Die katholische Gemeinde St. Antonius aus Stuttgart-Hohenheim organisiert jeden Sommer eine Kinderfreizeit im Schwarzwald. Auch von der Pandemie ließen sich die Veranstalter nicht abschrecken. Aber wie sieht so eine Freizeit in Corona-Zeiten aus?

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Hohenheim - Im Frühjahr musste die katholische Gemeinde um ihre Kinderfreizeit bangen. Der Lockdown hatte das Sozialleben stark eingeschränkt, Gottesdienste mussten entfallen, Gruppentreffen waren nicht mehr möglich. Auch, als langsam ein bisschen Normalität zurückkehrte, stand die Freizeit noch auf der Kippe. Andernorts wurde dergleichen abgesagt, auch Waldheime entfielen oder wurden in der Teilnehmerzahl stark eingeschränkt. „Es war lange unklar, ob wir unsere Freizeit machen können oder nicht“, sagt Philipp Rost von der Gemeinde St. Antonius. Er ist der Hauptverantwortliche für die Freizeit und organisiert sie seit vielen Jahren. Sein Team sei aber von Anfang an motiviert gewesen, auch strenge Vorgaben zu erfüllen, um den Kindern diese Auszeit bieten zu können.

 

„Ende Juni war dann klar, dass wir im August in den Schwarzwald fahren können“, sagt Rost. Die Coronaverordnung erlaubte im Sommer Freizeiten bis zu einer Teilnehmerzahl von 100 Personen. Die Gemeinde St. Antonius nimmt jedes Jahr 40 Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren mit zur zweiwöchigen Freizeit auf die Bernhardshütte bei Vöhrenbach westlich von Villingen-Schwenningen. Die Unterkunft in einem Haus sei ein Vorteil gegenüber beispielsweise Zeltlagern. Denn dort ließen sich Hygienestandards besser umsetzen, sagt Rost.

Einmal musste sogar die Feuerwehr anrücken

Das Schreckgespenst Coronavirus habe die Freizeit dennoch begleitet. „Natürlich ist man noch aufmerksamer, wenn ein Kind über Unwohlsein klagt“, sagt Rost. Bei Symptomen hätte man sofort einen Arzt und das Gesundheitsamt kontaktiert. Einmal habe tatsächlich ein Mitarbeiter des Amts anrücken müssen – und die Feuerwehr obendrein. Denn ein paar Kinder und Betreuer hatten mit Übelkeit zu kämpfen. Es bestand der Verdacht auf ein Gasleck. Die Feuerwehr konnte allerdings Entwarnung geben. Und auch das Gesundheitsamt sah in den Symptomen keine Anzeichen für eine Coronainfektion. Vermutlich sei die Übelkeit der Hitze geschuldet gewesen, sagt Rost. Man habe selbstverständlich die Eltern informiert. Es habe aber niemand sein Kind aus Sorge abgeholt. Und nach kurzer Zeit sei es allen wieder besser gegangen.

Die Vorbereitungen für die Freizeit seien etwas aufwendiger als sonst gewesen. Es galt, ein Hygienekonzept zu erstellen, welches die Hohenheimer im Schwarzwald dem Gesundheitsamt vor Ort vorgelegt hatten. Die Eltern der Kinder mussten schriftlich versichern, dass ihr Nachwuchs über einen Zeitraum von zwei Wochen vor der Abreise keinen Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatte und keine Krankheitssymptome zeigt. Auf der Busfahrt hin und zurück galt eine Maskenpflicht.

Vorbereitung und Durchführung waren aufwendiger

Auch vor Ort war dieses Mal einiges anders: Es wurden zahlreiche Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt und die Essensausgabe mit einem „Spuckschutz“ ausgestattet. Und die Kinder durften sich das Essen nicht selbst nehmen, damit nicht Dutzende Hände den selben Schöpflöffel anfassen. Geputzt werde ohnehin jeden Tag, sagt Rost. Zusätzlich zu den üblichen Reinigungsarbeiten seien aber Kontaktflächen wie Türgriffe und Lichtschalter regelmäßig gereinigt worden. Das sei zwar ein Mehraufwand gewesen, „aber wir haben das nicht als große Anstrengung empfunden“.

Bedenken seitens der Eltern, weil die Freizeit trotz Corona stattfand, habe es keine gegeben. Lediglich ein Kind sei im April bereits abgemeldet worden. Über den Grund kann Philipp Rost nichts sagen. Überhaupt habe man sich von der Pandemie die Stimmung nicht vermiesen lassen. „Die Kinder hatten viel Spaß, sie haben sich gefreut, mal wieder rauszukommen“, sagt Rost.