Am Montag wurden im Rathaus die 5. Stuttgarter Kinderkrimiwochen mit einer Lesung der Autorin eröffnet.

Stuttgart - Wenn ein Ermittler nur die kleinen grauen Zellen auf Trab hält, hat er das Nachsehen, sobald sich ein Gauner sportiv vom Acker macht. Auch bei der Eröffnung der fünften Stuttgarter Kinderkrimiwochen am Montag wird auf ein Gleichgewicht aus Förderung der körperlichen Fitness und Hirnjogging geachtet. Die rund 40 Schüler der Grundschule Kaltental und der Lehenschule aus dem Stuttgarter Süden, die sich am Vormittag vor dem Rathaus eingefunden haben, müssen zunächst einen Parcours meistern, ehe sie, ausgestattet mit einem druckfrischen Detektivausweis, ins Obergeschoss pirschen und einer Krimi-Lesung beiwohnen dürfen.

 

„Na, das ist ja schwer“, merkt ein Junge mit selbstsicherer Ironie an. Die Aufgabe, einen mit kühlem Nass gefüllten Ballon auf einem Löffel ins Ziel zu balancieren sieht allerdings leichter aus, als sie ist. Kaum hat ein Mitarbeiter des Spielhauses Unterer Schlossgarten, das die zwölftägigen Krimiwochen gemeinsam mit der Jugendhausgesellschaft und dem Jugendamt Stuttgart auf die Beine gestellt hat, das Startsignal gegeben, schon ist die erste Wasserbombe zu Boden gegangen und geplatzt.

Im Rathausfoyer hat sich unterdessen offenbar weit Dramatischeres ereignet: Eine Umrisszeichnung links des Aufzugs markierte die Stelle, an der ein Mensch gelegen hat. Gummistiefel, Sonnenbrille, Portemonnaie und ein Stein mit verdächtigen roten Spritzern fordern zum Knobeln auf. Gibt es weitere Hinweise, was sich hier ereignet hat? Vielleicht wird die Rathaus-Ralley, die im Laufe des Vormittags ansteht, Licht ins Dunkel bringen. Zunächst geht es allerdings hinauf in den vierten Stock, wo Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer die jungen Kriminologen in Empfang nimmt. Die Juristin hat sich in ein Sherlock Holmes-Double verwandelt. Weder die typische Deerstalker-Mütze, noch die gekrümmte Pfeife fehlt. Penibel nimmt sie die Gäste unter die Lupe. Ob Fezer in ihrer Schulzeit in Radolfzell in einer Theater-AG aktiv war? Dass sie Spaß an ihrer Rolle hat, ist nicht zu übersehen. Zielsicher entlarvt sie einen Kleinkriminellen, der sich unter den Kindern versteckt hat. Dann entschwindet sie im Paternoster.

Neuestes Abenteuer von Leon Lustig

Auch Heike Simmerlein vom Jugendamt hat gute Laune. „Wir mussten den Termin für die Kinderkrimiwochen diesmal verlegen, damit er sich nicht mit den Kinder- und Jugendbuchwochen beißt“, erklärt sie. „Die Veranstaltungen sind trotzdem ausgebucht. So einen anhaltenden Erfolg hätten wir nicht erwartet, als wir die Veranstaltung vor fünf Jahren ins Leben gerufen haben.“ Rund 70 Schulklassen werden an den Theater- und Kunstworkshops, an interaktiven Spielen und Lesungen teilnehmen, die bis zum 9. Februar angeboten werden.

Der erste Auftritt gebührt dem Team Eriba, den Ermittlern aus der von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten herausgebrachten Krimireihe „Leon Lustig“. Kreiste der erste Fall um einen verschwundenen Wilhelma-Pinguin, so müssen sich die jungen Freunde im Band „Leon Lustig und die Datendiebe“ einem Plüscheinhorn widmen, in dessen wattiger Füllung ein geheimnisvoller Datenträger schlummert. Autorin Franziska Hochwald, die auch schon für den SWR Kinderkrimis geschrieben hat, serviert zwei Appetithappen aus ihrem Buch und stehtden Fragen des Publikums Rede und Antwort. Wie viele Stunden am Tag schreibt die Autorin? Kann sie alles selbst bestimmen? Mit dieser Mischung aus Vorleseerlebnis und literarischer Investigation ist der Start in die Krimiwochen bestens gelungen.