Der Förderkreis krebskranker Kinder hat ehrgeizige Pläne: Er baut nahe des Klinikums Wohnungen für die Eltern betroffener Kinder.

Stuttgart - Der Förderkreis krebskranker Kinder lädt zur Pressekonferenz auf die Baustelle. Die Teilnehmer sitzen vor kahlen Betonwänden, einziger Farbtupfer im Raum ist ein mannshohes Plakat mit dem neuen Vereinslogo, das eine Hand zeigt. Den Verantwortlichen geht es bei der Baustellenbesichtigung vor allem darum, eines zu zeigen: Der vor zweieinhalb Jahren durch eine Betrugsgeschichte stark angeschlagene Förderkreis ist zurück.

Mit neuem Vorstand, neuen Projekten und strengen Kontrollen, die sicherstellen sollen, dass die Spenden denen zugute kommen, für die sie auch gedacht sind: den krebskranken Kindern und ihren Familien. "Wir haben mit der Affäre um den früheren Vorsitzenden Klaus-Peter Baatz abgeschlossen und völlig neu angefangen", versichert der stellvertretende Vereinsvorsitzende Bernd Oppenländer. Für vier Millionen Euro saniert der Stuttgarter Verein derzeit ein stattliches Gebäude im Herdweg, ganz in der Nähe der künftigen Frauen- und Kinderklinik.

Inzwischen fließen die Spenden wieder


Bis Ende 2011 werden in dem Gebäude 18 Appartements entstehen, in denen Eltern kostenlos wohnen können, deren krebskranke Kinder im Olgäle behandelt werden. Möglich ist das ehrgeizige Projekt nur, weil die Spenden an den Verein inzwischen wieder fließen. 1,5 Millionen Euro hat der Förderkreis 2009 an Spenden bekommen, in diesem Jahr "steuern wir vielleicht auf ein noch ein besseres Ergebnis zu", wie die Schatzmeisterin Martina Kuhn verrät.

Im Frühjahr 2008 war die Situation eine andere gewesen: Damals war öffentlich geworden, dass der frühere Vorsitzende Baatz über Jahre hinweg 2,1 Millionen Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Das Geständnis machte Baatz seinen Vorstandskollegen kurz vor seinem Tod. Der Verein verlor hundert Mitglieder, die Spendeneinnahmen sanken in dem Jahr auf 423.000 Euro und die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen den verbliebenen Vorstand. Die Familie Baatz hat 700.000 Euro an Wiedergutmachung geleistet und die Ermittlungen sind inzwischen eingestellt.

Das Geld stammt aus dem Verkauf der Immobilien des Verstorbenen. "Wir haben in der jüngsten Mitgliederversammlung beschlossen, die Affäre Baatz zu den Akten zu legen", sagt Oppenländer. Zuvor aber hat die Mitgliederversammlung noch einer wichtigen Satzungsänderung zugestimmt: bei allen Finanzgeschäften des Förderkreises gilt das Vier-Augen-Prinzip. Will heißen: ein Vorstand allein kann keinen Geldtransfer mehr anordnen. "Unser Controlling entspricht dem eines mittelständischen Unternehmens", versichert Martina Kuhn.