allerdings, dass sich die Stadt vertraglich abgesichert habe, dass dort nur Mädchen und Buben aus Cannstatt betreut werden.

Weitere finanzierte, aber noch nicht umgesetzte Projekte gibt es unter anderem an der Winterbacher Straße. Die katholische Kirche plant einen Neubau, der 2018 mit zwei zusätzlichen Kleinkind-Gruppen in Betrieb gehen soll. Auch die Olgagrippe an der Taubenheimstraße soll ab 2018 mehr Platz bieten. Das gilt auch für die Einrichtung an der Hofener Straße. Noch in diesem Jahr möchte die Bruderhaus Diakonie ihre neue Kita an der Lehmfeldstraße eröffnen – für insgesamt 55 Kinder. Folgen sollen zudem die Einrichtungen Dilleniusstraße (2019) und Koblenzer Straße (2016/2017).

195 Kita-Plätze im Neckarpark sollen dort den Bedarf decken

„Wir haben auch vor, 18 neue Kita-Gruppen im Neckarpark in Betrieb zu nehmen“, sagte Niewöhner. Allein 140 Mädchen und Buben sollen in einem Bildungshaus betreut werden. Die finanziellen Mittel müssen aber erst noch im kommenden Doppelhaushalt 2018/2019 bereit gestellt werden. Niewöhner geht davon aus, dass die insgesamt 195 Kita-Plätze im Neckarpark reichen, wenn dort wie derzeit geplant 650 Wohnungen gebaut werden. Ein weiteres, noch nicht finanziertes Projekt ist die Kita an der Lübecker/Rostocker Straße.

Manfred Niewöhner stellte am Mittwochabend auch die Zahlen der Altersgruppe drei bis sechs Jahre vor. 2154 Kinder würden in Bad Cannstatt leben (Stand 31. Dezember 2015) und genau so viele Kita-Plätze gebe es auch. 66 Prozent der Mädchen und Buben hätten einen Ganztagesplatz. Trotz der statistischen Vollabdeckung des Bedarfs könne es in einzelnen Wohnquartieren wie Seelberg, Neckarvorstadt oder Veielbrunnen aber zu Engpässen kommen, sagte Manfred Niehwöhner.