Die Stadt möchte für den Kindergarten neue Wege gehen. Denn die Zeit für den Neubau drängt.

Heimsheim - Beim Stichwort Modulbau denken viele zuerst an die alten, nicht sehr ansehnlichen Fertighäuser aus vergangenen Jahrzehnten. Mittlerweile bietet die Modulbauweise weitaus mehr Möglichkeiten und hat kaum noch etwas mit den Containerbauten von damals gemein. Die Stadt Heimsheim zieht für ihren neuen Kindergarten im Baugebiet Lailberg II nun eine Modulbauweise in Betracht.

 

Die Gründe liegen vor allem in der Zeitersparnis, die diese Bauweise mit sich bringt. Denn die Zeit drängt, der Bedarf an neuen Kindergartenplätzen wächst. Das ursprünglich beauftragte Architekturbüro Baldauf habe nach vielen Monaten Zeitverlust einen Zeitplan vorgelegt, „der die Realisierung bis zum Sommer 2020 vorsah“, erklärt der Bürgermeister Jürgen Troll auf Anfrage. Viel zu spät für die Stadt, die bereits heute jeden Kita-Platz braucht. Deshalb brachte die Verwaltung in der Klausurtagung des Gemeinderats einen Modulbau ins Gespräch. Es herrschte Einigkeit, das Thema weiterzuverfolgen. Die Zusammenarbeit mit Baldauf sei in gegenseitigem Einvernehmen beendet worden, so Troll.

Heimsheim sieht nach jetzigem Stand argen Engpässen bei der Kinderbetreuung entgegen, unter anderem wird das neue Baugebiet Lailberg II viele junge Familien in den Ort ziehen. Erst kürzlich wurde der Anbau an den Kindergarten Heerstraße fertiggestellt, doch mittelfristig braucht es ein ganz neues Gebäude für mindestens vier Kita-Gruppen, später vielleicht sogar fünf, wenn der Bedarf auf Dauer abgedeckt werden soll.

Erfahrungen in Friolzheim sind gut

Der Gemeinderat warf unter anderem einen Blick auf die Kindertagesstätte in Friolzheim, ebenfalls ein Modulbau. Dort sind die Erfahrungen mit dieser Bauweise „sehr gut“, berichtet der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß. Sowohl was den Bauablauf als auch die Qualität angehe. Mittlerweile hätten sich schon mehrere Gemeinderäte aus anderen Kommunen den Kindergarten angesehen. „Alle, die da waren, waren begeistert“, sagt er.

Ulrich Homfeld, freier Architekt bei element 5 in Karlsruhe, stellte in der Sitzung erste Optionen für einen Modulbau vor. Die Baukosten schätzte er auf 1,6 Millionen Euro. Damit wäre der Modulbau auch deutlich günstiger als ein Massivbau. Die Kosten wurden vom Büro Baldauf damals sehr grob mit 2,2 Millionen Euro veranschlagt, bei einem Gebäude für fünf Gruppen auf 2,6 Millionen Euro. Die Option auf eine Erweiterung auf fünf Gruppen soll auch bei der Modulbau-Kita erhalten bleiben.

Modulbau hat seine Grenzen

Natürlich hat ein Modulbau nicht nur Vorteile, gesteht Jürgen Troll zu. Auch wenn sich in Sachen Dämmung und Qualität sehr viel getan hat, bleiben Modulbauten Gebäude vom „Fließband“, die Gestaltungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Module ließen „durch ihre vorgegebenen Maße architektonisch zwar immer noch vieles, aber eben nicht mehr alles zu“. Auch fehlt das feste Mauerwerk, eine Dämmung ist immer aufwendiger als bei massiven Gebäuden.

Renate Niehaus (SPD) stellte sich außerdem die Frage: „Kann ich Modulbau und nachhaltiges Bauen in Einklang bringen?“ Immerhin sei Heimsheim eine Fairtrade-Stadt. Detailerklärungen dafür würden eine ziemlich lange Zeit in Anspruch nehmen, sagte Homfeld. „Aber grundsätzlich: Ja, es geht.“ Stefan Adelmann (FWV) wünschte sich ebenfalls noch mehr Informationen, auch zu den Vor- und Nachteilen gegenüber anderen Bauweisen. Ein endgültiger Beschluss wurde in der Sitzung deshalb nicht gefasst. Der Punkt wird in der nächsten Sitzung wieder aufgegriffen. Allerdings, mahnte Jürgen Troll: „Jeder weitere Monat kostet uns wertvolle Zeit.“