Florentine Schlecht und Marie Rödl sind beste Freundinnen und machen alles, was solche eben so tun. Eine ganz normale Freundschaft mit einem kleinen Unterschied – Florentine sitzt im Rollstuhl, Marie nicht.

Stuttgart/Ostfildern-Nellingen - Florentine Schlecht und Marie Rödl sind beste Freundinnen. Und sie machen all das, was beste Freundinnen in diesem Alter so tun: Als Marie bei Florentine ankommt und sich neben ihr aufs Sofa fallen lässt, beugen sich die beiden erst einmal über die mitgebrachten Perlen für eine Kette. Außerdem machen sie zusammen Sport, sie sitzen gemeinsam über den Hausaufgaben, büffeln für eine Klassenarbeit, gehen shoppen, regen sich über andere Mädchen oder Lehrer auf, telefonieren täglich, auch wenn sie sich kurz zuvor in der Schule gesehen haben, und finden immer einen Grund zum Kichern. Und natürlich streiten sie sich auch manchmal. Wie andere elf-, zwölfjährige Mädchen eben auch.

 

Dass Florentine im Rollstuhl sitzt und Marie nicht, spielt für die beiden dabei überhaupt keine Rolle. Deshalb schaut Marie wohl auch etwas verständnislos, als sie gefragt wird, ob sie am Anfang Berührungsängste gehabt habe. Dieser Gedanke ist ihr offenbar nie gekommen. Die beiden Mädchen aus Ostfildern-Nellingen (Kreis Esslingen) kennen sich seit der Grundschule. „Aber da waren wir noch nicht so dick befreundet. Marie war in meiner Parallelklasse“, erzählt Florentine. Die aufgeweckte und lebenslustige Elfjährige ist wegen eines offenen Rückens von Geburt an querschnittsgelähmt, hat aber von Anfang an eine Regelschule besucht. Und ihre Mutter Gabi Schlecht setzte alles daran, dass die anderen Kinder ihrer jüngeren Tochter gegenüber – Florentine hat noch eine drei Jahre ältere Schwester – keine Scheu empfinden. Beispielsweise, indem sie bei Schulfesten mit Florentines Rollstuhl einen Parcours abfahren durften. „Das war die Attraktion“, erinnert sich Gabi Schlecht an die gelungene Aktion.