Der Bedarf an Kinderbetreuung wächst, in den Kitas fehlt der Platz, neue werden gebaut. Doch das Problem bleibt derzeit ungelöst.
Immer mehr Eltern lassen ihre Kleinkinder in Kitas betreuen. Diese Entwicklung, wie sie sich etwa in Ditzingen abzeichnet, bringt die gewachsene Kindergartenlandschaft an ihre Grenzen, wie die Verwaltung der Großen Kreisstadt jetzt aufgezeigt hat. Die Kinderbetreuung in den alten Strukturen werde den Anforderungen nicht mehr gerecht. Doch es ist nicht damit getan, neue Strukturen schaffen zu wollen, wie die Verwaltung vor der Sommerpause darlegte.
Wie stellt sich die Situation dar? Bei den Zweijährigen rechnet die Verwaltung mit einer Betreuungsquote von 90 Prozent, bei den Ein- bis Zweijährigen liege die Nachfrage bei 60 Prozent. Die Nachfrage für Kinder unter einem Jahr sei gering, sie liege bei rund fünf Prozent. Zusammengenommen aber bedeutet das, dass knapp mehr als die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren in einer Kita betreut werden.
Die Nachfrage bei den älteren Kindern – drei Jahre und älter – liege bei nahezu hundert Prozent. Weil das Land den Stichtag für die Einschulung um mehrere Monate verlegt hat, seien nun fast vier Jahrgänge – und nicht mehr drei – in der Kita. Die Folge: Mehr Plätze werden benötigt, ungeachtet der Zuzüge in einer wachsenden Kommune und der Aufnahme von geflüchteten Kindern, die mit ihren Eltern oder Müttern die Heimat verlassen haben. In dieser Situation macht sich der Personalmangel besonders bemerkbar. Auf das kommende Kindergartenjahr bezogen bedeutet das, dass, wie in vielen anderen Kommunen auch, nicht alle Planstellen besetzt sind. In einigen Einrichtungen bedeutet dies, dass Kitaplätze nicht belegt werden können. Die bei der Stadt verantwortliche Abteilungsleiterin Barbara Schäffler spricht von „fünf Problemkitas“.
Gibt es schnelle Hilfe? Für drei dieser Kitas will die Verwaltung prüfen, ob die Einrichtungen zur Personalgewinnung gezielt beworben werden können. Doch auch in Einrichtungen, die derzeit voll besetzt sind, seien die Leistungen im Ganztagsbetrieb noch reduziert, da keine Springerstellen besetzt seien und daher bei kurzfristigen Ausfällen Engpässe entstünden.
Wie lassen sich Personalprobleme lösen? Es sei eine „sehr unbefriedigende Situation, in der wir uns befinden“, sagt der Oberbürgermeister Michael Makurath. Der parteilose Verwaltungschef verwies in der Juni-Sitzung des Gemeinderatsausschusses auf das landesweit bestehende Problem des Personalmangels. In allen Kommunen werde überlegt, damit bestmöglich umzugehen. Man könne als Kommune machen, was man wolle, man komme nicht ans Ziel.
Auf die Nachfrage von SPD-Fraktionschefin Sabine Roth, ob man nicht mehr nachgefragte Betreuungsformen nicht reduzieren könne, um dadurch Personal zu gewinnen, äußerte sich der Verwaltungschef skeptisch. Es sei eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. „Es gibt nichts, was den Mangel beseitigt.“ CDU-Fraktionschef Sven Sautter hinterfragte, ob das Personalproblem nicht auch selbst gemacht sei und man als Arbeitgeber in mancher Kita nicht gezielt auf die Teamentwicklung schauen müsste.
Wie werden sich die Gebäude verändern? In der Lehmgrube, also in der Kernstadt, wird eine Kita gebaut. Doch diese ist nicht zur Schaffung zusätzlicher Plätze geplant, sondern wird als Interim benötigt: Hier sollen alle Kinder vorübergehend unterbracht werden, deren Einrichtungen nach und nach saniert werden müssen. Die Verwaltung will prüfen, ob die Kita Breslauer Straße, in der offenbar ein größerer Sanierungsbedarf vermutet wird, durch die Lehmgrube ersetzt werden kann – wenn diese nicht mehr für Interimsmaßnahmen notwendig ist.
Auch wenn die Verwaltung argumentiert, dass Eltern keinen Anspruch auf einen Kita-Platz im selben Stadtteil habe, in dem die Familie lebe, so argumentierte sie nun, dass die Planung nicht allein auf die Erfüllung des gesetzlichen Rechtsanspruchs ausgerichtet werden könne, da auch in der Zukunft eine „ortsteilbezogene und wohnortnahe Versorgung gewünscht“ werde.