Kinderbetreuung in Leinfelden-Echterdingen Ist das Offenburger Modell ein Weg aus der Kita-Krise?

In vielen Kitas bleibt der Fachkräftemangel das große Problem. Foto: dpa/Heiko Rebsch

Zusätzlich buchbare Betreuungszeiten: In Nürtingen wird dieses Konzept bereits getestet, nun soll darüber auch in Leinfelden-Echterdingen diskutiert werden. Was steckt dahinter?

Ende Juni werden sich Kita-Träger, Eltern und Mitarbeitende der Stadt Leinfelden-Echterdingen zum ersten Mal in dem neu gegründeten Kindergartengesamtausschuss treffen. Ziel ist es, sich auszutauschen und sich zu informieren. Die Verwaltung unter der Regie von Oberbürgermeister Otto Ruppaner will auf diesem Weg mehr Transparenz schaffen. In dem Ausschuss sollen aber auch Ideen und Ansätze entwickelt werden, wie die Betreuungssituation in der Stadt verbessert werden kann, heißt es in einem Rundschreiben, das dieser Tage an Eltern verschickt wurde.

 

Welche alternative Betreuungsformen gibt es?

Man will sich Gedanken über alternative Betreuungsformen machen, ist in der Findungsphase. Der neue Rathauschef hat im Vorfeld des Treffens das Offenburger Modell ins Spiel gebracht. Dabei bieten Nichtfachkräfte eines externen Anbieters in einer Kita der Stadt oder eines konfessionellen Trägers zusätzliche Betreuungszeiten an. In Nürtingen wird das Modell gerade getestet. Auf der Homepage dieser Stadt heißt es: „Pädagogische Fachkräfte bieten täglich sechs Stunden hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung an.“ Außerhalb dieser Zeit können Eltern weitere Spiel- und Betreuungszeit beim Malteser Hilfsdienst buchen, der dafür Personal gezielt geschult hat. Zu den Vorteilen wird geschrieben: „Die Kinder profitieren von einer begleiteten, pädagogisch gestalteten Spielzeit. Die Eltern erhalten weitestgehend eine verlässliche Betreuungszeit.“ Die Erzieherinnen könnten wieder mehr pädagogisch wirksam arbeiten, da sie sich auf sechs Stunden konzentrieren können.

Profitieren könnte von dem Zusatzangebot auch der Evangelische Kirchenbezirk Bernhausen, wie Ferdinand Gerstenberg, Verwaltungsleiter der Kita-Geschäftsstelle bestätigt. Der Bezirk ist Träger verschiedener Kitas in Leinfelden-Echterdingen und hat wie alle Kita-Träger mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Im Echterdinger Dschungel-Kinderhaus gibt es seit Mai nur noch ein verkürztes Betreuungsangebot mit dem Ziel, den Familien so mehr Verlässlichkeit zu bieten. Die Öffnungszeiten wurden auf 30 Stunden pro Woche reduziert. Grund dafür waren mehrere Krankheitsfälle im Team. „Ab und an müssen dennoch Notgruppen gebildet werden“, sagt Gerstenberg. „Aber nicht mehr so häufig.“ Ziel und Hoffnung sei es, nach den Sommerferien die Betreuungszeiten wieder auszuweiten.

Auch im Musberger Emil-Kübler-Haus, einer weiteren Kita des Kirchenbezirks, wird es derweil eng. Auf August wird sich die Personalnot dort so zuspitzen, dass das Ganztagsbetreuungsangebot wegfallen könnte. In einem Elternbrief heißt es, dass sich eine Fachkraft für eine berufliche Veränderung entschieden hat und eine andere in Elternzeit gehe. „Wir müssen davon ausgehen, die bisherigen Öffnungszeiten nicht aufrechterhalten zu können“, steht darin.

Das bestätigt die pädagogische Leitung Birgit Eißler auf Nachfrage. „Unser Ziel muss es bleiben, 30 Stunden pro Woche sicher zu stellen“, sagt sie. Man wollte die Eltern mit dem Brief frühzeitig informieren. Noch sei das letzte Wort nicht gefallen. „Wir versuchen, Lösungen zu finden“, sagt sie. Gelinge das nicht seien alle aufgerufen, neue Wege zu finden. Möglicherweise könne das Offenburger Modell Entlastung bringen, betont sie, vielleicht biete sich aber auch eine Zusammenarbeit mit anderen Kooperationspartnern vor Ort wie den Sportvereinen, der Musikschule oder Jungscharen an.

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