Die Gebühren für die Kinderbetreuung in Korntal-Münchingen steigen. Zugleich werden zwei Einrichtungen erweitert. Doch eine Kita steckt in der Warteschleife. Die Kosten sind den Gemeinderäten viel zu hoch.

Korntal-Münchingen - Eltern in Korntal-Münchingen müssen für die Betreuung ihrer Kinder in den städtischen Einrichtungen bald tiefer in die Tasche greifen: Von September an steigen die Beiträge um drei Prozent. Dies hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, der zudem mehr Kita-Plätzen in zwei Einrichtungen zustimmte.

 

Pro Monat einen bis vier Euro mehr

Die Erhöhung der Kita-Gebühren betrifft nur die Regelbetreuung von Drei- bis Sechsjährigen mit einem Umfang von wöchentlich 30 Stunden, die einkommensabhängigen Elternbeiträge bleiben gleich. Damit zahlen Familien künftig im Monat einen bis vier Euro mehr.

Laut Michael Siegel liegt die Stadt im Vergleich mit anderen Kommunen auch nach der Erhöhung „im oberen Mittelfeld“. Das halte die Verwaltung angesichts der Rahmenbedingungen für angemessen, sagte der Leiter des Fachbereichs für Familie, Bildung und Soziales: Die qualitativ guten Einrichtungen kosteten die Kommune viel Geld. Dieses Jahr geht sie von einem Defizit von fast 6,5 Millionen Euro aus. Die Beiträge der Eltern von 830 000 Euro decken gut 13 Prozent der Kosten. Nach der Erhöhung nimmt die Stadt im Jahr rund 6000 Euro mehr ein.

Eltern bezeichnen Erhöhung als „unzumutbare Belastung“

Die Mütter und Väter sind verärgert. Die Gebühren hätten sich in den vergangenen zwei Jahren um insgesamt acht Prozent erhöht, merkt der Elternbeirat der Kita Lessingstraße im Stadtteil Münchingen an. Gerade Alleinerziehende mit geringerem Einkommen und Familien mit mehreren Kindern würden „weiter finanziell belastet“.

Der Elternbeirat der Kita Kallenberg nennt die Erhöhung eine „unzumutbare Belastung der Elternschaft“, vor allem nachdem die Stadt den Geschwisterbonus abgeschafft habe. Die Eltern verweisen zudem auf das im Januar in Kraft getretene Gute-Kita-Gesetz: Bis 2022 unterstützt der Bund die Länder mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro bei „Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität in der Kindertagesbetreuung und zur Entlastung der Eltern bei den Gebühren“.

Freie Wähler: „Wir sind erschreckt über die Summe“

Auch die Grünen finden, dass man mit der Erhöhung nicht nach jenem Gesetz handle. Harald Wagner schlug vor zu warten, bis es ausgestaltet sei. Die Fraktion ist für kostenfreie Kitas. Wolfgang Anton (Freie Wähler) zeigte sich skeptisch: Die „vollmundigen Versprechen“ aus Berlin seien oft nicht umgesetzt worden. Für den Chef der CDU, Martin Hönes, ist die Erhöhung „nicht der große Wurf“.

Um die hohe Nachfrage nach Kita-Plätzen zu decken, baut die Stadt neue Einrichtungen – oder erweitert bestehende. Sehr hoch ist der Bedarf in Münchingen. Dort sind noch mindestens zwei Gruppen für Drei- bis Sechsjährige nötig. Eine Gruppe mit 20 Kindern bekommt die Kita Rührberg. Sie hat derzeit drei Gruppen. Laut der Machbarkeitsstudie des Stuttgarter Architekturbüros Knopp kostet die Erweiterung inklusive der Außenanlage gut 1,4 Millionen Euro. So viel Geld wollen die Gemeinderäte nicht ausgeben, trotz zugesagter Fördermittel. „Wir sind erschreckt über die Summe“, sagte etwa Marianne Neuffer, die Chefin der Freien Wähler.

Kita Rührberg in der Warteschleife

Auf ihren Antrag entschied sich das Gremium dazu, für den Anbau alternative Angebote einzuholen – statt den Auftrag dem Stuttgarter Architekturbüro Knopp zu geben, das mit Sanierung der Kita betraut ist. Michael Siegel sieht den Entschluss kritisch: Das könne den geplanten Baubeginn im Frühjahr 2020 verzögern, bei weiter steigendem Bedarf.

Im Vergleich dazu gehen Umbau und Erweiterung der Kita Somnierhaus in Korntal rasch über die Bühne. Und das, obwohl die Eltern zuvor einige Sorgen äußerten, wie Michael Siegel berichtete. Ist der Brandschutz gewährleistet? Gibt es Schadstoffe im Gebäude? Michael Siegel: „Bei einem Treffen konnten wir die Sorgen nehmen.“ Allerdings werde die Stadt keine Gebühren erlassen, wenn die Kita während des Umbaus in den Feuerseeweg zieht. „Wir betreuen schließlich wie gewohnt weiter“, sagte der Amtsleiter.

Wohin mit all den unter Dreijährigen?

Im Sommer startet der Umbau, damit die Krippe von Oktober an zehn weitere Kinder unter drei Jahren betreuen kann. Die Kosten von rund 56 000 Euro trägt die Walter-Somnier-Stiftung, im Gegenzug erhöht sie der Stadt als Betreiberin die Miete. Insgesamt fehlen in Korntal-Münchingen mehr als 60 Krippenplätze.