Ebersbacher Eltern haben gegen fehlende Kindergartenplätze protestiert. Zulange hat die Verwaltung auf die Landesstatistik vertraut. Jetzt reagiert die Kommune.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Im Konflikt wegen fehlender Kindergartenplätze im Ebersbacher Teilort Roßwälden können die Eltern jetzt aufatmen: Die Stadt hat angekündigt, den ehemaligen Kindergarten im Ringweg zu reaktivieren. Damit soll genügend Platz für alle Kinder über drei Jahre geschaffen werden, die im Lauf des nächsten Kindergartenjahres betreut werden sollen.

 

14 Elternpaare blitzten bei der Kommune ab

In diesem Frühjahr hatte sich die Verwaltung den geballten Ärger von Eltern aus dem Ortsteil zugezogen, als klar wurde, dass das bestehende Kinderhaus Burg Steinbiß komplett belegt ist. Daraufhin erhielten 14 Familien eine Absage. Der Hinweis, die Kinder könnten in einem anderen Ortsteil, beispielsweise in Sulpach, einen Platz erhalten, befriedete die Gemüter überhaupt nicht.

Der Bürgermeister Eberhard Keller (SPD) hatte dazu erklärt, der Bedarf an Plätzen steige auch in anderen Stadtteilen und in der Kernstadt, deshalb bedürfe es eines Gesamtkonzepts für Ebersbach. Die Kommune werde den Rechtsanspruch auf Betreuung erfüllen, das Gesetz fordere dies, aber nicht am Wohnort.

Kindergartentourismus lehnen die Eltern ab

Mehrere betroffene Eltern lehnten das Angebot, das sie Kindergartentourismus nannten, ab und erklärten, sie seien nicht aufs Dorf gezogen, um ihre Kinder mit dem Auto herumzukutschieren. Befeuert wurde der Ärger, da die Kommune die Sanierung und Erweiterung des Kinderhauses mit derzeit zweieinhalb Gruppen wohl seit Jahren verschiebt. Bisher konnte sich die Kommune nicht entschließen, den Ausbau des in evangelischer Trägerschaft geführten Kinderhauses in Angriff zu nehmen, der auf rund 1,5 Millionen Euro taxiert wird. Daraufhin schlossen sich Eltern in einer Bürgerinitiative zusammen und machten ihr Anliegen in den Bürgerfragestunden des Gemeinderats und in den sozialen Medien öffentlich.

Die Eltern warfen der Verwaltung vor, nicht rechtzeitig auf den drohenden Platzmangel reagiert zu haben, obwohl schon vor Jahren klar gewesen sei, dass in dem neuen Baugebiet Dammbach mit mehr als 30 Bauplätzen für 58 Wohneinheiten auch viele junge Familien mit Kindern ansässig werden würden. Inzwischen sind auch Baulücken in der Ortsmitte mit Reihenhäusern nachverdichtet worden, und weitere zehn Bauplätze werden am westlichen Ortsrand erschlossen.

Zu lange hat die Kommune der Landesstatistik vertraut

„Wir wurden vom Zuzug etwas überrascht, freuen uns aber natürlich über den Nachwuchs,“ erklärte der Hauptamtsleiter Günther Pfeiffer, dessen Amt bisher der Prognose des Statistischen Landesamtes zur Bevölkerungsentwicklung vertraut hatte. Die steigenden Kinderzahlen erklärt man sich im Ebersbacher Rathaus nicht nur mit höheren Geburtenraten, sondern auch durch zunehmenden Zuzug von Familien mit Kindern.

In Roßwälden will die Kommune nun rasch reagieren und nach sechsjährigem Leerstand der Immobilie, die eigentlich zugunsten weiterer Wohnbauflächen verkauft werden sollte, rund 100 000 Euro in die Sanierung des Kindergartens Ringweg investieren. Nach der Komplettrenovierung, soll in das Gebäude eine Gruppe mit bis zu 25 Kindern über drei Jahre einziehen können. Im Stadtblatt war zu lesen, dass diese Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten von 7 bis 13 Uhr im November eröffnet werden könnte.

Für das Aufstellen von Containern, wie es unlängst die Stadt Süßen als zweijährige Interimslösung beschlossen hat, bis ein neuer Kindergarten in den Rabenwiesen gebaut sein wird, sieht die Ebersbacher Verwaltung keinen Bedarf. Das Provisorium kostet Süßen 800 000 Euro.