Die Kirche sucht für ihre Basisarbeit neue Impulse. In einer Konferenz geht es nun um das Thema Kinderkirche. Denn die jungen Christen bleiben immer öfter fern. Die Kirche beziffert den Rückgang auf 25 Prozent.

Stuttgart - Die Kirche kämpft um den Nachwuchs. Daher wird am 9. Oktober im Hospitalhof im übertragenen Sinne das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ gesungen. Bei der Landeskonferenz „Kirche mit Kindern“ werden nicht nur Ausschüsse gewählt, es geht vor allem um Handfestes und die Frage: Wie steht die Kinderkirche heute da?

 

Während in manchen ländlichen Gemeinden ein lautes „gut“ als Antwort frohlockt werden dürfte, sieht Lage in der Stadt ganz anders aus. Hier schlägt sich das nieder, was die Gesellschaft im Allgemeinen und die Amtskirchen im Besonderen trifft. „Es gibt insgesamt weniger Kinder. Das ist eben auch ein Ausdruck der demografischen Entwicklung“, sagt der Landespfarrer für Kindergottesdienst, Frank Widmann. In Württemberg gibt es rund 1200 Kindergottesdienste, etwa 90 Prozent aller Gemeinden bieten einen an. 8800 Ehrenamtliche betreuen dabei 21 000 Kinder. In der Region Stuttgart sind es 401 Gemeinden, die einen Kindergottesdienst anbieten. Allerdings ist die Zahl der Kinder überall im Zeitraum von 2007 bis 2014 um ein Viertel gesunken.

Kinderkirche ist ein Ort der Glaubensvermittlung

Das bedeutet, dass nicht mehr überall im sonntäglichen Wochenrhythmus ein Kindergottesdienst stattfindet. Eine Tatsache, die Stadtdekan Søren Schwesig schmerzt: „Denn die Glaubensvermittlung sowie das Gemeinschaftserlebnis sind wichtig.“ Damit dies aber in Zukunft trotzt aller Umstände gelingen könne, gibt Schwesig seinen Stadt-Gemeinden folgenden Ratschlag: „Wo sich der Kindergottesdienst in der in der eigenen Gemeinde nicht mehr trägt, könnte man sich der Nachbargemeinde anschließen. Auch hier lautet das Stichwort Konzentration.“ Am Ende wird jedoch auch die Qualität des jeweiligen Angebots für Kinder entscheidend sein. Schwesig weiß, dass schon viele ehrenamtliche Mitarbeiter „wie Detektive arbeiten, um zu schauen, wie sie gegen andere Angebote für Kinder punkten können“. Darum geht es unter anderem in der ganztägigen Landeskonferenz (9.30 Uhr bis 16 Uhr) im Hospitalhof (Büchsenstraße 33) am 9. Oktober. „Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Fest und Fortbildung“, sagt Frank Widmann.

Auf der Konferenz sollen Experten wie etwa der Kinderbuchautor Michael Landgraf berichten, wie man Kinderherzen öffnet. Womöglich sogar gewinnt. Aber den 300 bis 400 Teilnehmern sollen auch gelungene Beispiele aus der Praxis präsentiert werden. Beispiele aus drei Gemeinden sollen dabei neue Impulse setzen. So greift in Neckarsulm das Konzept, monatlich einen Kindergottesdienst mit Eltern als Familienkirche anzubieten. In Winterbach hat sich dagegen das „Abenteuerland“ zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Dort wird eine längere Spielphase zu Beginn des Gottesdienstes von Kindern geschätzt. In Bad Cannstatt hat sich wiederum der Kindergottesdienst zur Marktzeit am Samstag bewährt.

Es gibt kein Patentrezept

„Es gibt freilich kein Patentrezept“, sagt Frank Widmann, „jedes Konzept muss in den jeweiligen Sozialraum passen.“ Anders drückt es Stadtdekan Schwesig aus: „Es gibt nicht mehr die Kinderkirche an sich, sondern immer die Suche, wie Kinderkirche vor Ort aussehen kann. Das mag manchmal mühsam sein, aber es lohnt sich.“ Allerdings haben alle unterschiedlichen Modelle laut Widmann eines gemein: „Es läuft immer dann gut in den Kinderkirchen, wenn Menschen mit Liebe und Qualität etwas machen.“ Unter Qualität versteht er auch, das es „ganz wichtig ist, biblische Geschichten packend erzählen zu können“.