Eltern machen ihrem Unmut über die mangelnde Betreuung in den Kitas und in der Grundschule erneut Luft. Vor allem in Malmsheim fehlen Plätze.

Renningen - Der Kinderbetreuungs-Streit in Renningen brodelt weiter. Schon im April 2017 haben die Eltern und Elternvertreter in der Rankbachstadt den personenstarken Besuch der Gemeinderatssitzungen als Protestform entdeckt. Wann immer es um Kinder geht, muss der Rat seither ins Bürgerhaus umziehen, wo im Gegensatz zum engen Rathaus Platz für wenigstens drei Zuschauer-Reihen ist.

 

Am Montagabend nun standen nicht nur einige Kinder-Themen auf der Tagesordnung. Es war auch „Bürgerfragestunde“. Eine ist eine besonders subtile Form des Protestübens, was die meisten Städte und Gemeinden da quartalsweise an den Beginn ihrer Ratssitzungen stellen. So wie das die baden-württembergische Gemeindeordnung auch vorsieht. Was in den meisten Kommunen freilich verpufft, weil niemand da ist, der eine Frage mitgebracht hätte. Und was aber zumeist schade ist. Wo sonst haben Bürger die Möglichkeit, vor sämtlichen Kommunalpolitikern, dem Bürgermeister, den wichtigsten Amtsleitern, vor Zuschauern und Pressevertretern über ihre Probleme zu sprechen?

Viele, ähnlich lautende Fragen

In Renningen waren die Eltern und Elternvertreter am Montagabend vorbereitet. Einer nach dem anderen meldete sich, stand auf, trat vor, stellte ähnlich lautende Fragen: Warum gibt es kein Kita-Konzept? Warum werden die Öffnungszeiten reduziert? Warum kümmert sich niemand? Warum ist der Übergang von den Ganztags-Kitas zu den Ganztagskindergärten und rüber zur Ganztagsbetreuung an den Grundschulen nicht gewährleistet? Und: Wenn die Stadt jetzt schon kein Personal für ihre Einrichtungen hat – warum schafft sie mit dem Schnallenäcker III schon wieder ein großes Neubaugebiet, in das vor allem junge Familien ziehen werden?

Der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) mühte sich um Erklärungen. „Alle Städte und Gemeinden sind von diesen Problemen betroffen“, sagte er. Die Politik sei gefragt, den Beruf des Erziehers attraktiver zu machen. Auch die Eltern selbst müssten sich an der Nase fassen, deren Umgang mit dem Kita-Personal sei teilweise nicht akzeptabel. „Ich erlebe auch, dass Erzieherinnen die Nase mittlerweile voll haben“, berichtete Faißt.

Seit Jahren schon kämpft Renningen mit zu wenigen Erzieherinnen in den Einrichtungen. Alljährlich wird der Bedarfsplan fortgeschrieben, der freilich nur den Mangel dokumentiert. Dazu gibt es kleinere Maßnahmen. Am Montagabend führte der Gemeinderat etwa die Position der stellvertretenden Einrichtungsleiterinnen ein, um die Kita-Leitungen zu stärken.

Die schlechten Nachrichten ebben trotzdem nicht ab. Im März verkündete die Stadtverwaltung, dass man erstmals mangels Personal die Öffnungszeiten einschränken müsse. Immerhin zahle die Stadt dafür anteilige Gebühren zurück, gab der Bürgermeister am Montag bekannt.

Problem: Ganztagsbetreuung in Malmsheim

Unterdessen machte einer der Väter, der über seine Probleme berichtete, auf ein neues Problem aufmerksam: die Ganztagsbetreuung an der Grundschule in Malmsheim. „Wir haben keinen Platz für die Nachmittagsbetreuung bekommen“, sagte der Mann. „Meine Frau oder ich – einer von uns muss jetzt kündigen. Warum haben Sie dazu kein Gesamtkonzept?“

90 neue Erstklässler wird die Friedrich-Silcher-Schule in Malmsheim im kommenden September aufnehmen. Denn zusammen mit dem Schnallenäcker, der komplett auf Malmsheimer Gemarkung liegt, wächst auch diese Schule kräftig. 30 Erstklässler sind von den Eltern zu einer Ganztagsbetreuung angemeldet worden. Weil der Verein „Kinderfreunde Renningen“, der die Nachmittagsbetreuung managt, nur zehn zusätzliche Kinder aufnehmen kann, haben 15 Eltern eine Absage bekommen. Ihre Kinder werden – Stand jetzt – nur bis 13.30 Uhr betreut, nicht wie gewünscht bis 17 Uhr. „Wir sind nochmals in die Offensive gegangen“, sagt Marcello Lallo, der für die Kinderbetreuung zuständige Amtsleiter der Stadtverwaltung.

Sowohl der Verein, als auch die Stadt selbst hätten Stellen ausgeschrieben und seien derzeit dabei, Bewerbungsgespräche zu führen und Personal einzustellen. „Es sieht gut aus“, berichtet Lallo. „Derzeit sieht es so aus, als ob wir die Wunschbetreuungszeiten aller Eltern in Malmsheim erfüllen können.“ Die Zahlen, die er nennt, unterstreichen das Malmsheimer Wachstum. Die Zahl aller Grundschüler, die in die Nachmittagsbetreuung wollen, steigt von September an von 106 auf 150. In Renningen gibt es dieses Problem nicht, weil die Zahlen dort konstant sind, man also kein Personal aufstocken muss.

Ob es da nicht konsequenter wäre, in Renningen und Malmsheim Ganztags-Grundschulen einzuführen, so wie das zum Beispiel in Weil der Stadt und Merklingen der Fall ist? Lallo verneint das. „Eine Ganztags-Grundschule zu managen ist organisatorisch nicht einfach.“ Die Stadt müsse das Personal dann morgens vor der Schule, in der Mittagspause und später wieder von 15.30 bis 17 Uhr stellen. Die Lehrer selbst übernehmen in der Ganztags-Grundschule nur die Zeit zwischen 13 und 15.30 Uhr. „Unser System der Nachmittagsbetreuung bietet den Eltern die nötige Flexibilität, weil sie nur einzelne Tage buchen können, die sie brauchen.“ In einer offiziellen Ganztags-Grundschule müssten die Schüler an allen Nachmittagen in die Schule.