Die Kinderfilmakademie entwickelt für das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt eine 13 Meter hohe Kostüm-Animation.

Sindelfingen/Frankfurt - Sie ist der Blickfang der aktuellen Ausstellung im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt: die 13 Meter hohe Videoinstallation des berühmten Silberlamékleids, das Hanna Schygulla 1981 im Lili Marleen-Film von Rainer Werner Fassbinder trug. Die Installation empfängt die Besucher der Sonderausstellung Hautnah“, die bis zum 10. März 2019 zu sehen sein wird. Entstanden ist die Animation bei der Kinderfilmakademie in Sindelfingen. Entwickelt haben sie der Akademiechef Siegfried Barth und sein erst 20 Jahre alter Mitarbeiter Oliver Weiss.

 

Schon seit geraumer Zeit arbeitet Barth mit Leuten aus der rheinhessischen Filmszene zusammen und kam so in Kontakt mit dem deutschen Filminstitut, an das das Filmmuseum angegliedert ist. Das Museum fragte an, ob sich die Kinderfilmakademie auch mit Projektionen auskenne. Für Barth zwar ein relativ neues Feld, aber seine Devise lautet: „Wir machen grundsätzlich alles.“ Und so nahm er den Auftrag an.

Projektion zu Lili Marleen

Die Ausstellung widmet sich der Arbeit der berühmten Kostümbildnerin Barbara Baum. Sie hat die Schauspieler für die Verfilmung der „Buddenbrooks“ ausstaffiert, die Kostüme für „Berlin Alexanderplatz“ geschneidert und auch für viele Fernsehfilme, darunter „Romy“. Baum arbeitete für viele bekannte Regisseure, so auch für Fassbinder. In der Schau werden zu neun Filmen die Kostüme gezeigt: von der ersten Zeichnung bis hin zum fertigen Produkt. Dazu Filmausschnitte, in denen das Kostüm getragen wird.

Die Aufgabe für Siegfried Barth: Das Lili-Marleen- Kleid, das auch in der Ausstellung zu sehen ist, in eine bewegte Animation umzuwandeln. Dazu lieferte ihm das Museum Baums Originalzeichnung. Und Barth war erst mal platt. „So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Eine ganze Nacht zeichnete er am Computer. Dann zog er seinen Zögling Oliver Weiss hinzu, der schon als Schüler des Goldberg-Gymnasium vor vier Jahren eine äußerst erfolgreiche Parodie auf den Edeka-Hit „Supergeil“ gedreht hatte. Weiss studiert jetzt Film an der Merz-Akademie in Stuttgart und arbeitet nebenbei als Honorarkraft an der Kinderfilmakademie. „Oliver ist unser begabtester Filmemacher“, sagt Barth stolz. Weiss hauchte Barths Zeichnung Leben ein, sodass sich die Figur nach und nach aufbaut. „Das war unglaublich aufwendig“, sagt Barth.

Trailer läuft auf dem Opernplatz in Frankfurt

Isabelle Bastian, die Kuratorin der Ausstellung, war begeistert. Und so durfte die Crew der Sindelfinger Kinderfilmakademie auch noch gleich den Trailer für die Ausstellung machen, der auf dem Frankfurter Opernplatz für die Schau wirbt.

Verdient hat die Kinderfilmakademie nichts bei diesem Projekt. „Das ist vor allem gut für unser Renommee“, sagt Barth. Er erhofft sich jetzt weitere Aufträge vom Deutschen Filminstitut und von Kreativen, die dank der Ausstellung auf die Sindelfinger aufmerksam werden. „In dem Museum geht die deutsche Filmelite ein und aus“, sagt Barth. Er selbst war 16, als er mit dem Filmen begann. Er gründete in seiner Heimatstadt Sindelfingen eine Film-AG am Gymnasium Unterrieden und übernahm als Mitarbeiter der Kinderspielstadt Simsalon, die alle zwei Jahre in den Herbstferien stattfindet, den Sim-TV-Fernsehsender. Daraus entwickelte sich im Jahr 2004 dann die Akademie. Dort lernen Kinder, wie man Drehbücher schreibt, die Kamera bedient und Filme schneidet. Dabei entstehen Werke, die zum Beispiel im Kinderkanal laufen, mit dem Barth eine Kooperation unterhält. Auch in die städtische Kulturszene ist die Kinderfilmakademie eng eingebunden.

Die Schüler der ersten Workshops sind mittlerweile erwachsen. Etliche sind nun selbst in der Medienbranche unterwegs, wie Barth stolz berichtet. Darunter sind auch Christina Uhland und Patrick Müller. Beide haben als Achtjährige in der Kinderfilmakademie begonnen und nach dem Abitur ein Berufspraktikum dort absolviert. Mittlerweile sind sie 24 Jahre alt. Uhland lebt als Schauspielerin in London, Müller bereist als Kameramann für internationale Filmprojekte die ganze Welt.