Mehr als 3400 Kinder warten in Stuttgart aktuell noch auf einen Krippenplatz, das sind 500 weniger als noch im Jahr zuvor. Dennoch muss die Landeshauptstadt noch einige Anstrengungen unternehmen, um die Versorgung weiter zu verbessern.

Stuttgart - Wir haben beim Ausbau der Kindertagesstätten aufgrund Ihrer Beschlüsse Gas gegeben.“ Das hat Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer im Jugendhilfeausschuss betont und dafür Lob geerntet. „Wir haben stadtweit einen Versorgungsgrad von 40 Prozent bei den unter Dreijährigen“, sagte die Bürgermeisterin. Allerdings warten jetzt noch immer 3422 Kleinkinder auf einen Krippenplatz.

 

500 Kinder weniger als im Vorjahr auf der Warteliste

Dass 500 Kinder weniger auf der Warteliste stehen als im Vorjahr und 1500 weniger als im Jahr 2012, verbuchten Bürgermeisterin und Ausschuss zwar als Erfolg. Doch die leer ausgegangenen Familien wird das nicht trösten – zumal in einigen Bezirken die Warteliste besonders lang ist. Und, so Fezer: „Wir werden mit Zuzügen rechnen müssen.“ Das Thema Ausbau wird also nicht so schnell erledigt sein. Auch innerhalb der Einrichtungen werde man das Angebot entsprechend anpassen müssen.

Das geschieht seither auch schon durch den Umbau von Halb- zu Ganztagsplätzen für die Drei- bis Sechsjährigen. Derzeit können 55 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe mit Ganztagsplätzen versorgt werden. Auch die Schulkindbetreuung konnte durch den Systemwechsel von Hort zu Schulbetreuung auf rund 44 Prozent verbessert werden.

Iris Ripsam (CDU) lobte den Ausbau, beantragte jedoch, bis zum Frühjahr solle die Verwaltung ein strategisches Konzept für den weiteren Ausbau vorlegen. Darin solle sie auch die Frage beantworten: „Können wir überall noch Kita-Standorte unterhalten?“ Auch die Personalfrage müsse geklärt werden. „Nichts wäre schlimmer, als wenn die Kita steht, Eltern und Kinder warten – aber das Personal fehlt.“ Hierzu meinte der Jugendamtsvize Heinrich Korn, dass die Maßnahmen zu greifen begännen: Trotz des Ausbaus der Einrichtungen habe sich die Zahl der unbesetzten Stellen nicht signifikant erhöht. Derzeit seien es 100.

Stadtbezirke mit vielen Flüchtlingskindern berücksichtigen

Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) schlug vor: „Natürlich könnte man noch viel mehr machen, etwa bei den Öffnungszeiten.“ Hinterfragt werden müsse auch, ob es in der Zukunft so großgruppige Kitas geben solle. Auch müsse man „gucken, wo es eine Überversorgung gibt“. Judith Vohwinkel (SPD) verwies hingegen auf die 3400 fehlenden Krippenplätze, auch wenn „die Perspektive hoffnungsvoll“ sei. Nachbesserung mahnte sie im Blick auf die Betreuungslücke bei den Zehn- bis Zwölfjährigen an, die von der Ganztagsschule – anders als im Hort – nicht abgedeckt werde. Auch die Stadtbezirke mit vielen Flüchtlingskindern müssten besonders berücksichtigt werden.

Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Kitaträger verwies auf den Beitrag der freien Träger beim Ausbau und forderte im Blick auf den Zuschussstreit (siehe Meldung): „Man müsste die Träger in eine vergleichbare Situation bringen – auch bei den Elternbeiträgen. Wir brauchen vergleichbare Bedingungen für alle Träger.“ Armin Biermann von der Caritas verlangte mehr Transparenz, insbesondere bei den Elternbeiträgen und bei der Frage: „Wie gut erreichen wir Kinder mit Armutsrisiko?“