Die Betreuungsplätze in Kitas sind in den vergangenen Jahren kräftig ausgebaut worden, der Bedarf für Drei- bis Sechsjährige schien gedeckt. Jetzt zeigt das Versorgungsnetz allerdings große Lücken, vor allem in Stadtteilen mit hohen Zuwanderungsraten.

Stuttgart - Der Jugendhilfeausschuss war in jüngster Zeit vor allem beim Ausbau der Kindertagesstätten gefragt. Platzsharing, Ganztagesplätze und Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder standen weit oben auf der Tagesordnung. Nun tun sich erstmals wieder sichtbar Lücken bei der Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen auf.

 

Der Engpass besteht in West, Zuffenhausen, Nord und Bad Cannstatt

Dem Jugendamt lagen im Februar Anfragen für 159 Kinder in diesem Alter vor, die noch keinen Betreuungsplatz gefunden hatten. Der Engpass besteht vor allem in den Stadtteilen West, Zuffenhausen, Nord und Bad Cannstatt. 86 dieser Kinder leben in Flüchtlingsunterkünften. Der Bedarf wird jedoch weiter wachsen: Stadtweit leben 584 Kleinkinder und 481 Kinder zwischen drei und sechs Jahren in den Unterkünften, und durch den Ausbau der Asylheime, schätzt das Jugendamt, ziehen allein im Laufe dieses Jahres zusätzlich 326 weitere Kleinkinder und 279 Drei- bis Sechsjährige zu.

Da bei der Platzvergabe laut Jugendamt „dieselben Voraussetzungen wie für Stuttgarter Kinder“ gelten, muss die Stadt nach Lösungen suchen. Sie schlägt mehrere Schritte vor. Zum einen prüft die Jugendhilfeplanung, ob durch die Umwandlung von Hort- in Kita-Gruppen Plätze geschaffen werden können, und will nach der Sommerpause einen Bericht vorlegen. Zum anderen ist an Spielgruppen in der Nähe bestehender Kitas gedacht. Pro Kleinkind und Jahr würde dies 3702 Euro kosten, bei Drei- bis Sechsjährigen 989 Euro. Geplant sind ferner weitere Betreuungsangebote in Asylheimen.

Mittelfristiger Bedarf soll analysiert werden

Aus- und Neubauten von Kitas hält die Stadt dort für nötig, „wo sich die Bedarfssituation aufgrund der Zuwanderung voraussichtlich dauerhaft ändern wird“. Das ist in Nord, Zuffenhausen, Bad Cannstatt, Plieningen und Birkach der Fall. Der Jugendhilfeausschuss begrüßte am Montag die Pläne. „Es muss eine Kapazitätsausweitung geben, kein Kind aus hiesigen Familien sollte abgewiesen werden, sagte Klaus Nopper (CDU). Für Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) ist die Kita „das Tor zur Integration“ und daher der Platzausbau nötig, und Judith Vowinkel (SPD) bittet um eine Analyse des mittelfristigen Bedarfs. Bisher werden schon 18 Kleinkinder und 160 Kinder zwischen drei und sechs Jahren in städtischen und kirchlichen Einrichtungen betreut. Jörg Schulze-Gronemeyer von den kirchlichen Trägern sieht zudem einen wachsenden Bedarf an Dolmetschern, der nicht länger über freie Träger gedeckt werden könne.