Ruhe suchende Paare und tobende Kinder im selben Hotel – das passt nicht unbedingt zusammen. Karl C. Reiter vom Posthotel Achensee in Tirol beherbergt daher er nur noch Gäste über 14 Jahre. Die Umstellung war jedoch nicht einfach.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Achenkirch - Auf Rügen führte ein Restaurantbesitzer diesen Sommer entnervt eine Regel ein, nach der ab 17 Uhr Kinder unter 14 Jahre bei ihm unerwünscht sind. Karl C. Reiter, Hotelier des Posthotels in Achenkirch, lässt seit 2011 keine Kinder mehr zu. Der Hotelier erzählt hier, warum er sein Hotel umgestellt hat und wie die Reaktionen waren:

 

„Vor acht Jahren haben wir unser Haus von einem Familienhotel auf ein Erwachsenenresort umgestellt. Denn die Bedürfnisse unserer Gäste waren einfach zu verschieden. Auf der einen Seite die Paare, die in Ruhe einen romantischen Urlaub verbringen wollten. Und auf der anderen Seite die Kinder, die toben, rutschen und Spaß haben wollen. Zuerst haben wir es mit getrennten Zonen versucht, und Schwimmbad und Restaurants aufgeteilt. Doch das hat nicht funktioniert. Also haben wir entschieden, uns neu aufzustellen, mit vollem Herzen den Weg zu gehen und nur noch Gäste ab 14 Jahre aufzunehmen. Wir können nicht für alle da sein. Aber für die, für die wir da sein wollen, wollen wir das Beste bieten.

Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Denn unter unseren Stammgästen waren auch viele Familien, mit denen es immer völlig problemlos lief. Es tat uns leid, auch diesen absagen zu müssen. Wir haben sie dann auf die anderen Häuser in unserer Familie verwiesen. Da gibt es noch drei Familienhotels, allerdings sind die nicht in Tirol, sondern im Burgenland.

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Kurz nach der Umstellung gab es viele, zum Teil sehr emotionale Reaktionen – per Post, E-Mail oder auch im Internet. Eigentlich eine positive Sache: wenn die Leute unserem Haus nicht emotional verbunden wären hätten sie auch nicht so reagiert. Doch damals musste ich erst mal schlucken. Man nimmt sich das zu Herzen, vor allem, wenn nicht immer auf Augenhöhe argumentiert wird. Da waren auch ein paar Tiefschläge dabei. Es hieß, ich sei ein Jungspund, der im Hörsaal von irgendeinem Planspiel gehört hat und sich jetzt profilieren will. Auch als Kinderfeind wurde ich bezeichnet.

Ein Sportwagen ist auch nicht so gut geeignet für Kinder wie ein Kombi

Völliger Quatsch. Wir sind keine Kinderfeinde. Genau im Jahr der Umstellung kam unsere Tochter Stella zur Welt. Inzwischen haben wir auch noch einen Sohn, den Karli. Wir wohnen nicht im Hotel, sondern etwas weiter weg beim Reitergütl, das ist unsere Landwirtschaft. Denn auch unsere Kinder sollen möglichst nicht ins Hotel. Wir erklären ihnen immer: die Gäste möchten bei uns gerne Ruhe haben und Kraft tanken. Deshalb sind keine Kinder da. Also ist es eh fad für euch. Stella und Karl kommen höchstens mal zum Mittagessen vorbei. Aber dann ziehen wir uns mit ihnen in irgendeine Stube zurück, wo uns keiner sieht. Schwimmen dürfen die beiden auch nur am Mitarbeiterwellnesstag. Da sind wir auch zu uns selbst konsequent und streng.

Inzwischen hat sich die Situation auch total beruhigt. Doch noch immer fragen einige Gäste, ob man wenigstens einzelne Wochen für Familien öffnen kann. Aber das geht nicht. Wir sind halt ein spezialisiertes Produkt. Ein Sportwagen ist auch nicht so gut für Kinder geeignet wie ein Kombi. Übrigens kommen inzwischen auch wieder einige der Gäste, die zuerst angesäuert waren. Die genießen jetzt eine Auszeit zu zweit, und die Kinder dürfen so lange zu den Großeltern. Das ist ja für alle Beteiligten auch nicht schlecht.“