Bislang gab es in Leinfelden-Echterdingen keine trägerübergreifende Elternvertretung für die Kindertagesstätten. Das soll sich ändern – was allerdings nicht allen gefällt.

In fast allen Kommunen gibt es Kindertageseinrichtungen verschiedener Träger: städtische, konfessionelle oder sogenannte freie Träger. Auch die nicht-städtischen Einrichtungen übernehmen dabei häufig Regelungen, die die Kommunen für ihre Kitas festlegen. Bestes Beispiel: die Kindergartengebühren.

 

Das ist in Leinfelden-Echterdingen nicht anders. So gilt dort die Entgeltregelung auch für die Kinderbetreuungseinrichtungen konfessioneller und freier Träger, sofern „sie am städtischen Vergabeverfahren teilnehmen“. Das Problem: Eine institutionalisierte Mitsprachemöglichkeit haben die Eltern von Einrichtungen freier und konfessioneller Träger, anders als die der städtischen Kitas, bisher gegenüber der Stadtverwaltung nicht. Genau das soll sich demnächst ändern.

Bald ein echter Gesamtelternbeirat?

Andere Kommunen in Baden-Württemberg wie Konstanz, Radolfzell oder Gaggenau haben es vorgemacht. Leinfelden-Echterdingen zieht jetzt also nach: Hier haben sich in den vergangenen Monaten Eltern von Kindergartenkindern aller Träger zusammengeschlossen, um demnächst einen echten Gesamtelternbeirat zu bilden. Der soll in Leinfelden-Echterdingen künftig Stadtelternrat der Kindertageseinrichtungen (SER KiTa) heißen. Dass das rechtlich möglich ist, ist seit 2009 im Kindertagesbetreuungsgesetz des Landes Baden-Württemberg verankert.

Wie die Organisatoren mitteilen, ist die konstituierende Sitzung für das neue Gremium für den 5. November angesetzt. Dann sollen die Elternbeiräte aller 31 Kitas in Leinfelden-Echterdingen auch einen Vorstand für den neuen Stadtelternrat wählen. Die treibende Kraft hinter dem Vorstoß ist eine Gruppe aus aktiven Eltern, die sich bereits in der Initiative „KitaströphLE“ organisiert und sich jüngst mit einer Petition massiv gegen die aktuelle Gebührenerhöhung im Kitabereich zur Wehr gesetzt hatte.

Wie Alice Kretzschmar vom Organisationsteam des künftigen Stadtelternrats betont, seien laut der Satzung „alle Elternvertreter der Kindertagesstätten automatisch Mitglied im Stadtelternrat“. Und damit auch die Elternvertreter der städtischen Einrichtungen, die bislang bereits im Gesamtelternbeirat der städtischen Kindergärten (GEB) organisiert waren. Die Krux: Da in diesem bisher oft fälschlich kurz „Gesamtelternbeirat“ genannten Gremium die Eltern der sonstigen Träger nicht vertreten waren, „waren die Eltern auch nicht trägerübergreifend vernetzt“, unterstreicht Robert Weißgraeber, der sich ebenfalls für die Bildung des Stadtelternrats einsetzt.

Satzung orientiert sich am Beispiel anderer Städte

Das künftige Gremium will laut seiner Satzung vor allem immer dann von der Kommune gehört werden, wenn die Stadtverwaltung nicht als Träger seiner eigenen Kindertagesstätten auftritt, sondern in seiner Rolle als Planungsverantwortlicher für die gesamte Kinderbetreuung in der Stadt. Bei der Gebührenstruktur oder der Kindergartenbedarfsplanung ist das zum Beispiel der Fall. Aber auch bei vielen anderen Themen. Die künftige Satzung des Stadtelternrats, so wird betont, orientiere sich an vergleichbaren Satzungen aus anderen Städten.

Gegenwind erhalten die Initiatoren aktuell aus der Spitze des GEB: Dessen Vorsitzender Alexander Renz sieht die Arbeit des GEB „untergraben“. Eine „Doppelstruktur“ werde aufgebaut, zumal die Stadt 2024 auch einen Kindergartengesamtausschuss ins Leben gerufen habe, an dem auch Vertreter der freien und konfessionellen Elternschaft beteiligt seien. Er stellt die Legitimation des neuen Gremiums in Frage.

Im Organisationsteam des künftigen Stadtelternrats wundert man sich über die Vorwürfe. Weißgraeber betont, dass die beiden Gremien künftig auf „unterschiedlichen Ebenen“ arbeiteten. „Der Stadtelternrat ist kein Ersatz für den Gesamtelternbeirat der städtischen Kindergärten.“ Dass sich der Vertreter des GEB irgendwann aus dem Entwicklungsprozess des Stadtelternrats „kommunikativ verabschiedet“ habe, bedaure man sehr. Generell verweisen die Macher des Stadtelternrats darauf, dass die Initiative zur Bildung eines „trägerübergreifenden Gesamtelternbeirats“ ursprünglich von Oberbürgermeister Otto Ruppaner ausging, damit der Kindergartengesamtausschuss „arbeitsfähig“ sei. In diesem soll an diesem Donnerstag, 9. Oktober, das Projekt Stadtelternrat auch vorgestellt werden.