Um die Gesundheit der Kinder in Zuffenhausen steht es gut. Doch zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen.

Zuffenhausen - Die meisten Kinder aus Zuffenhausen sind gesund und entwickeln sich gut. So lautet das allgemeine Fazit eines Berichts zur Kindergesundheit im Bezirk. Im Detail und mit Blick auf die Stadtteile zeigen sich hier und da jedoch Unterschiede. So leben in Rot fast doppelt so viele übergewichtige Kinder wie im Stuttgarter Durchschnitt. Mithilfe der Ergebnisse und eigenen Programmen will die Stadt die gesundheitliche Situation der Stuttgarter Kinder verbessern.

 

Insgesamt wurden in Stuttgart im Auftrag des Gesundheitsamtes zwischen den Jahren 2009 und 2014 rund 25 000 Kinder aus 119 Stadtteilen untersucht. In Zuffenhausen betrafen die Untersuchungen 1500 Kinder. Die Ergebnisse des Berichtes stellte jüngst Annette Galante-Gottschalk vom Gesundheitsamt im Bezirksbeirat Zuffenhausen vor.

Impfschutz erreicht kaum die WHO Richtlinien

Blickt man auf den Impfschutz der Zuffenhäuser Kinder, so sind 90 Prozent gegen Tetanus geimpft. Damit liegt Zuffenhausen unter dem Stuttgarter Durchschnitt. Der liegt bei 92 Prozent. Spitze im Bezirk sind die Stadtteile Frauensteg und Rot, wo 93 Prozent der Kinder die Impfung haben. Das Schlusslicht bildet Schützenbühl mit lediglich 85 Prozent. Anders sieht es in Sachen Impfschutz gegen Masern und Röteln aus. Das von der Weltgesundheitsorganisation anvisierte Ziel, dass 95 Prozent der Kinder den Schutz aufweisen sollten, wird weder im städtischen Durchschnitt (88 Prozent), noch im Bezirk Zuffenhausen (93 Prozent) erreicht. Die große Ausnahme ist Rot, wo 95 Prozent der Mädchen und Jungen gegen Masern und Röteln geimpft sind. Mit 88 Prozent liegt Frauensteg zwar im städtischen Schnitt, ist in Zuffenhausen aber Schlusslicht.

„Die Gründe, warum Kinder nicht geimpft sind, sind vielfältig. Laut einer Befragung des Landesgesundheitsamtes sind die Furcht vor Nebenwirkungen und vergessene oder versäumte Impftermine die beiden Hauptgründe für Impflücken“, erklärt Annette Galante-Gottschalk.

In Hohenstein und Rot ist fast jedes fünfte Kind zu dick

Ein großes Thema ist Übergewicht. „Insgesamt sind die Zahlen zum Übergewicht bei Kleinkindern rückläufig, sowohl in Stuttgart als auch bundesweit, allerdings nicht in allen Bereichen“, erklärt Galante-Gottschalk. In Stadtteilen, in denen sozial benachteiligte Familien wohnen, habe man eine gleichbleibend hohe Übergewichtsrate, sagt sie weiter. So ist in Stuttgart jedes zehnte Kind übergewichtig. In Zuffenhausen trifft das allerdings auf 14 Prozent zu. In den Stadtteilen Hohenstein und Rot bringt sogar fast jedes fünfte Kind zu viel auf die Waage, mit 18 Prozent sind dies die Spitzenreiter im Bezirk. Mit neun Prozent sind es Im Raiser dagegen nur halb so viel zu dicke Kinder. Damit hat der Stadtteil die beste Statistik.

Um vorzubeugen, bietet die Stadt laut Galante-Gottschalk Programme wie „Gesund aufwachsen in der Kita“, „kitafit“ oder Projekte in den betroffenen Stadtteilen an. In 76 Stuttgarter Kitas wird das von der Stadt entwickelte Programm kitafit angeboten. Sieben kitafit-Einrichtungen befinden sich in Zuffenhausen. „Wenn Kinder übergewichtig oder auch extrem übergewichtig sind, bedürfen sie einer individuellen Beratung und gegebenenfalls einer Therapie“, sagt die Expertin. Erster Ansprechpartner sei der betreuende Kinderarzt. Um Kindern mit Therapiebedarf zukünftig besser helfen zu können, entwickle das Gesundheitsamt gemeinsam mit Krankenhäusern, Krankenkassen und niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten zur Zeit ein Konzept.

Jedes vierte Kind weist Auffälligkeiten auf

Denn mit Übergewicht hängt teilweise auch die grobmotorische Entwicklung, also das Zusammenspiel von körperlichem Krafteinsatz, Beweglichkeit und Gleichgewicht, zusammen. In Stuttgart unauffällig und damit motorisch ihrem Alter entsprechend entwickelt sind 71 Prozent der Kinder. Im Umkehrschluss heißt das jedoch auch, dass fast jedes dritte Kind Defizite aufweist. Für Zuffenhausen, wo 26 Prozent der Mädchen und Jungen Auffälligkeiten aufweisen, trifft das damit auf circa ein Viertel der Kinder zu. In Schützenbühl sieht es am besten aus. Nur 20 Prozent der Kinder zeigten Auffälligkeiten, demnach sind 80 Prozent ihrem Alter entsprechend fit. In Stuttgart Rot, dem Stadtteil mit den meisten übergewichtigen Kindern im Bezirk, sind es hingegen 31 Prozent.

Angeregt wird die grobmotorische Entwicklung durch Bewegung, heißt es im Bericht. Auch wenn die Stadt mit ihren Programmen in den Kitas Kinder dazu animieren möchte, liege ein großer Teil der Verantwortung bei den Eltern. Denn Bewegung findet im normalen Alltag, den die Eltern gestalten, statt. Generell entstehe Gesundheit, so ein Fazit des Berichts, dennoch nicht nur durch den individuellen Zustand, sondern wesentlich durch die Umgebung und die Verhältnisse im Lebensumfeld. Am Ende hängen laut Annette Galante-Gottschalk sowohl die soziale und finanzielle Situation der Familie, die Situation in der Kita als auch die im Stadtteil unmittelbar zusammen. „Diese Aspekte haben einen wesentlichen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten der Familien und Kinder“, sagt die Expertin.