In Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen gibt es nach wie vor zu wenige Betreuungsplätze. Die Stadt kommt mit dem Ausbau der Kindertagesstätten nicht hinterher.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Eigentlich ist es eine erfreuliche Nachricht: Im Stadtbezirk Möhringen ist die Zahl der Kinder unter drei Jahren 2016 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um neun Prozent auf 926 Kinder gestiegen. Die Nachfrage nach einem Betreuungsplatz ist hoch. Die Stadt geht davon aus, dass für etwa 62 Prozent der Mädchen und Jungen ein Platz gebraucht wird. Um das zu erreichen, muss die Stadt 210 neue Plätze schaffen. Denn derzeit beträgt der Versorgungsgrad nur 39 Prozent – und das, obwohl die Stadt im vergangenen Jahr die Zahl der Plätze um zwölf Prozent auf 364 erhöht hat.

 

Wenn alle bereits beschlossenen Projekte umgesetzt sind, gibt es 478 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren. Trotz dieser beeindruckenden Zahl würde der Versorgungsgrad dann aber gerade einmal 52 Prozent betragen. Die noch nicht fertiggestellte beziehungsweise noch nicht vollständig bezogene neue Kindertagesstätten sind die städtischen Einrichtungen am Schneewittchenweg, an der Widmaierstraße und an der Fasanenhofstraße sowie der evangelische Kindergarten am Bonhoefferweg und die geplanten neue Einrichtung der katholischen Gemeinde am Delpweg. Das Fazit: „Trotz der vorsichtigen Entspannung der Versorgungssituation bleibt noch ein Nachholbedarf in allen drei Stadtteilen.“ So steht es in der Gemeinderatsvorlage. Entsprechende Prüf- und Planungsaufträge seien gestellt.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen ist die Situation entspannter

Deutlich entspannter ist die Situation bei den Drei- bis Sechsjährigen. Der Versorgungsgrad beträgt 112 Prozent, der Anteil an Ganztagesplätzen 70 Prozent. Im Stadtbezirk Möhringen lebten zum Stichtag 886 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Die Tendenz ist weiter steigend. Für die Mädchen und Jungen gab es 2016 996 Plätze. Das sind etwas weniger als im Jahr zuvor. Der Grund ist, dass andere Gruppen zu Ganztagsgruppen umgewandelt wurden, wodurch sich die Zahl der Plätze insgesamt reduziert.

Nach Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen wird sich die Gesamtquote nicht verändern. Allerdings wird sich das Angebot an Ganztagsplätzen auf 82 Prozent erhöhen. „Vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen und zusätzlicher Flüchtlingsunterkünfte beispielsweise in der Kurt-Schumacher-Straße und im Ehrlichweg werden neue Anstrengungen zur Schaffung weiterere – auch provisorischer – Kindergartenplätze erforderlich. Die Suche nach geeigneten Standorten ist mit bereits gestellten Prüf- und Planungsaufträgen eingeleitet“, schreibt die Verwaltung.

In Vaihingen ist die Situation ähnlich wie in Möhringen

In Vaihingen sieht die Situation ähnlich aus. Der Stadtbezirk ist bei Familien besonders beliebt, es gibt nur wenige, die wegziehen. Die Zahl der Kinder ist damit relativ konstant, ebenso die Nachfrage nach Betreuungsplätzen, und das auf hohem Niveau. „Durch die bereits beschlossenen Plätze kann sich die Versorgungssituation für Kinder von null bis drei Jahren und Kinder von drei bis sechs Jahren deutlich verbessern. Ein Fokus liegt bei der Planung von Ganztagesplätzen“, heißt es in der Vorlage. Allerdings brauche die Umsetzung der Projekte Zeit. „Für Familien, die aktuell auf der Suche nach Kita-Plätzen sind, sind die beschlossenen Plätze noch nicht sichtbar und daher keine Entlastung“, schreibt die Stadt. Sie weist auch daraufhin, dass mit der Ansiedlung der Firmen Allianz, Daimler und Bosch sowie mit der Aufsiedlung des Eiermann-Campus’ ein höherer Bedarf an Kita-Plätzen entstehe. Wie groß dieser Bedarf sei, könne noch nicht abgeschätzt werden.

In Vaihingen sind aktuell 1194 Kinder im Alter von null bis drei Jahren statistisch erfasst. Die Stadt geht davon aus, dass für 63 Prozent der Mädchen und Jungen ein Betreuungsplatz gebraucht wird. Aktuell gibt es den aber nur für 41 Prozent. Von der Statistik noch nicht erfasst sind 166 beschlossene Plätze. Wenn diese realisiert sind, kommt die Stadt auf einen Versorgungsgrad von 49 Prozent. Für den erforderlichen Versorgungsgrad von 63 Prozent fehlen dann noch 93 Kita-Plätze. In den vergangenen Jahren sind in Vaihingen zwei Einrichtungen in Fertigbauweise entstanden, eine an der Krehlstraße und eine an der Höhenrandstraße. Dadurch konnte der Versorgungsgrad deutlich erhöht werden. Allerdings ist der Standort an der Höhenrandstraße bis Ende 2017 befristet. Für diesen Standort sei dringend ein Ersatz erforderlich, schreibt die Verwaltung. Kinder zwischen drei und sechs Jahren gibt es in Vaihingen 1255. Theoretisch gibt es für jedes einen Betreuungsplatz. Der Versorgungsgrad liegt bei 101 Prozent. Die Nachfrage nach Ganztagesplätzen ist groß. Aktuell sind aber nur 60 Prozent der Plätze Ganztagsplätze. Wenn die bereits beschlossenen Plätze umgesetzt sind, erreicht Vaihingen einen Versorgungsgrad von 117 Prozent, 85 Prozent der Plätze werden Ganztagsplätze sein. „Damit ist laut Statistik das Versorgungsziel erreicht“, heißt es in der Vorlage. Allerdings sei der Versorgungsgrad in den verschiedenen Wohngebieten Vaihingens unterschiedlich.

Unterschiedliche Versorgungsgrade in den einzelnen Wohngebieten