Schwerer als der materielle Schaden wiegt nach Einbrüchen in Kindergärten der Verlust des Gefühls von Sicherheit und Geborgenheit.

Filder - In der Polizeistatistik tauchen Einbrüche in Kindergärten nur am Rande auf. In der betroffenen Einrichtung allerdings hallt dieses gewaltsame Eindringen in den Schutzraum der kleinen Tagesgäste mitunter lange nach. Der Regenbogen-Kindergarten in Leinfelden war in diesem Jahr gleich zweimal das Ziel dreister Attacken. Der materielle Schaden mag begrenzt erscheinen: Ein Schlüsselbund lässt sich ersetzen.

 

Weit schwerer wiegt für Meike Brückner die Verletzung des Grundbedürfnisses nach Sicherheit und Geborgenheit. Die Mutter einer Fünfjährigen hat die Auswirkungen hautnah erfahren. Ihre Tochter konnte wiederholt die Spuren der Zerstörung begutachten und reagiert bis heute mit anhaltender Furcht vor der Dunkelheit, mit unruhigen Nächten und vor allem bangen Fragen: „Warum machen die das?“ und: „Kommen die Einbrecher wieder, vielleicht sogar zu uns nach Hause?“. Sie sei den Erzieherinnen sehr dankbar, sagt die Mutter, dass sie auf die Verunsicherung der Kinder in vielen kleinen Situationen eingegangen seien, um die entstandenen Ängste gemeinsam aufzufangen.

Gefahr für sensible Kinder

Heike Kleemann-Hägele, langjährige Leiterin des Regenbogen-Kindergartens, kennt die Situation auch aus den Vorjahren zur Genüge: „Polizei und Spurensicherung kommen ins Haus“, sagt sie, „meist ist ein Bereich verwüstet und bleibt erst einmal abgesperrt“. Mancher angehende Polizist-Lokführer-Astronaut mag das als spannend empfinden, doch für sensible Kinder wird nach ihrer Erfahrung solch ein Eingriff zum Schrecken mit Langzeitwirkung.

Matthias Bellmer, Pressesprecher der Polizeidirektion in Esslingen, hat in diesem Jahr jeweils fünf Einbrüche in die Kindergärten von Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt registriert. Im Jahr 2012 waren die Zahlen fast doppelt so hoch. Meist übersteigt der angerichtete Sachschaden die Beute, die oft nur aus einer halb leeren Kaffeekasse besteht. Die persönliche Beeinträchtigung sei in Kindergärten, Schule oder am Arbeitsplatz weniger ausgeprägt als im häuslichen Bereich, wo die Betroffenen meist stark unter der Verletzung ihrer Intimsphäre leiden, sagt der Pressesprecher.

„Eltern und Erzieherinnen sind gefragt“

Zu den primären Aufgaben der Polizei gehöre die Strafverfolgung und die Aufklärung von Straftaten – die Prävention könnten die Kollegen allenfalls „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ wahrnehmen. In diesem Zusammenhang verweist Bellmer aber auf die Arbeit der Jugendsachbearbeiter, die ohnehin mit Projekten wie „Nein-Sagen lernen“ in die Einrichtungen kommen. „Wenn es allerdings um die Aufarbeitung der konkreten Ängste geht“, sagt Bellmer, „sind in erster Linie Eltern und Erzieherinnen gefragt.“

Im Auerbachkindergarten in Sielmingen haben in diesem Jahr ebenfalls Langfinger auf schnellen Reibach gehofft, entdeckt wurde ein kleinerer Geldbetrag, wie Katrin Bogenschütz-Langanki sagt. Die Fachberaterin weiß allerdings nur von diesem Übergriff; die weiteren von der Polizei registrierten Taten hätten möglicherweise städtische Häuser nicht betroffen. Aber natürlich waren auch in Sielmingen die Ermittler vor Ort, was die Erzieherinnen zum Anlass genommen haben, gemeinsam mit den Kindern zu überlegen, welche Aufgaben die Polizei für die Allgemeinheit übernimmt.

Ermittler waren vor Ort

„Vielleicht zeigt uns solch ein Ereignis“, sagt Meike Brückner, „wie wichtig es ist, gesellschaftliche Werte wie die Achtung vor Gefühlen und fremdem Eigentum an unsere Kinder weiterzugeben.“ Allen geängstigten Kindern wünscht die Mutter, dass sie das notwendige Vertrauen in ihre Umgebung bald wieder finden mögen.