Viel los? Abenteuer Familie – das ist das Motto der 21. Stuttgarter Kinderfilmtage. Doch dahinter verstecken sich auch ernste Geschichten aus aller Welt.

Stuttgart - Was macht einen guten Kinderfilm aus? Alina, Sirka und Leopold sind sich einig: eine Botschaft, Witz, Spannung, eine fesselnde, aber nicht überfrachtete Handlung, eine die Gefühle ansprechende Musik sowie ein gutes Ende – damit die Kleinen gut schlafen können. Die drei zehn- bis zwölfjährigen Schüler sind Teil der siebenköpfigen Kinderjury der 21. Stuttgarter Kinderfilmtage, die unter dem Motto „Viel los! Abenteuer Familie“ vom 6. bis 11. Dezember stattfinden.

 

Die Juroren werden vorbereitet

Die drei Veranstalter (Volkshochschule, Stadtmedienzentrum, Evangelisches Medienhaus) zeigen im Treffpunkt Rotebühlplatz, im Innenstadtkino Metropol 1 sowie im Linden-Museum insgesamt fast 30 Lang-, Kurz- und Trickfilme für Kinder ab vier Jahren. Die Mitglieder der jungen Jury werden zwei Monate lang vorbereitet und vergeben dann selbstständig den Preis der Kinderfilmtage für das beste Werk.

Begleitet werden sie bei ihrer Film-Analyse von Hanns-Georg Helwerth, Experte für Filmbildung am Landesmedienzentrum. „Es geht nicht nur um unsere Meinung, sondern darum, was auch gut für die anderen ist“, betont Leopold. Und Helwerth fügt schmunzelnd hinzu, dass die Kinderjury strikter als Erwachsene sei, wenn es etwa um Altersgrenzen gehe.

Mit Iris Loos, Fachbereichsleiterin im Treffpunkt Kinder, ist er sich einig, dass man Kindern auch schwierige Themen präsentieren kann. So behandeln die sechs Wettbewerbsfilme aus aller Welt aktuelle und brisante Fragen. Im chilenischen Film „Rara“ geht es um einen Teenager, dessen Mutter mit einer Frau zusammenlebt. Die philippinisch-italienisch-japanische Koproduktion „Blanka“ beschreibt das Leben einer elfjährigen Taschendiebin auf den Straßen Manilas. Und in „Ephraim und das Lamm“, einem äthiopischen Film, treffen Tierschutz und rollenuntypische Berufswünsche auf patriarchale Traditionen: Ein Neunjähriger will Koch werden und verhindern, dass sein Lamm geschlachtet wird. „Wir wollten dem stets aktuellen Thema Familie mit Weltblick begegnen, Wegbegleiter für die Kinder, Jugendlichen und Eltern sein“, sagt Loos.

Kooperation mit dem Linden-Museum

Das Festival begleiten werden wieder die Kinderreporter: Die Viertklässler der Wilhelm-Hauff-Schule berichten mittels Film und erstmals auch im Radio in Zusammenarbeit mit dem Ohrenspitzer-Projekt. Das Rüstzeug dazu bekommen sie über den Mitveranstalter Evangelisches Medienhaus. Letzteres veranstaltet am 7. Dezember den medienpädagogischen Fachtag „Zu viel los!? Familien zwischen Medienlust und Medienfrust“, an dessen Anschluss eine für alle offene Computerspielschule oder das Theaterstück „Netzflimmern“ den richtigen Umgang mit Medien thematisieren. Außerdem werden einmal mehr „Best of Tricks for Kids“, also die besten Kindertrickfilme des Internationalen Trickfilmfests gezeigt. In Kooperation mit der 22. Filmschau Baden-Württemberg gibt es zudem am 3. Dezember die Preview in 3D von „Ritter Rost 2 – Das Schrottkomplott“: mit über den roten Teppich wandeln die Synchron-Stars.

Erstmals kooperiert die VHS mit dem Linden-Museum. Dort werden parallel zur aktuellen Ausstellung „Oishii! Essen in Japan“ drei Kult-Trickfilme des japanischen Anime-Meisters Hayao Miyazaki gezeigt. Im Programm ist auch der Animationsfilm „Heimat und Identität“, den die VHS mit Achtklässlern der Gesamtwerkrealschule Ostheim gedreht hat – der Neunminüter ist für den Jugendfilmpreis nominiert. Die Kinderfilmtage schließen am 11. Dezember mit einem Familienmedientag ab, auf dem Aktionen und Workshops zur Medienkompetenz geboten werden. Loos: „Aber es geht uns vor allem auch um das kreative Erleben des Mediums Film.“