Zum 1. April steigen die Kindergartengebühren in der Daimlerstadt erneut an. Trotz vehementer Elternproteste orientiert sich die Stadt weiterhin strikt am Landesrichtsatz – die Stadträte haben das nun erneut bestätigt.

Schorndorf - Merklich teurer wird der Besuch einer Kindertagesstätte in Schorndorf von April an. Auf die Betreuungsstunde gesehen sind es zwar nur Aufschläge von 20 bis 30 Cent, die der Gemeinderat jetzt beschlossen hat. Diese summieren sich aber erheblich, je länger ein Kind täglich in einer Einrichtung ist.

 

Die Regelbetreuung für über Dreijährige steige bei Familien mit ein oder zwei Kindern zwischen 36 und 60 Euro pro Jahr, rechnet der Schorndorfer Gesamtelternbeirat in einem Schreiben an die Stadt vor. Bei der Ganztagsbetreuung und bei unter Dreijährigen mache die Erhöhung pro Jahr sogar zwischen 84 und 192 Euro aus – bei Kindern unter drei Jahren könnten auf diese Weise monatliche Betreuungssätze von mehr als 500 Euro monatlich zustande kommen.„Bei zwei Kindern ist diese Mehrbelastung vor dem Schuleintritt sogar doppelt zu stemmen“, schreibt eine Vertreterin des Gesamtelternbeirats. „Dies müssen Eltern im Bruttogehalt erst einmal mehr verdienen“. Im Gebührenvergleich liege die Stadt deutlich über den im Vergleich ermittelten Spitzenreitern wie Heilbronn, Ulm und Karlsruhe, moniert der Elternbeirat des Kinderhauses am Schloss. Ein weiterer Aufschlag „würde Schorndorf dann endgültig an die Spitze katapultieren“. „Unsere Stadt ist nicht die einzige, in der das Geld knapp ist“, argumentieren die Eltern. „Für uns ist das eher eine Frage des poltischen Willens und der Priorisierung.“

Der zuständige Fachbereich hatte den Stadträten in der Vorlage eine Art Argumentationstabelle vorbereitet. Schorndorf liege bei den Kinder unter drei Jahren sogar noch unter den Landesrichtsätzen. Die von den Eltern angeführten Vergleichswerte stammten von Großstädten, die mit der Struktur von Schorndorf nicht vergleichbar seien. Im Übrigen orientiere man sich an den Landesrichtsätzen, daher seien auch Gebührenerhöhungen von mehr als vier Prozent möglich. Auch, die von Eltern geforderte Begrenzung auf einen Maximalbetrag von 499 Euro sei nicht denkbar, „da die Kosten für die Kinderbetreuung leider nicht stagnieren“.

In den Reihen des Gemeinderats gab es für die Forderungen aus der Elternschaft keine Anhänger. Die Grünen und die SPD hatten lediglich Verschiebungen beantragt – die Grünen auf 1. September, die SPD auf den 1. April, knapp nach der Landtagswahl – was schließlich auch eine Mehrheit fand. Der Erste Bürgermeister Edgar Hemmerich hatte dafür plädiert, die Gebühren weiterhin an den Landesrichtsätzen zu orientieren, im Gesamtelternbeirat habe es „keine große Stimmung“ dagegen gegeben.

Als „gut und richtig“ bezeichnete es der CDU-Stadtrat Matthias Härer, an 20 Prozent Kostendeckung im Bezug auf den Landesrichtsatz festzuhalten. „Wenn wir wollen, dass unsere Erzieherinnen mehr verdienen, muss das Geld irgendwo herkommen“, argumentierte der FDP/Freie Wähler-Stadtrat Gerhard Nickel. Mit dem besseren Angebot zeige die Stadt seiner Meinung nach, dass ihr „für das Wohl der Kinder nichts zu teuer ist“.

Der SPD-Oberbürgermeister Matthias Klopfer fand indes noch ganz andere Vergleiche, um die Forderungen der Eltern zu relativieren. Selbst bei einer 50-Stunden-Betreuung seien es kaum mehr als 2,30 Euro je Stunde, rechnete Klopfer den Stadträten vor. Einem Babysitter bezahle man ja schließlich auch zehn Euro pro Stunde.