Mädchen und Buben der Jörg-Ratgeb- und der Helene-Schoettle-Schule haben ein weiteres Projekt abgeschlossen.

Mühlhausen - Es ist an einem Mittwochvormittag, gegen 10 Uhr. Im sogenannten Vortragssaal der Jörg-Ratgeb-Schule sitzen rund 25 Mädchen und Buben auf der Tribüne. Auf den ersten Blick sieht alles aus, wie in anderen Schulklassen auch. Einige Kinder hören aufmerksam den Lehrern zu, manche unterhalten sich, andere kichern. Dass sich hier eine sechste Klasse der Werkrealschule und eine Außenklasse der Helene-Schoettle-Schule für Kinder mit geistiger Behinderung zum gemeinsamen Unterricht zusammengefunden haben, würde man nicht vermuten. Von Berührungsängsten oder Hemmungen ist nichts zu spüren.

 

„Es ist zur Normalität geworden, dass man mindestens einmal täglich gemeinsam Unterricht hat“, sagt die Kunstlehrerin Kerstin Knisel. Und die Konrektorin der Werkrealschule, Claudia Neulinger, ergänzt: „Unsere Schüler haben keine Probleme mit den Mädchen und Jungen der Helene-Schoettle-Schule.“ Allerdings hätte es im Vorfeld der Klasseneinteilung Eltern gegeben, die von einer Kooperationsklasse nicht begeistert waren. „Es sind dann aber auch nur die Kinder in dieser Klasse, von deren Eltern keine Einwände kamen“, sagt Claudia Neulinger. Und das sind einige. Allen Kindern würde es sichtlich gut tun, teilweise gemeinsam unterrichtet zu werden. „Sie lernen voneinander“, sagt der Lehrer Alexander Häfele. Auch Kerstin Knisel ist vom Erfolg der Kooperationsklasse überzeugt. Sie konnte beobachten, dass sich die Kinder im Unterricht gegenseitig helfen und respektieren. „Niemand lacht den anderen aus oder macht sich über dessen Kunstwerke lustig. Man merkt schon, dass die Werkrealschüler in dieser Kooperationsklasse auch einfühlsamer sind als andere.“

Alexander Häfele hat aber auch schon schlechtere Erfahrungen gemacht: „Man kann im Vorfeld nie genau sagen, ob so eine Kooperation funktioniert. Bei älteren Schülern ist es oft schwieriger, Vorurteile abzubauen. Je jünger die Kinder sind, desto besser.“

Die Schattenbilder bleiben auf dem Bus

Dass sich die Schüler in diesem Fall untereinander gut verstehen, wird auch an diesem Mittwoch im Vortragssaal deutlich. Es steht Projektarbeit an. Die Lehrer haben beispielsweise einen Rollator, Ski, Hüte und Taschen mitgebracht. „Wir wollen uns heute verkleiden“, sagt Kerstin Knisel. Und während die Kunstlehrerin den Schülern noch weitere Utensilien und Kleidungsstücke zeigt, hat Kollege Alexander Häfele schon eine Leinwand aufgestellt, hinter der sich die verkleideten Schüler einzeln aufstellen sollen. Der Fotograf platziert sich auf der anderen Seite des großen, weißen Tuches. Das Licht geht aus und der Schatten eines alten, gebückt gehenden Mannes mit Gehhilfe ist auf der Leinwand zu sehen. Ein Lehrer drückt auf den Auslöser seiner Kamera, fertig ist das Schattenbild. An diesem Vormittag entsteht eine Reihe von Bildern, die an einem Bus der Firma Knisel angebracht werden.

Der Abschluss des Projekts fand im Rahmen der Mühlhäuser Kirbe statt. Dort wurde vorgestellt, was die Schüler entworfen haben. „Die Schattenbilder werden auf dem Fahrzeug bleiben“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, Matthias Knisel. Die Arbeit hätte sich sonst gar nicht gelohnt, wenn die Bilder nur ein paar Tage auf dem Bus zu sehen wären. Zudem seien die Schüler sehr stolz auf ihre Arbeit.