Alles, was die Erzieherin sagt, ist doof? Manchmal mag das so sein, doch in den Ludwigsburger Kindertagesstätten haben die Kinder zumindest die Chance auf ein gewisses Maß an Mitbestimmung.

Ludwigsburg - Max, Paul, Mila und 16 weitere Kinder sitzen konzentriert im Stuhlkreis in ihrem Gruppenraum der Ludwigsburger AWO-Kindertagesstätte Bullerbü. Pünktlich um 10 Uhr startet die Kinderkonferenz. Spätestens alle vier Wochen treffen sich die Kinder mit ihren Erzieherinnen, um über Themen zu reden, die sie bewegen und an deren Entscheidungsprozessen sie gerne beteiligt wären.

 

Heute geht es darum, welches Projekt die Praktikantin Vanessa Perri in ihrer Semesterarbeit zum Hauptthema nimmt. Dass die Kinder hier mit entscheiden dürfen, ist wichtig – immerhin werden die Kleinen einen großen Anteil an diesem Projekt haben, einige Aktivitäten in der Gruppe werden darauf aufbauen.

„Jedes Kind darf ein Thema vorschlagen, und am Ende entscheiden wir gemeinsam, welches wir machen“, sagt Vanessa Perri. Die Themen Herbst und Bäume werden genannt, Kinder und Gemüse, auch der Mond wird gewünscht. Schließlich machen die Flugzeuge und Hubschrauber das Rennen unter den Drei-bis Fünfjährigen. „Okay, dann schreibt Helena das jetzt auf, und jedes Kind darf seinen Namen unter das Protokoll setzen“, sagt Vanessa Perri . Sie schaut der „Schriftführerin“ Helena dabei zu, wie diese in die entsprechende Spalte ein Flugzeug malt, um so das Abstimmungsergebnis zu dokumentieren.

Die Regale wurden weggeschoben

Demokratie wird hier großgeschrieben. „Es geht nicht nur darum, welches Essen auf den Tisch kommt“, sagt die Kita-Leiterin Silke Kurz. Vielmehr wünschten sich die Kinder etwa eine andere Anordnung der Regale im Flur, und auch die Frage, ob sie die selbst gemalten Bilder mit nach Hause nehmen dürfen, wurde von den Kleinen selbst entschieden.

Was die AWO Ludwigsburg in ihren fünf Einrichtungen in der Stadt praktiziert, ist auch für die kirchlichen Kitas nichts Neues. „Kinderkonferenzen sind ein wichtiger Baustein und finden regelmäßig statt“, sagt etwa der Pastoralreferent der katholischen Kirche in Ludwigsburg, Martin Wunram. Der Alltag werde gemeinsam mit den Kindern geplant, Probleme würden angesprochen und Ideen aufgenommen. „Das kommt bei den Kindern sehr gut an.“

Diese Art der Einbindung freut auch das Deutsche Kinderhilfswerk. „Die demokratische Kompetenz wird uns ja nicht in die Wiege gelegt, sondern wir müssen lernen, eine eigene Meinung zu bilden und auszudrücken. Dafür sind solche Kinderkonferenzen optimal“, sagt Elisa Bönisch vom Hilfswerk. Im DKHW-Modellprojekt „Bestimmt bunt – Vielfalt und Mitbestimmung in der Kita“ wird ein Schwerpunkt auf die frühkindliche Bildung gelegt, auch die Mitarbeiter werden entsprechend ausgebildet. „Das tägliche Miteinander ist extrem wichtig“, sagt Elisa Bönisch, „und vor allem die Einbeziehung der Kinder dabei.“